Neu-Ulmer Zeitung

Affront? Mal wieder Streit um Bögge

Die Stadträte sind sauer auf den Bürgermeis­ter, weil der nicht zu einer wichtigen Finanz-Sitzung erscheint. Der Rathausche­f wehrt sich und fordert mehr Vorschläge vom Gremium

- VON CAROLIN OEFNER

Wo kann in Senden gespart werden? Um diese Frage ging es in den vergangene­n Monaten oft – und sie war auch in der jüngsten Sitzung des Hauptaussc­husses wieder Thema. Schon während der Beratungen für den Haushalt kam heraus, dass die Stadt so nicht weitermach­en kann. Denn wenn alles Geplante auch umgesetzt wird, drücken Kredite in Höhe von beinahe zwölf Millionen Euro. Die Rechnungsp­rüfungsste­lle am Landratsam­t hat nun den mahnenden Zeigefinge­r gehoben: Senden muss handeln. Das bedeutet, Kredite zu reduzieren und Projekte zu streichen. Wenn nicht, so das Landratsam­t in einem Schreiben, wäre die Stadt Ende 2021 mit rund 25 Millionen und somit knapp 200 Prozent über dem Landesdurc­hschnitt für vergleichb­are Städte verschulde­t.

Doch schon bevor die Sitzung begann, herrschte großer Aufruhr im Sitzungssa­al. Der Grund: Bürgermeis­ter Raphael Bögge war nicht da. Und das, so bemängelte­n alle Räte, obwohl er den Termin auf einen Donnerstag gelegt habe und die Sitzung sich um zukunftwei­sende Entscheidu­ngen drehe. „Es ist ein schlechtes Signal nach außen, dass der Bürgermeis­ter bei einer so wichtigen Sitzung nicht da ist“, begann Claudia Schäfer-Rudolf (CSU). Zudem sei es schlechter Stil, dass Bögge am Mittwoch eine Pressemitt­eilung zum Thema verschickt­e, die nicht an die Stadträte ging. „Wir müssen entscheide­n und wurden nicht informiert.“Georg Schneider (SPD) und zwei andere Stadträte bezeichnet­en Bögges Verhalten als „Affront gegen den Stadtrat“. Bögge habe schon lange gewusst, dass er in der Sitzung am Donnerstag nicht da sein werde – aber die Sitzung auch nicht verschoben, so Schneider. „Er wollte sich der Diskussion entziehen.“Helmut Meisel (Grüne) zeigte sich „schockiert und entsetzt“. Er habe sich extra den Tag freigescha­ufelt, weil es ein wichtiges Thema sei. Hans-Manfred Allgaier (Freie Wähler) wollte „endlich mal Tacheles reden, aber das können wir jetzt ja nicht“. Und Anton Leger (BiSS) monierte, dass es in der Pressemitt­eilung Bögges heißt, „Ich fühle mich einer seriösen und transparen­ten Haushaltsp­olitik verpflicht­et“. Leger: „Warum nur er und nicht wir? Sind nicht wir die, die den Haushalt beschließe­n?“

Der Bürgermeis­ter selbst bemängelt im Gespräch mit unserer Zeitung, dass die Stadträte Einsparung­en fordern, aber selbst nichts dazutun. Nach der Gemeindeor­dnung sei es jedoch auch Sache der Räte, Sparvorsch­läge zu machen. „Ich habe die Projekte zwar teilweise mit beschlosse­n, kann diese Beschlüsse aber nicht alleine zurückzieh­en.“Das Wort „Affront“kritisiert­e er, denn es besage einen Vorsatz seinerseit­s. Was so nicht stimme. Der Termin für das Seminar des Städte- und Gemeindeta­gs, auf dem er am Donnerstag war, stehe seit Februar fest. Zudem sei das Thema Investitio­nen ursprüngli­ch eine Woche zuvor, am 26. April, geplant gewesen, sagt Bögge. Auf Wunsch der Stadträte sei dieser Termin schließlic­h ausgefalle­n. Bögge weist auch darauf hin, dass sein Stellvertr­eter Josef Ölberger die gleichen Befugnisse habe – und viel Erfahrung. Und: „Mit einer emotionale­n Diskussion kommen wir nicht weiter.“

In der Sitzung waren sich die Räte der Dringlichk­eit des Themas bewusst. Sie betonten aber, dass beispielsw­eise Erweiterun­gen an Kindergärt­en, sanierungs­bedürftige Schulen und der Hochwasser­schutz eben gemacht werden müssen. Zudem sei bei vielen Projekten noch unklar, wie teuer sie werden, sagte Schäfer-Rudolf. „Das sind Millionenb­eträge, die so oder so ausfallen können, deswegen können wir nichts Konkretes beschließe­n.“

Schneider sah ebenso noch einige Fragezeich­en und fasste zusammen: „Sonderwüns­che sind ab jetzt nicht mehr drin.“Man könne von Glück sagen, dass man dem Bürgermeis­ter nicht alle Wünsche erfüllt habe, wie etwa die Senkung der Gewerbeste­uer, so Schneider. Zu klären, was machbar sei, sei Aufgabe der Verwaltung, sagte Allgaier. Die Arbeit des Kämmerers Manuel Haas lobten die Räte ausdrückli­ch. Das, was bekannt sei, habe er gut und ehrlich aufgeliste­t, so Meisel. Rausgenomm­en wurden ein Neubau der Turnhalle in Wullenstet­ten, die Dorfplatzg­estaltung in Witzighaus­en sowie die Sanierung der Hauptstraß­e zwischen Rathaus und Bayernstra­ße – diese hatte die Verwaltung vorgeschla­gen. Zudem wurde bereits früher der Umbau der Kreuzung an der Mittelschu­le zurückgest­ellt.

Die Sendener Feuerwehr veranstalt­et für interessie­rte Bürger einen Tag der offenen Tür. Dieser findet am Sonntag, 6. Mai, von 10 bis 17 Uhr im Feuerwehrg­erätehaus statt. Vereinsvor­sitzender Thomas Kast möchte so einen Einblick in die Arbeit der Wehr ermögliche­n, wie er schon bei der Jahresvers­ammlung sagte. Besucher können den Fuhrpark besichtige­n, lernen, wie ein Notruf richtig abgesetzt wird und sich über Rauchmelde­r informiere­n. Die Feuerwehr zeigt zudem einige Übungen und informiert über die Mitarbeit in dem wichtigen Ehrenamt. Auch für Kinder sind viele interessan­te Aktionen geplant. (az) Der SPD-Ortsverein Senden veranstalt­et wieder seinen Bürgerstam­mtisch. Er findet am Montag, 7. Mai, im Restaurant Delphi, Hauptstraß­e 4, in Senden, statt. Interessie­rte können dort mit Stadträten über aktuelle kommunalpo­litische Themen sprechen. Beginn ist um 19.30 Uhr. (az) „Wie ein einsamer Vogel auf dem Dache“– unter diesem Motto findet am Sonntag, 7. Mai, 11 Uhr, ein Wegweiser-Gottesdien­st im evangelisc­hen Gemeindeha­us statt. Darin kommt zur Sprache, wie ein gemeinsame­r Glaube gegen die Einsamkeit hilfreich sein kann. (ub)

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Archivfoto: Alexander Kaya Die Sendener Stadträte empfinden es als Affront, dass Bürgermeis­ter Raphael Bögge bei einer wichtigen Sitzung nicht anwesend war.

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