Losprusten für den Weltfrieden
Wie ein Lachen aus Ulm um die Erde gehen soll, damit es die Gesundheit fördert, Glück bewirkt und Menschen aller Länder miteinander vereint
Tanja Tscherwonnych sah sich vor einem weißen, unüberwindbaren Berg aus Windeln stehen. Seit drei Jahren kümmerte sie sich von morgens bis abends um ihre Kinder. Weder hatte sie einen Job noch sonderlich viel Freizeit, fühlte sich dementsprechend unausgeglichen und unterfordert. Auf der Suche nach ein wenig Lebenshilfe geriet sie an ein Buch, das Lachen als Allheilmittel anpries und die Botschaft, die darin vermittelt wird, hat Tscherwonnych direkt – ja tatsächlich – angelacht. Durch das Buch erfuhr sie, dass der indische Arzt und Yogalehrer Madan Kataria sogenanntes „Lachyoga“bereits seit 1995 lehrt – mit großem Erfolg. Tscherwonnych suchte nach einem solchen Kurs in der Ulmer Region, fand keinen, absolvierte daraufhin selbst eine Ausbildung und gründete 2016 ihr eigenes Lachyoga-Studio – in Indien gibt es derer inzwischen über 6000.
Irgendwann kam Tscherwonnych die Idee, nicht nur Workshops, sonder eine ganze Lach-Olympiade zu organisieren: Zehn Tage, jeden unter freiem Himmel, für eine halbe Stunde draufloslachen. Und genau das findet jetzt vom Donnerstag, 26. April, bis Samstag, 5. Mai, auf dem Münsterplatz statt.
Tscherwonnych ist überzeugt: Wer an den zehn Tagen dreißig Minuten mitlacht, „der wird in seinem Körper nachweislich Veränderungen feststellen, die unsere Lebensfreude wachsen lassen und das Wohlbefinden stärken“.
Die heilende Wirkung des Lachens kommt laut Lachforschung, der sogenannten Gelotologie, von entzündungshemmenden und schmerzstillenden Substanzen, die das Lachen freisetzt. Dadurch bauen sich im Körper Stresshormone ab und das Immunsystem wird gestärkt. Auch würde der Sauerstoffaustausch im Gehirn erhöht, das Herzkreislaufsystem in Schwung gebracht, die Atmung verbessert und der Stoffwechsel angeregt werden. Dabei muss das Lachen kein Echtes sein, vielmehr geht es darum, das Zwerchfell zu stimulieren. Es gilt der altbewährte Spruch: Lachen ist gesund – nicht nur für den Körper, sondern genauso für den Geist. Wer mit hängenden MundAbend winkeln durch die Weltgeschichte schlürft, der wird sich auch dementsprechend missmutig fühlen. Lachen hingegen ist die Weißweinschorle für den gesundheitsbewussten Menschen – so das Versprechen der Lachbefürworter.
Mit dem offiziellen Weltlachtag feiert Tscherwonnych dann am Sonntag, 6. Mai, mit allen Ulmern und Neu-Ulmern und zusammen mit der ganzen Welt das Glücklichsein. Unter dem Motto „Gesundheit, Glück und Weltfrieden durch Lachen“, treffen sich ab 13 Uhr Optimisten, Enthusiasten und solche, die es noch werden können, um einen kleinen Lach-Spaziergang zu absolvieren. Treffpunkt ist vor dem Volksfestplatz in der Friedrichsau. Ab 14 Uhr nehmen sich die Veranstalter nicht weniger vor, als vor dem Volksfestplatz für den Weltfrieden zu lachen. Im Anschluss gibt es etwas zu gewinnen: Wer bei der Lach-Olympiade teilgenommen hat, hat die Chance auf einen Einkaufsgutschein vom Ulmer City Marketing sowie Freikarten für einen Lachyoga-Kurs. Außerdem gibt es eine Tombola-Verlosung für den guten Zweck.
Völlig grundlos ist eine 59-jährige Frau am 15. Mai 2016 in Blaubeuren von einem 24-jährigen Mann am helllichten Tag beim Spazieren gehen mit einem Messer angegriffen worden. Offensichtlich trachtete der Unbekannte der Fußgängerin nach dem Leben und verletzte sie mit Stichen und Schnitten im Gesicht und am Hals erheblich. Nur mit viel Glück überlebte die Frau den Überfall. Seit Mittwoch muss sich der Mann wegen versuchten Mordes vor dem Ulmer Schwurgericht verantworten.
Die Öffentlichkeit wurde zum Prozessauftakt ausgeschlossen. Der Staatsanwalt plädierte dagegen, weil im Zentrum dieses Schwurgerichtsprozesses die Frage stehe, ob der Angeklagte gemeingefährlich und schuldunfähig sei, sodass er eingewiesen werden müsse. Damit sei ein hohes Maß an Öffentlichkeitsinteresse begründet. Das Gericht folgte jedoch dem Antrag der Verteidigung, sodass der Prozess hinter verschlossener Tür fortgesetzt wurde.
In einer Termininformation hatte das Landgericht Ulm vorab über den Inhalt des Verfahrens berichtet. Demnach geht die Staatsanwaltschaft davon aus, dass bei dem Angeklagten eine „leichte Intelligenzminderung mit Verhaltensauffälligkeiten“vorliege. Mitte Mai 2016 sei bei ihm zudem vorübergehend eine psychotische Störung aufgetreten. In der Kombination mit Alkoholkonsum sei er in einen die Schuldfähigkeit ausschließenden Zustand geraten, in dem er die ihm fremde Fußgängerin völlig grundlos mit dem Messer angriff und hinterrücks zu töten versuchte. Sie konnte durch sofortige Notmaßnahmen im Krankenhaus gerettet werden und tritt jetzt als Nebenklägerin auf.
Der Angeklagte, der unbekannt entkommen war, geriet wegen dieser Tat in Verdacht, als man nach einem weiteren Vorfall Monate später eine DNA-Probe von ihm erhoben hatte. Er soll in einer Ulmer Spielhalle eine Bedienung beleidigt und unsittlich berührt haben. Außerdem soll er sie bedroht und Geld gestohlen haben. Die Anklagebehörde geht davon aus, dass seine Schuldunfähigkeit in diesem Fall zwar erheblich eingeschränkt, jedoch nicht aufgehoben war.
Derzeit sind vier Verhandlungstage vorgesehen, gegen Ende der Beweisaufnahme soll ein psychiatrischer Sachverständiger sein Gutachten erstatten. (bh)