Der Schwimmunterricht fällt ins Wasser
Immer weniger Kinder in Bayern können richtig schwimmen. Ein Grund: An einigen Schulen gibt es zu wenige qualifizierte Lehrer. Das ist aber längst nicht das einzige Problem
In Täfertingen liegen Grundschule und Schwimmbad nur knapp einen Kilometer auseinander. Ein kurzer Weg für die Schüler zum Schwimmunterricht, davon träumen andere Schulen nur. Doch trotzdem gibt es an der Schule im Landkreis Augsburg keinen Schwimmunterricht. Das ist in Bayern kein Einzelfall. Auch in anderen Regionen lernen immer weniger Kinder schwimmen.
Was steckt hinter diesem Problem? In Täfertingen ist der Grund, dass Lehrer mit der nötigen Zusatzqualifikation fehlen. Manfred Linder ist Sportreferent der Regierung von Schwaben. Er kann die Situation im Neusässer Stadtteil nicht nachvollziehen: „Da hat was in den letzten Jahren nicht funktioniert.“Der Schulleiter oder das Schulamt seien gefragt, rechtzeitig Lehrer mit einem Schwimmschein einzuplanen. Ohne diese Berechtigung, die auf Fortbildungen erworben wird, dürfen Lehrer keinen Schwimmunterricht geben. Wer allerdings Sport studiert hat, hat die Berechtigung automatisch.
Argumente der Kollegen, dass der Schwimmunterricht mit viel Aufwand verbunden und sehr anstrengend sei, kennt Linder. Aber er sagt: „Durch regelmäßige Fortbildungen werden diese Ängste gezielt genommen.“Und es gebe auch andere Wege, um den Schwimmunterricht einfacher für die Lehrer zu gestalten. „Es könnten zwei Klassen gemeinsam mit zwei Lehrern gehen, dann können auch die Kinder individueller betreut werden“, sagt der Sportreferent. Beispielsweise überwacht ein Lehrer die besseren Schwimmer, der andere den Rest. Zudem könnten auch Hilfskräfte oder Eltern mithelfen. „Voraussetzung ist ein Rettungsschwimmerabzeichen in Bronze“, ergänzt Linder.
Dass es zu wenige Lehrer mit einer Zusatzqualifikation gibt, kann nach Angaben des bayerischen Kultusministeriums aber generell nicht der Grund dafür sein, dass immer weniger Schüler schwimmen lernen. Denn in den vergangenen drei Jahren habe die Zahl der Lehrer mit Schwimmschein stetig zugenommen. Die Umsetzung der Lehrplaninhalte aber – in denen auch der Schwimmunterricht geregelt ist – obliege der Verantwortung der jeweiligen Schule oder des Schulam- tes, heißt es aus dem Kultusministerium. Was die Sache nicht unbedingt einfacher macht: „Die Kurse finden während der eigentlichen Unterrichtszeit unter der Woche statt“, sagt Sportreferent Linder. Die Schulen müssten ihre Lehrer dafür freistellen.
Für Michael Förster von der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) ist es ein großes Problem, wenn der Schwimmunterricht Zahl der Hallenbäder nimmt im Freistaat immer weiter ab. Derzeit gibt es in Bayern 910 öffentliche Bäder. Rund ein Drittel davon ist sanierungsbedürftig. Seit 2005 wurden 43 Bäder dicht gemacht, aktuell sind 44 von einer Schließung bedroht. Wie schwierig die Situation ist, wird etwa im Landkreis DonauRies deutlich. Rund um Nördlingen gibt es nur ein Hallenbad. Der östliche Teil des Landkreises hat indes vier Bäder, in Monheim, Rain, Donauwörth sowie in Asbach-Bäumenheim. „Sind keine Schwimmbäder verfügbar, wird es schwer für Schulen, den Unterricht anzubieten“, sagt Linder. Dann stelle sich die Frage, ob sich die Fahrt zu einem Bad überhaupt lohnt.
Die Kreiswasserwacht Nordschwaben und die DLRG im Landkreis Donau-Ries haben vor kurzem die Ergebnisse aus einer OnlineUmfrage vorgestellt. Mit erschreckendem Ergebnis: Aus der Umfrage geht hervor, dass nur jedes dritte Kind im Landkreis Schwimmunterricht erhält. Für Sportreferent Linder ist das nicht zufriedenstellend: „Unser Ziel ist es, dass die Kinder als Schwimmer die Grundschule verlassen.“ Die Technische Hochschule Ingolstadt (THI) bekommt ein Fraunhofer Anwendungszentrum für Vernetzte Mobilität und Infrastruktur. Das hat Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) bei seinem Antrittsbesuch in Ingolstadt verkündet. Ziel des Zentrums ist, „die Forschung im Bereich der vernetzten Mobilität und Infrastruktur zu intensivieren“. Söder sprach sich zudem klar für die bereits Anfang des Jahres beschlossene THIErweiterung aus. Laut Söder sollen bereits bis 2030 10 000 Studenten in Ingolstadt studieren. In einem ersten Bauabschnitt würden 60 Millionen Euro investiert. (kuepp)