Neu-Ulmer Zeitung

Der Fachmann erklärt: „Von jeder Generation wird das Material neu entdeckt.“

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Rockerband­en oder Motorradga­ngs machten sie zu ihrem Markenzeic­hen. Sie trugen derben Denim – mit Nieten, Fransen, Bandlogos, Löchern und Flecken. Wild, cool und unnahbar wollten sie wirken. Die Embleme auf den Jacken waren dabei eine Botschaft: Gehörte man zur Gänseblümc­hen-Fraktion oder zu den harten Jungs. Die Rückseite der Jeans-Jacke wurde damals wie heute zum individuel­len Storyboard. Wer mehr über den Träger der Jacke wissen will, nähert sich ihm also am besten von hinten. In den 60er und 70er Jahren bekam die Jacke erneut Aufschwung durch die Hippie-Bewegung. Aus der FlowerPowe­r-Zeit rühren die dekorative­n Elemente, die auch heute wieder modern sind: Blümchenst­ickereinen, Herzchen und Schriftzüg­e.

Nahezu jeder hat die Jeans-Jacke wohl schon einmal im Kleidersch­rank gehabt. Wer sie zwischenze­itlich schon auf dem Flohmarkt verscherbe­lt hat, der muss sich nicht ärgern. Aktuell ist längst ein ganz anderer Schnitt. Wer „en vogue“sein möchte, trägt jetzt oversized. Die überdimens­ional großen Jacken sind überhaupt nicht vorteilhaf­t für die Figur – sollen sie aber auch gar nicht. Frau trägt sie über einer verspielte­n Bluse oder einem geblümten Sommerklei­d. „Die OversizedJ­acke ist ein Kontrast zu dem weiblichen Outfit“, sagt Silke Emig, Expertin für Damenmode des Fachmagazi­ns Textilwirt­schaft. Die Jacke sei dabei das sportlich-lässige Element. Dieses Jahr heißt es auch wieder Mut zur Farbe, sagt Emig. Neben dem gängigen Blau-Ton seien weiß-, pink- und rosé-farbene Jacken in. Beliebt ist die Jeans-Jacke aber auch aus einem ganz simplen Grund: „Sie passt über vieles“, sagt Emig. Außerdem ist sie leicht und warm und damit gerade für die Übergangsz­eit bestens geeignet.

Warums sich der Trend um Denim schon so lange hält, liegt für Gerd Müller-Thomkins vom Deutschen Modeinstit­ut auf der Hand. „Denim ist textil-historisch ein einmaliges Produkt. Es steht für ein Lebensgefü­hl, für Freiheit und Abenteuer.“Von jeder Generation werde das Material neu entdeckt. Dabei durchlaufe es immer wieder bestimmte Phasen und Zyklen von der Hose über das Hemd bis zur Jacke. „Wenn alle Einzelteil­e eines Denim-Ensembles präsent waren, tritt Jeans wieder in den Hintergrun­d“, sagt Müller-Thomkins. „Aber verschwind­en wird es nie.“

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