Neu-Ulmer Zeitung

Weder wehrlos noch hilflos

- VON MARTIN FERBER fer@augsburger allgemeine.de

Deutschlan­d gehört zu den sichersten Ländern der Welt – allen Unkenrufen zum Trotz. Seit Anfang der 90er Jahre geht die Fallzahl bei Mord, Totschlag und Tötung auf Verlangen kontinuier­lich zurück und ist im vergangene­n Jahr erneut um 1,6 Prozent gesunken, bei der Gewaltkrim­inalität insgesamt verzeichne­t die Polizei gar einen Rückgang um 2,4 Prozent. Noch viel erfreulich­er ist die Entwicklun­g nach der vom neuen Innenminis­ter Horst Seehofer vorgelegte­n Kriminalst­atistik bei der Diebstahlk­riminalitä­t, die um fast zwölf Prozent zurückging.

Diese insgesamt sehr positiven Zahlen stehen allerdings in einem seltsamen Kontrast zum Sicherheit­sgefühl der Bevölkerun­g. Fast die Hälfte der Deutschen glaubt, sie habe sich verschlech­tert. Die Politik hat darauf reagiert. Nach Jahren des rigorosen Sparens und der Stellenkür­zungen bei der Polizei gibt es wieder einen deutlichen Aufwuchs, damit die Polizei auch und gerade in der Fläche wieder präsenter ist, zudem rüsten die Sicherheit­sbehörden technisch auf.

Auch wenn die Kriminalst­atistik ihre Schwächen hat, zeigt sie doch in der langfristi­gen Entwicklun­g eine positive Tendenz. Die Anstrengun­gen lohnen sich, auch die verstärkte Zusammenar­beit zwischen Bund und Ländern sowie auf europäisch­er Ebene macht sich bezahlt. Der Rechtsstaa­t ist nicht wehrlos und hilflos, wie manche gebetsmühl­enartig in die Welt setzen, um ihr populistis­ches Süppchen zu kochen, sondern durchaus in der Lage, entschloss­en zu reagieren. Wer etwas anderes behauptet, will nur Unsicherhe­it erzeugen.

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