Einstein steht unter Personenschutz
Seit Samstag schmücken 500 Figuren des Nobelpreisträgers den Münsterplatz. Doch mancher würde einen der Mini-Physiker lieber bei sich zu Hause sehen – das ist sogar möglich
Da verbringt der Einstein keine 48 Stunden auf dem Münsterplatz, schon wird er entführt: Ein Mann hat am Montag kurz nach Mitternacht versucht, eine der 500 kleinen PVC-Figuren des Künstlers Ottmar Hörl zu entwenden. Der 33-Jährige klemmte sich den wehrlosen, 95 Zentimeter großen Einstein unter den Arm und machte sich möglichst unauffällig mit der Beute Richtung Kornhausplatz aus dem Staub. Dort kam dem Dieb allerdings ein Streifenwagen entgegen, der Täter begann zu rennen, wurde eingeholt, die Polizei befreite den Einstein aus der Gewalt seines Entführers – und der junge Mann konnte anstelle eines Kunstwerks eine Strafanzeige mit nach Hause nehmen.
Der kleine Nobelpreisträger verweilt inzwischen wieder bei seinen 499 Artgenossen. Und zwar unter ständigem Personenschutz. Die Stadt hat einen Sicherheitsdienst engagiert, der 24 Stunden am Tag auf die graugrünen, blauen und bronzefarbenen Figuren achtgibt. Um höchste Sicherheit zu garantieren, kommen die Einsteine nach dem ersten Entführungsversuch jetzt nachts sogar in Schutzhaft: Das Sicherheitspersonal treibt die Figuren zusammen und in einen Käfig aus Bauzäunen. So kann der SecurityDienst leichter ein Auge auf seine Schützlinge haben.
Schon am Samstagabend, wenige Stunden, nachdem die Figuren vom Künstler Ottmar Hörl am Münsterplatz aufgestellt worden waren, hatte eine JunggesellenabschiedsTruppe eine der Einstein-Miniaturen als Trophäe zweckentfremdet, sie später aber wieder unbeschadet zurückgebracht.
„Wir waren natürlich nicht so naiv, die Einstein-Figuren einfach unbeschützt auf dem Münsterplatz stehen zu lassen“, sagt Ulms Kulturbürgermeisterin Iris Mann. Man rechne bei solchen Aktionen immer damit, dass der ein oder andere in Versuchung gerät, sich ein Stück Kunst ins eigene Wohnzimmer zu stellen. Aber mit so einem starken Interesse an den PVC-Figuren habe selbst sie nicht gerechnet. „Grundsätzlich ist es aber toll, dass das Kunstwerk so gut ankommt.“Nur so weit, dass man die Figuren gleich stehlen will, sollte die Begeisterung dann eben doch nicht gehen.
Die kleinen Einsteine stehen im Eigentum der Stadt, die die Figuren von Künstler Ottmar Hörl erworben hat. Um die Kosten für die in Grenzen zu halten, soll jeder, der will, einen Mini-Physiker von der Stadt kaufen können.
„Wir gehen davon aus, dass am Ende alle Figuren weg sein werden“, schätzt Bürgermeisterin Mann. Ein paar der Einstein-Miniaturen werde die Stadt allerdings selbst behalten. Schon jetzt wurde für 50 Stück Interesse angekündigt – jeweils zu einem Preis von 300 Euro. Sich für einen Einstein des Diebstahls strafbar zu machen, ist also gar nicht notwendig. Fälle von Vandalismus sind bisher übrigens keine aufgetreten. Die Bürger scheinen schlicht großes Interesse an den PVC-Figuren gefunden zu haben.
Mit der Aktion „Mensch Albert“will die Stadt Ulm Albert Einstein den Menschen im öffentlichen Raum auf leichte Weise näherbrinKunstaktion gen. Das ist ganz offensichtlich gelungen. O
Wer eine Einstein Figur erwer ben möchte, wendet sich an den Muse umsshop des Museum Ulm oder an die Tourist Information Ulm/Neu Ulm. Die Ausstellung „Mensch Albert“ist bis zum 3. Juni auf dem Münsterplatz zu sehen. Parallel zeigt das Museum Ulm eine Aus stellung mit Werken Ottmar Hörls.