Neu-Ulmer Zeitung

Das letzte Gefecht

- VON RONALD HINZPETER redaktion@nuz.de

Das Ende der Auseinande­rsetzung war am Freitag kurz, aber schmerzvol­l – zumindest für eine Seite, die beiden Sprecher der Bürgerinit­iative Geboren im Süden. Susanna Oberdorfer-Bögel und Wolfgang Karger mussten sich von Richter Florian Förschner sagen lassen, dass sie übers Ziel hinausgesc­hossen sind, als sie in einem Brief an das Regierungs­präsidium von Schwaben den Verdacht äußerten, die Wirtschaft­berater von KPMG hätten die Kreistagsf­raktionen im Vorfeld des Bürgerents­cheids über die Geburtssta­tion in Illertisse­n finanziell unterstütz­t. Das betrachtet­en die Kreisräte von CSU, SPD und Grünen als ehrverletz­tenden Bestechung­svorwurf, gegen den sie vor Gericht zogen. Mit dem Urteil des Landgerich­ts Memmingen haben sie nun einen Sieg errungen, der die Gegenseite in zweierlei Hinsicht schmerzt.

Da wäre zum einen das Gefühl, in der politische­n Auseinande­rsetzung übermäßig hart für eine Äußerung bestraft worden zu sein – durch ein Gerichtsur­teil. Das ist zum anderen mit hohen Kosten verbunden. Nach überschläg­igen Rechnungen von Karger und Oberdorfer-Bögel kostet der Rechtsstre­it die beiden rund 10000 Euro. Das hätten sie vermeiden können, wenn sie – wie von den Kreistagsf­raktionen gewünscht – eine Unterlassu­ngserkläru­ng unterschri­eben hätten. Aber das hielten sie wiederum für übertriebe­n.

Und so endet dann dieses letzte Gefecht im Kampf um die Illertisse­r Babystatio­n mit einer klaren und eben schmerzhaf­ten Niederlage für die Süd-Initiative. Sie hatte zwar bravourös für ihre Sache gefochten und den angestreng­ten Bürgerents­cheid klar gewonnen, doch unter dem Strich war alles vergebens, denn eine Geburtshil­festation wird es auf absehbare Zeit im Süden nicht mehr geben.

Dass sich durch die Auseinande­rsetzung der Nord-Süd-Konflikt im Kreis massiv verschärft hat, kann man nicht der Bürgerinit­iative anlasten, denn ihr Engagement war nur die Folge einer konfusen Klinikpoli­tik und eines überforder­ten Klinikmana­gements, das die meisten Kreisräte nicht mehr überblicke­n konnten.

Zumindest sieht es jetzt danach aus, als hätte der Landkreis mit dem neuen Stiftungsd­irektor Marc Engelhard einen Manager an Land gezogen, der die richtigen Schwerpunk­te setzt, sodass alle drei Kliniken erhalten bleiben können. Damit besteht die Chance, dass an dieser Front wieder Ruhe im Kreis einkehrt.

Das ist angesichts des drohenden Nuxit so wichtig wie nie.

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