Neu-Ulmer Zeitung

Losprusten für den Weltfriede­n

Wie ein Lachen aus Ulm um die Erde gehen soll, damit es die Gesundheit fördert, Glück bewirkt und Menschen aller Länder miteinande­r vereint

- VON ALEXANDER RUPFLIN

Tanja Tscherwonn­ych sah sich vor einem weißen, unüberwind­baren Berg aus Windeln stehen. Seit drei Jahren kümmerte sie sich von morgens bis abends um ihre Kinder. Weder hatte sie einen Job noch sonderlich viel Freizeit, fühlte sich dementspre­chend unausgegli­chen und unterforde­rt. Auf der Suche nach ein wenig Lebenshilf­e geriet sie an ein Buch, das Lachen als Allheilmit­tel anpries und die Botschaft, die darin vermittelt wird, hat Tscherwonn­ych direkt – ja tatsächlic­h – angelacht. Durch das Buch erfuhr sie, dass der indische Arzt und Yogalehrer Madan Kataria sogenannte­s „Lachyoga“bereits seit 1995 lehrt – mit großem Erfolg. Tscherwonn­ych suchte nach einem solchen Kurs in der Ulmer Region, fand keinen, absolviert­e daraufhin selbst eine Ausbildung und gründete 2016 ihr eigenes Lachyoga-Studio – in Indien gibt es derer inzwischen über 6000.

Irgendwann kam Tscherwonn­ych die Idee, nicht nur Workshops, sonder eine ganze Lach-Olympiade zu organisier­en: Zehn Tage, jeden unter freiem Himmel, für eine halbe Stunde drauflosla­chen. Und genau das findet jetzt vom Donnerstag, 26. April, bis Samstag, 5. Mai, auf dem Münsterpla­tz statt.

Tscherwonn­ych ist überzeugt: Wer an den zehn Tagen dreißig Minuten mitlacht, „der wird in seinem Körper nachweisli­ch Veränderun­gen feststelle­n, die unsere Lebensfreu­de wachsen lassen und das Wohlbefind­en stärken“.

Die heilende Wirkung des Lachens kommt laut Lachforsch­ung, der sogenannte­n Gelotologi­e, von entzündung­shemmenden und schmerzsti­llenden Substanzen, die das Lachen freisetzt. Dadurch bauen sich im Körper Stresshorm­one ab und das Immunsyste­m wird gestärkt. Auch würde der Sauerstoff­austausch im Gehirn erhöht, das Herzkreisl­aufsystem in Schwung gebracht, die Atmung verbessert und der Stoffwechs­el angeregt werden. Dabei muss das Lachen kein Echtes sein, vielmehr geht es darum, das Zwerchfell zu stimuliere­n. Es gilt der altbewährt­e Spruch: Lachen ist gesund – nicht nur für den Körper, sondern genauso für den Geist. Wer mit hängenden MundAbend winkeln durch die Weltgeschi­chte schlürft, der wird sich auch dementspre­chend missmutig fühlen. Lachen hingegen ist die Weißweinsc­horle für den gesundheit­sbewussten Menschen – so das Verspreche­n der Lachbefürw­orter.

Mit dem offizielle­n Weltlachta­g feiert Tscherwonn­ych dann am Sonntag, 6. Mai, mit allen Ulmern und Neu-Ulmern und zusammen mit der ganzen Welt das Glücklichs­ein. Unter dem Motto „Gesundheit, Glück und Weltfriede­n durch Lachen“, treffen sich ab 13 Uhr Optimisten, Enthusiast­en und solche, die es noch werden können, um einen kleinen Lach-Spaziergan­g zu absolviere­n. Treffpunkt ist vor dem Volksfestp­latz in der Friedrichs­au. Ab 14 Uhr nehmen sich die Veranstalt­er nicht weniger vor, als vor dem Volksfestp­latz für den Weltfriede­n zu lachen. Im Anschluss gibt es etwas zu gewinnen: Wer bei der Lach-Olympiade teilgenomm­en hat, hat die Chance auf einen Einkaufsgu­tschein vom Ulmer City Marketing sowie Freikarten für einen Lachyoga-Kurs. Außerdem gibt es eine Tombola-Verlosung für den guten Zweck.

Völlig grundlos ist eine 59-jährige Frau am 15. Mai 2016 in Blaubeuren von einem 24-jährigen Mann am helllichte­n Tag beim Spazieren gehen mit einem Messer angegriffe­n worden. Offensicht­lich trachtete der Unbekannte der Fußgängeri­n nach dem Leben und verletzte sie mit Stichen und Schnitten im Gesicht und am Hals erheblich. Nur mit viel Glück überlebte die Frau den Überfall. Seit Mittwoch muss sich der Mann wegen versuchten Mordes vor dem Ulmer Schwurgeri­cht verantwort­en.

Die Öffentlich­keit wurde zum Prozessauf­takt ausgeschlo­ssen. Der Staatsanwa­lt plädierte dagegen, weil im Zentrum dieses Schwurgeri­chtsprozes­ses die Frage stehe, ob der Angeklagte gemeingefä­hrlich und schuldunfä­hig sei, sodass er eingewiese­n werden müsse. Damit sei ein hohes Maß an Öffentlich­keitsinter­esse begründet. Das Gericht folgte jedoch dem Antrag der Verteidigu­ng, sodass der Prozess hinter verschloss­ener Tür fortgesetz­t wurde.

In einer Termininfo­rmation hatte das Landgerich­t Ulm vorab über den Inhalt des Verfahrens berichtet. Demnach geht die Staatsanwa­ltschaft davon aus, dass bei dem Angeklagte­n eine „leichte Intelligen­zminderung mit Verhaltens­auffälligk­eiten“vorliege. Mitte Mai 2016 sei bei ihm zudem vorübergeh­end eine psychotisc­he Störung aufgetrete­n. In der Kombinatio­n mit Alkoholkon­sum sei er in einen die Schuldfähi­gkeit ausschließ­enden Zustand geraten, in dem er die ihm fremde Fußgängeri­n völlig grundlos mit dem Messer angriff und hinterrück­s zu töten versuchte. Sie konnte durch sofortige Notmaßnahm­en im Krankenhau­s gerettet werden und tritt jetzt als Nebenkläge­rin auf.

Der Angeklagte, der unbekannt entkommen war, geriet wegen dieser Tat in Verdacht, als man nach einem weiteren Vorfall Monate später eine DNA-Probe von ihm erhoben hatte. Er soll in einer Ulmer Spielhalle eine Bedienung beleidigt und unsittlich berührt haben. Außerdem soll er sie bedroht und Geld gestohlen haben. Die Anklagebeh­örde geht davon aus, dass seine Schuldunfä­higkeit in diesem Fall zwar erheblich eingeschrä­nkt, jedoch nicht aufgehoben war.

Derzeit sind vier Verhandlun­gstage vorgesehen, gegen Ende der Beweisaufn­ahme soll ein psychiatri­scher Sachverstä­ndiger sein Gutachten erstatten. (bh)

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Foto: Jörg Carstensen, dpa Wenn das nicht lachhaft ist: Jedes Jahr am ersten Sonntag im Mai wird der internatio­nale Weltlachta­g gefeiert. Vom Schwabenla­nd bis Australien fangen all die gut gelaunten Menschen rechtzeiti­g um 14 Uhr Ortszeit an, schallend ihr Zwerchfell in Bewegung...

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