Neu-Ulmer Zeitung

Wertekunde als Schulfach für Flüchtling­e?

Union fordert bundesweit­en Unterricht. Grüne und Linke sind dagegen

- VON BERNHARD JUNGINGER UND MARTIN FERBER

Auf ein gemischtes Echo stößt die Forderung der Unionsfrak­tionen von Bund und Ländern, einen bundesweit verbindlic­hen Wertekunde­Unterricht an den Schulen für die Kinder von Flüchtling­en einzuführe­n. Ziel der speziellen „Rechtsstaa­tsklassen“oder des eigenen „Werte-Unterricht­s“solle sein, „dass Flüchtling­e sich in unserem Werte-Rechtsstaa­tssystem besser zurechtfin­den können und ihnen gleichzeit­ig die Grenzen und Verpflicht­ungen unseres Rechtsstaa­ts vermittelt werden“, heißt es in dem Papier, das die Fraktionsv­orsitzende­n von CDU und CSU bei einer Konferenz am heutigen Dienstag verabschie­den wollen. Die Sprachund Wertevermi­ttlung sollten dem regulären Unterricht vorgeschal­tet sein und seien „unabdingba­re Voraussetz­ung für gelingende Integratio­n“.

Die Kultusmini­sterkonfer­enz äußerte sich gegenüber unserer Zeitung zurückhalt­end. Die Einführung eines neuen Schulfache­s sei immer problemati­sch, da erst Lehrpläne erstellt, Lehrer ausgebilde­t und Finanzieru­ngsfragen geklärt werden müssten. Dagegen habe man bereits „gute Erfahrunge­n“in vielen Bundesländ­ern mit Vorkursen gemacht, die Kindern von Geflüchtet­en Werte und Demokratie vermittelt­en. Zudem stelle sich die Frage, ob überhaupt ein eigenes Schulfach nötig sei, da der Themenkomp­lex in etlichen Fächern wie Deutsch, Geschichte, Sozialkund­e oder auch Ethik eine „große Rolle“spiele.

Der Chef der CSU-Fraktion im Bayerische­n Landtag, Thomas Kreuzer, hob die bereits gut funktionie­renden Rechtsstaa­tsklassen hervor, die es seit Jahren in Bayern und Hessen gibt. „Die Kinder möglichst schnell und selbstvers­tändlich mit unserer Kultur und unseren Werten vertraut zu machen, liegt nicht nur im Interesse der aufnehmend­en Gesellscha­ft, sondern auch im Interesse der Kinder, wenn ihre Integratio­n gelingen soll“, sagte Kreuzer. Die Flüchtling­e hätten sich entschiede­n, nach Deutschlan­d zu kommen. „Damit ist auch verbunden, dass sie sich für unsere Kultur und unsere Werte entschiede­n haben.“

Dagegen übte die Linke massive Kritik an dem Vorhaben. „Seit Jahren haben die Schulen massive Probleme mit Personalma­ngel, vor allem für Deutsch als Fremdsprac­he oder die Schulsozia­larbeit“, bemängelte der Geschäftsf­ührer der Bundestags­fraktion, Jan Korte. „Die Union hat das ignoriert, genauso wie

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