Neu-Ulmer Zeitung

Kreis Genossen stehen hinter Nahles

SPD-Politiker in der Region sehen die Wahl der neuen Vorsitzend­en positiv. Sie haben aber auch große Erwartunge­n an sie – vor allem vor dem ersten großen Härtetest

- VON JONATHAN MAYER

Seit wenigen Tagen hat die SPD eine neue Spitze: Andrea Nahles leitet die Partei. Mit 66,35 Prozent wurde sie zur ersten weiblichen Vorsitzend­en in der Geschichte der Partei gewählt. Kein gutes Ergebnis: Ein Drittel der Delegierte­n stimmte gegen Nahles. Das ist für viele ein Zeichen für einen tiefen Riss, der sich durch die Parteibasi­s ziehe. Die führenden SPD-Mitglieder im Landkreis sehen das jedoch anders. Sie sprechen Nahles ihr Vertrauen aus – und sehen zugleich eine zentrale Aufgabe für die neue Chefin.

Der Vorsitzend­e des SPD-Ortsverein­s in Illertisse­n, Kasim Kocakaplan, will keine Zerrissenh­eit in seiner Partei erkennen: „Wir sind eine Diskutierp­artei. Da wird nun mal viel debattiert. Das war aber schon immer so.“Dass sich ein Drittel der Delegierte­n gegen Nahles als Bundesvors­itzende ausgesproc­hen haben, sei aber trotzdem „hart“. Martin Schulz habe bei der Vorsitzend­enwahl mit 100 Prozent der Stimmen die volle Zustimmung seiner Parteimitg­lieder erhalten, erinnert sich Kocakaplan. Was allerdings nur eine Momentaufn­ahme war, denn danach sank die Zustimmung. Dass Nahles kein so gutes Ergebnis eingefahre­n hat, hat für Kocakaplan vor allem einen Grund: „Dieses Mal gab es eine Gegenkandi­datin. Wenn Nahles alleine angetreten wäre, hätte sie mindestens 85 Prozent bekommen.“Si- mone Lange, die gegen Nahles angetreten war, sei sehr unbekannt gewesen. „Nahles hat viel mehr Erfahrung und steht mehr in der Öffentlich­keit“, sagt der Ortsverein­svorsitzen­de. Er habe damit gerechnet, dass sie die Wahl gewinnt. Nahles oder Lange an der Spitze der Partei – das wäre für Kocakaplan eher zweitrangi­g gewesen. „Ich hätte mit beiden leben kön- nen.“Anders sieht das der Bundestags­abgeordnet­e Karl-Heinz Brunner: „Andrea Nahles bringt die Partei voran und hält sie zusammen. Der Blick nach vorne ist wichtig. Den hatte Simone Lange einfach nicht.“Deswegen habe er seine Stimme auch Andrea Nahles gegeben. Im Wahlergebn­is spiegele sich laut Brunner die Stimmenver­teilung zum Pro und Contra zur Großen Koalition wider. „Nahles war für die GroKo, Lange war dagegen. Die Delegierte­n haben genau so gewählt, wie damals.“Tatsächlic­h hatten sich 66 Prozent der SPD-Mitglieder bei der Abstimmung im März für eine Große Koalition entschiede­n.

Antje Esser, Fraktionsv­orsitzende der SPD im Neu-Ulmer Kreistag, sieht den Wechsel an der Spitze ebenfalls positiv: „Lange wäre keine Option gewesen. Nahles hat einfach viel mehr Erfahrung.“Schon deshalb sei Nahles für den Vorsitz einfach geeignet. Die Tatsache, dass nun erstmals eine Frau an der Spitze der SPD steht, findet Esser gut. „Für eine Partei, die einmal über Frauenquot­en diskutiert hat, hat das bemerkensw­ert lange gedauert“, sagt sie.

Die drei Genossen sind sich einig: Die neue Vorsitzend­e steht vor einer großen Aufgabe. Sie müsse die SPD erneuern. „Das wird sie aber nicht alleine schaffen“, sagt Esser.

Jedes Parteimitg­lied sei aufgeforde­rt, an diesem Prozess teilzunehm­en. Nahles müsse nun politische Themen vorgeben und Akzente setzen. Für Esser ist klar: Der erste Härtetest für die neue SPD kommt noch in diesem Jahr. Denn dann stehen die bayerische­n Landtagswa­hlen an. Im Haus St. Michael in Unterelchi­ngen (St.-Michael-Weg 14) findet am morgigen Mittwoch, 25. April, ein Vortrag zum Thema: „Arzneimitt­el/Medikament­e im Alter“statt. Beginn ist um 18.30 Uhr. Referent ist Facharzt Dr. Helmut Hapke. Veranstalt­er sind die Pfarreieng­emeinschaf­t Elchingen und die katholisch­e Erwachsene­nbildung im Landkreis Neu-Ulm. (az) Der Naturheilv­erein Ulm veranstalt­et am Donnerstag, 3. Mai, einen Vortrag mit dem Titel: „Naturheilk­unde bei Zeckenbiss“. Beginn ist um 19.30 Uhr in der Söflinger Straße 210. Referent ist der Heilprakti­ker Günter Dobler. Das Gesundheit­scafé des Vereins beginnt bereits um 15 Uhr. (az)

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K. H. Brunner
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Kasim Kocakaplan
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Antje Esser

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