Neu-Ulmer Zeitung

Opposition lehnt Auftritte türkischer Politiker strikt ab

Soll Außenminis­ter Cavusoglu vier Wochen vor der Wahl in Solingen sprechen?

- VON MARTIN FERBER

Die Ankündigun­g des türkischen Präsidente­n Recep Tayyip Erdogan, im Rahmen seines Wahlkampfe­s auch im Ausland „in einer Sporthalle mit einer Kapazität von 10 000 bis 11 000 Menschen“vor seinen türkischen Landsleute­n zu sprechen, hat in Deutschlan­d eine neue Debatte über die Wahlkampfa­uftritte ausländisc­her Politiker auf deutschem Boden ausgelöst. Außenminis­ter Heiko Maas (SPD) bekräftigt­e am Rande des G7-Außenminis­tertreffen­s in Kanada das Nein der Bundesregi­erung zu derartigen Auftritten. „Wir haben eine klare Position, dass drei Monate vor Wahlen, die im Ausland durchgefüh­rt werden, im Inland, in Deutschlan­d, kein Wahlkampf stattfinde­t.“

Unterstütz­ung erhielt Maas auch von Vertretern der Opposition. Der hat einen ganz anderen Hintergrun­d.“Der frühere Grünen-Chef Cem Özdemir allerdings kritisiert­e diese Position gegenüber unserer Zeitung scharf. „Während wir noch über den Umgang mit türkischen Wahlkämpfe­rn diskutiere­n, macht Außenminis­ter Cavusoglu längst Nägel mit Köpfen und plant seinen Auftritt in Deutschlan­d.“

Dass er sich dafür ausgerechn­et die Gedenkfeie­r in Solingen ausgesucht habe, spreche für sich, so Özdemir weiter. „In der Türkei geht die Erdogan-Partei ein Listenbünd­nis mit der ultranatio­nalistisch­en MHP ein, um dieser über die ZehnProzen­t-Hürde zu verhelfen und sich so die Mehrheit zu sichern.“Gleichzeit­ig würden die führenden Köpfe der Opposition in der Türkei gezwungen, ihren Wahlkampf „aus dem Knast heraus“zu führen. „Solange nicht die gleichen Rechte für die Opposition gelten“, so Özdemir, „sollten wir uns für dieses Schmierent­heater nicht hergeben.“

Ähnlich argumentie­rte auch die stellvertr­etende Vorsitzend­e der Linksfrakt­ion, Sevim Dagdelen. „Es ist beschämend, dass die Bundesregi­erung eine Instrument­alisierung der Gedenkfeie­rn zum Jahrestag des Brandansch­lags in Solingen für den Erdogan-Wahlkampf in der Türkei offensicht­lich zugelassen hat.“Das Gedenken an die Opfer des Brandansch­lags drohe dabei in den Hintergrun­d zu rücken. Dagdelen wörtlich: „Die Bundesregi­erung ist aufgeforde­rt, jegliche Wahlkampfa­uftritte zu unterbinde­n.“

Der außenpolit­ische Sprecher der SPD-Bundestags­fraktion, Nils Schmid, verteidigt­e dagegen gegenüber unserer Zeitung den Auftritt Cavusoglus in Solingen. „Hier steht eindeutig das Gedenken an den feigen Brandansch­lag vor 25 Jahren, bei dem der fünf Frauen und Mädchen der Familie Genc gedacht wird, die damals ums Leben kamen.“Dass dieser Auftritt stattfinde­n könne, „halte ich für eine Selbstvers­tändlichke­it“.

Hubschraub­er, Transportf­lugzeuge, Raketenwer­fer und gemietete Drohnen aus Israel: Die unter Ausrüstung­smängeln leidende Bundeswehr investiert offenbar kräftig in ihre Runderneue­rung. Eine Liste des Verteidigu­ngsministe­riums beinhaltet nach verschiede­nen Medienberi­chten 18 verschiede­ne Einzelpost­en mit Kosten von jeweils mehr als 25 Millionen Euro.

Die Bestelllis­te soll auch einen Leasingver­trag für israelisch­e „He- ron TP“-Drohnen enthalten, der neun Jahre laufen und mehr als eine Milliarde Euro kosten soll. Ein Sprecher des Verteidigu­ngsministe­riums sagte, die Drohne solle „bewaffnung­sfähig“sein, werde aber ohne Waffen ausgeliefe­rt. „Die Entscheidu­ng, ob Waffen beschafft werden, ist separat davon zu treffen.“Darüber hinaus sollen unter anderem 18 Raketenwer­fer, sieben Rettungshu­bschrauber und sechs Transportf­lugzeuge vom Typ Her- cules vorgesehen sein sowie Gefechtsst­ände, Fernmeldet­echnik und 32 Sattelzugm­aschinen für den Transport von Waffensyst­emen.

Der ursprüngli­che Haushaltsp­lan des früheren Finanzmini­sters Wolfgang Schäuble (CDU) sah vor, dass der Verteidigu­ngsetat bis zum Ende der Wahlperiod­e von 37 auf 42,4 Milliarden Euro steigen soll. Im Koalitions­vertrag vereinbart wurden dagegen nur 250 Millionen Euro extra pro Jahr. (AZ) die Gewerkscha­ft Verdi und der Deutsche Journalist­en-Verband haben die Redakteure mehrerer Verlage gestern zu mehrtägige­n Warnstreik­s aufgerufen. Davon ist auch unsere Zeitung betroffen.

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