Das geniale blaue Männchen
Da fiel den Verantwortlichen sicher ein Stein vom Herzen: Ein trunkener Einstein-Dieb wurde gerade noch rechtzeitig von der Polizei geschnappt, bevor er seine Beute aus der Innenstadt abtransportieren konnte. Beflügelt vom Genuss hochgeistiger Getränke hatte der Täter sich bemüßigt gefühlt, seinen eher niederen Besitzwünschen nachzugeben.
Doch ein Genie klaut man nicht so einfach. Dabei scheint das manchen ja reichlich verlockend: Pack den Mann, der die Welt bewegt hat, und bewege ihn in deinen Garten, denn der Künstler Ottmar Hörl und die Stadt Ulm haben den Geistesriesen auf Eigenheimgröße verzwergt.
Nun kann jeder, der die Relativitätstheorie sowieso nicht begriffen hat, deren Schöpfer anfassen und ein wenig herumschleifen. Das geht in diesem Fall – und jetzt kommt ein ganz, ganz alter Witz, ohne den kein Text über Einstein veröffentlicht werden darf – relativ einfach. So ist der Lauf der Welt: Wer etwas Großes schafft, der muss sich heutzutage gefallen lassen, manchmal auf oder im Ulmer Fall gerne unter den Arm genommen zu werden. 500 kleine Alberts warten nun also bis zum 2. Juni darauf, hin und her geschoben zu werden, bis sie womöglich in einem Garten landen, um dort die bereits vorhandene Zwergenbevölkerung zu überragen.
Was man nun davon halten mag, dass der berühmteste Ulmer Albert Einstein ein weiteres Mal als Marketingobjekt herhalten muss? Nun ja. Es gibt ihn schließlich schon als Kühlschrankmagneten, als alkoholhaltiges Gebäck oder als Flaschenetikett für ein „geniales Bier“. Da ist er ja als handliche blaue Plastikfigur, die beliebig durch Raum und Zeit verschoben werden kann, noch gut bedient.