Die Nudelprinzessin aus dem Allgäu
Pasta gehört zum Lieblingsessen der Deutschen. Eine kleine Manufaktur punktet mit ausgefallenen Geschmacksrichtungen
Dass Michaela Wolf ein Nudelfan ist, wird jedem sofort klar, der ihren Laden in Wiedergeltingen im Unterallgäu betritt. Auf dem kleinen Besuchertisch steht ein Blumenstrauß gespickt mit Nudelpackungen, an der Wand tickt eine Uhr in Pasta-Optik und auch Michaela Wolf selbst trägt eine Schürze, auf der eine große Portion Spaghetti prangt. Es verwundert niemanden, dass sie von Freunden und Familie neckisch „Die Nudelprinzessin“genannt wird. Vor zwei Jahren hat sie sich mit ihrer „Nudelmanufaktur Wolf“selbstständig gemacht. In ihrem Einfraubetrieb produziert sie fünf bis zehn Tonnen Nudeln pro Jahr. Wolf setzt auf Bioprodukte – eine Nische innerhalb der Branche. Dort Fuß zu fassen, ist ein harter Kampf. „Bis man sich einen Namen gemacht hat, ist es schwierig“, sagt die 45-Jährige.
Das Erfolgsrezept der Nudel dagegen ist denkbar einfach: Hartweizengrieß vermischt mit Wasser. Die Teigwaren gehören zum Lieblingsessen der Deutschen. Sie sind in nur wenigen Minuten zubereitet, machen satt und sind vielfältig. nachgefragt, vor allem dort, wo die Getreidesorten wachsen. Doch ihr Verkaufsanteil sei gering. „Das sind Trends, die kommen und gehen. Was bleibt, ist die klassische Nudel aus Hartweizengrieß“, sagt Margrander.
Auch bei den Nudeln von Michaela Wolf ist die Grundzutat Hartweizengries. Sie stellt ihre Pasta nach italienischer Rezeptur her. Das bedeutet ohne Ei. Dann fügt sie Kräuter, Gewürze oder Obst und Gemüse hinzu. In kleinen Mengen bietet sie auch Nudeln aus Dinkelmehl oder fast vergessenen Getreidesorten wie Rotkornweizen, Emmer, Einkorn oder Urdinkel an.
Das Besondere: Ihre Nudeln haben eine raue Oberfläche, damit sie später die Soße besser aufnehmen können. Bis zu 24 Stunden trocknen ihre Teigwaren, statt in Sekunden im Industrie-Trockner auszudörren, erklärt Wolf. Das geht nur in einer kleinen Manufaktur.
Doch ihr Trumpf sind die über 50 verschiedenen Geschmacksrichtungen. Darunter richtig ausgefallene Sorten wie Pfefferminz-Nudeln, Weißwurst-Nudeln, AndechserWildkräuter-Nudeln, Bier-Nudeln, Lebkuchen-Nudeln, Vanille-Nudeln und Preiselbeer-Nudeln – eine willkommene Abwechslung für den Gaumen. Diese Geschmacksvielfalt und die Formen sind ihr Alleinstellungsmerkmal. Sie bietet neben klassischen Bandnudeln und Fussili auch die muschelförmigen Conchiglie und die röhrenförmigen Paccheri an.
Zu ihren Kunden zählen Bio- und Unverpackt-Läden in Augsburg, Bamberg und Österreich. Denn als kleine Manufaktur kann sie ihre Pasta auch ohne Verpackung liefern. „Große Konzerne können diese Nachfrage nicht bedienen“, sagt die gelernte Industriekauffrau.
Regionale und biologische Zutaten sind Michaela Wolf bei ihrer Produktion wichtig. Die Kräuter zupft sie von Hand auf einem BioBauernhof, ihr Mehl bezieht sie von einer Mühle im Allgäu. „Regional kann man viel besser Kontakt zu seinen Lieferanten pflegen. Und ich bin der Meinung, man sollte sich gegenseitig unterstützen.“Ihre Preise sind dementsprechend hoch. 250 Gramm Nudeln kosten bei ihr ab drei Euro aufwärts. Trüffel-Nudeln liegen bei sieben Euro. Ein stolzer Preis, doch die ausgefallenen Geschmacksrichtungen haben ihre Abnehmer. Pro Monat macht Michaela Wolf etwa 2000 Euro Umsatz. Viel bleibt davon nicht übrig, aber sie kann auf die Unterstützung ihrer Familie zählen. Es ist zu wenig, um davon zu leben. Aber genug, um ihren Traum als Nudelherstellerin weiterzuverfolgen.