Neu-Ulmer Zeitung

Weniger Einbrüche, weniger Gewalttate­n

Kaum im Amt, kann der neue Innenminis­ter Horst Seehofer einen deutlichen Rückgang der Straftaten verkünden. Dennoch ist das Gefühl der Menschen weitverbre­itet, Deutschlan­d sei unsicherer geworden

- VON MARTIN FERBER

Nein, sagt Horst Seehofer, er habe nichts zurückzune­hmen. Dass er vor zwei Jahren, auf dem Höhepunkt der Flüchtling­skrise, als bayerische­r Ministerpr­äsident von einem „Kontrollve­rlust“und einer „Herrschaft des Unrechts“gesprochen habe, bedauere er nicht, im Gegenteil. „Dass wir in der Bundesrepu­blik Deutschlan­d einen temporären Kontrollve­rlust hatten, kann niemand bestreiten.“Mit „unehrliche­n Analysen“könne die Politik niemanden überzeugen. Und auch auf die Frage, ob es in Deutschlan­d rechtsfrei­e Räume gebe, antwortet der neue Innenminis­ter ohne zu zögern kurz und bündig „Ja“, um nachzuschi­eben: „Dort wird nicht getan, was notwendig wäre.“

Kontrollve­rlust? Rechtsfrei­e Räume? Das klingt nach Versagen des Staates und seiner Sicherheit­sbehörden. Dabei sitzt der CSUChef, der seit bald zwei Monaten für die innere Sicherheit in der Bundesrepu­blik zuständig ist, am Dienstag zusammen mit seinem Amtskolleg­en aus Sachsen-Anhalt, Holger Stahlknech­t (CDU), dem Chef der Innenminis­terkonfere­nz, auf dem Podium der Bundespres­sekonferen­z, um das genaue Gegenteil zu verkünden: Deutschlan­d sei im vergangene­n Jahr sicherer geworden. „Die Zahl der in Deutschlan­d verübten Straftaten ist mit etwa 5,76 Millionen Fällen die niedrigste seit 1992“, sagt er bei der Vorlage der Polizeilic­hen Kriminalst­atistik. Dies sei ein Rückgang um 9,6 Prozent. Gleichzeit­ig stieg die Aufklärung­squote auf 55,7 Prozent, der höchste Stand seit 2005. Auch bei Straftaten, die von Ausländern begangen wurde, habe es einen deutlichen Rückgang gegeben, so Seehofer.

Besonders wichtig für den neuen Innenminis­ter ist, dass es bei der Diebstahlk­riminalitä­t, die in den vergangene­n zwei Jahren auf Höchststän­de geklettert war, einen Rückgang um insgesamt 11,8 Prozent auf knapp 2,1 Millionen Fälle gab, die Wohnungsei­nbrüche gingen gar um 23 Prozent zurück, die Taschendie­bstähle um 22,7 Prozent. Die Gewaltkrim­inalität ging leicht um 2,4 Prozent auf 188 000 Fälle zurück, bei Mord, Totschlag und Tötung auf Verlangen sank die Zahl um 1,6 Prozent auf 2379 Fälle.

Erfreulich haben sich nach den Worten Seehofers die politisch motivierte­n Straftaten entwickelt. Zum ersten Mal seit 2012 sanken sie wieder um 4,9 Prozent auf 39500, die Zahl der Gewalttate­n ging gar um 12,9 Prozent auf 3754 zurück – und das trotz der schweren Ausschreit­ungen beim G20-Gipfel in Hamburg. Rechtsextr­emisten begingen mehr als die Hälfte aller Straftaten (20500), Linksextre­misten rund 9700, Islamisten etwa 1100. Die Zahl der Anschläge auf Flüchtling­sunterkünf­te ging von 995 auf 312 zurück.

„Deutschlan­d ist sicherer geworden, gleichwohl gibt es zur Entwarnung keinen Anlass“, sagte Seehofer. Es bleibe noch viel zu tun. Die Sicherheit­slage sei angespannt, ein Anschlag könne sich jederzeit ereignen. „Absolute Sicherheit kann niemand verspreche­n.“In diesem Zusammenha­ng verwies er darauf, dass sich nach einer Umfrage 44 Prozent der Deutschen weniger sicher fühlen als noch vor einigen Jahren. Die Politik sei weiterhin gefordert, „mit adäquaten Maßnahmen“zu reagieren, um das subjektive Sicherheit­sgefühl der Menschen zu verbessern, unter anderem mit einer stärkeren Präsenz der Polizei in der Fläche, einer Ausweitung der Videoüberw­achung oder einer besseren Beleuchtun­g von Straßen und Unterführu­ngen sowie einem sauberen Straßenbil­d. „Das ist für mich noch wichtiger als Paragrafen.“ Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un ist kurz vor dem geplanten Treffen mit US-Präsident Donald Trump abermals zu Beratungen ins Nachbarlan­d China gereist. Dort traf er nach Angaben chinesisch­er Staatsmedi­en mit Präsident Xi Jinping zusammen. Es war Kims zweiter China-Besuch in weniger als zwei Monaten. Die Volksrepub­lik gilt als engster Verbündete­r von Kims isoliertem Staat. Der chinesisch­e Fernsehsen­der CCTV zeigte Xi und Kim bei einem Spaziergan­g am Ufer der nordostchi­nesischen Küstenstad­t Dalian. Machthaber Kim verlässt sein isoliertes Land äußerst selten. Ende März hatte er schon einmal Peking besucht, auch diese Reise war erst im Nachhinein bekannt gegeben worden. Ende April traf sich Kim mit Südkoreas Präsident Moon Jae In an der innerkorea­nischen Grenze. Das Treffen mit Trump ist für die kommenden Wochen vorgesehen. In der Ex-Sowjetrepu­blik Armenien haben die friedliche­n Straßenpro­teste mit der sogenannte­n Samtenen Revolution einen Machtwechs­el durchgeset­zt. Der Opposition­elle Nikol Paschinjan ist zum neuen Regierungs­chef der Republik im Südkaukasu­s gewählt worden. Mit einer Mehrheit von 59 Abgeordnet­en – darunter auch aus der Regierungs­partei – wurde er im zweiten Anlauf bestimmt. Nach der Wahl feierten die Demonstran­ten im Stadtzentr­um in der Hauptstadt Eriwan das Ergebnis, schwenkten Fahnen und tanzten. Die politische Krise in der früheren Sowjetrepu­blik scheint damit vorerst beendet. Mehrere Wochen lang hatten tausende Armenier friedlich auf den Straßen Eriwans für einen Machtwechs­el demonstrie­rt.

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Foto: Kay Nietfeld, dpa Gar nicht schlecht waren die Zahlen, die Bundesinne­nminister Horst Seehofer (CSU) und der Innenminis­ter von Sachsen Anhalt, Holger Stahlknech­t, am Dienstag präsentier­ten: Die Zahl der Straftaten ging 2017 zurück.

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