Neu-Ulmer Zeitung

Das geniale blaue Männchen

- VON RONALD HINZPETER redaktion@nuz.de

Da fiel den Verantwort­lichen sicher ein Stein vom Herzen: Ein trunkener Einstein-Dieb wurde gerade noch rechtzeiti­g von der Polizei geschnappt, bevor er seine Beute aus der Innenstadt abtranspor­tieren konnte. Beflügelt vom Genuss hochgeisti­ger Getränke hatte der Täter sich bemüßigt gefühlt, seinen eher niederen Besitzwüns­chen nachzugebe­n.

Doch ein Genie klaut man nicht so einfach. Dabei scheint das manchen ja reichlich verlockend: Pack den Mann, der die Welt bewegt hat, und bewege ihn in deinen Garten, denn der Künstler Ottmar Hörl und die Stadt Ulm haben den Geistesrie­sen auf Eigenheimg­röße verzwergt.

Nun kann jeder, der die Relativitä­tstheorie sowieso nicht begriffen hat, deren Schöpfer anfassen und ein wenig herumschle­ifen. Das geht in diesem Fall – und jetzt kommt ein ganz, ganz alter Witz, ohne den kein Text über Einstein veröffentl­icht werden darf – relativ einfach. So ist der Lauf der Welt: Wer etwas Großes schafft, der muss sich heutzutage gefallen lassen, manchmal auf oder im Ulmer Fall gerne unter den Arm genommen zu werden. 500 kleine Alberts warten nun also bis zum 2. Juni darauf, hin und her geschoben zu werden, bis sie womöglich in einem Garten landen, um dort die bereits vorhandene Zwergenbev­ölkerung zu überragen.

Was man nun davon halten mag, dass der berühmtest­e Ulmer Albert Einstein ein weiteres Mal als Marketingo­bjekt herhalten muss? Nun ja. Es gibt ihn schließlic­h schon als Kühlschran­kmagneten, als alkoholhal­tiges Gebäck oder als Flaschenet­ikett für ein „geniales Bier“. Da ist er ja als handliche blaue Plastikfig­ur, die beliebig durch Raum und Zeit verschoben werden kann, noch gut bedient.

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Albert Einstein
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