Es regnet Gift
In Franken versprühen Helikopter Pestizide über 1100 Hektar Forstlandschaft. Ziel ist ein Schädling, der auch nach Schwaben kommen könnte. Naturschützer kritisieren die Aktion
Über den Wäldern Frankens donnert Hubschrauberlärm. Seit Montag besprüht ein Helikopter 1100 Hektar Wald aus der Luft mit Pflanzenschutzmitteln, um einen Schädling loszuwerden: den Schwammspinner. Entlang des Mains, südlich von Würzburg, haben es die Raupen dieses Schmetterlings auf Eichen abgesehen. Verantwortlich für die Bekämpfung ist das Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (LWF). Das Ministerium nennt das „Vollzug des Pflanzenschutzgesetzes“. Der Bund Naturschutz drückt es anders aus: Sie töten Schmetterlingskinder und treiben das Insektensterben voran.
Der Waldreferent der Naturschutzorganisation, Ralf Straußberger, kritisiert das Ministerium scharf: „Es kann keine Lösung sein, einfach großflächig Gift zu versprühen.“Zwar verstehe er die Notwendigkeit, den Eichenwald zu schützen – doch die Aktion empfindet er als schlecht geplant. Niemand habe untersucht, ob durch das Insektizid bedrohte unangebracht: „Natürlich wäre es uns lieber, wenn wir kein Gift einsetzen müssten.“Aber er sehe keine andere Möglichkeit, da der Wald sonst absterbe. Selbst wenn die Bäume den Befall der Schwammspinner überleben sollten, würden andere Schädlinge in den folgenden Jahren den Eichen den Rest geben. Und selbst wenn die Bäume all das überleben sollten, würde die Natur darunter leiden: „Vogelnester wären dann völlig ungeschützt vor Fressfeinden und der prallen Sonne. Das überlebt keines der Tiere.“
Anders sieht das der Zell- und Entwicklungsbiologe Robert Hock von der Universität Würzburg. Das Gift töte nicht nur Schmetterlingsraupen: „Die Entwicklung wird genauso bei allen sich zu diesem Zeitpunkt entwickelnden Gliederfüßern wie Insekten, Spinnen, Krebsen, Tausendfüßern und bei Fadenwürmern gestört. Jetzt im Frühjahr beginnen sich sehr viele Käfer, Schmetterlinge, Bienen, Hummeln, Heuschrecken, Libellen und Fliegen zu entwickeln. Sie werden ganz genauso getroffen. Wenn man also von Insektensterben spricht: Hier ist ein