Neu-Ulmer Zeitung

Auch linksextre­mistische Gruppen protestier­en mit

-

gemeinsame Sache machten, diskrediti­eren sich selbst, kritisiert deshalb CSU-Generalsek­retär Markus Blume: „Bei der Demo sind linke Chaoten dabei, die mit Staat und Polizei schon immer auf Kriegsfuß stehen.“

Kritik, die man in dem Bündnis nicht nachvollzi­ehen kann: Sie sei sehr froh, dass der Protest auf einer breiten gesellscha­ftlichen Basis stehe, sagt etwa die Grünen-Politikeri­n Ulrike Gote. Die CSU sollte sich zudem lieber mit den Argumenten der PAG-Gegner auseinande­rsetzen, „als sich darüber zu beschweren, wer da protestier­t“, schimpft Gote. Allerdings räumen Mitglieder des Bündnisses hinter vorgehalte­ner Hand ein, dass nicht alle Unterstütz­er immer korrekt argumentie­ren.

So heißt es etwa auf einem überall in München an Laternen oder Briefkäste­n angebracht­en leuchtend roten Aufkleber unter der Überschrif­t „Wir sind alle verdächtig! #noPAG“, nach dem neuen Gesetz dürften „PolizistIn­nen u. a. Explosions­mittel mit sich tragen“. Tatsächlic­h bleibt der Besitz etwa von Handgranat­en wie bislang auf die beiden SEK-Einheiten in München und Nürnberg beschränkt. Ein Einsatz ist zudem nur auf ausdrückli­che Freiga- be der Polizeifüh­rung im Einzelfall möglich.

Auch die pauschale Behauptung auf den Aufklebern, die Polizei dürfe künftig private Briefe oder E-Mails „lesen, kopieren, löschen, verändern“sei nicht korrekt, beteuert Landespoli­zeipräside­nt Wilhelm Schmidbaue­r. Richtig sei, dass im Zuge einer Online-Durchsuchu­ng auf richterlic­he Anordnung etwa eine digitale Anleitung zum Bombenbau manipulier­t werden könnte. Persönlich­es sei dagegen durch das neue Gesetz sogar besser geschützt als bislang – weil etwa die Ergebnisse einer Telefonübe­rwachung künftig zuerst von einer unabhängig­en Stelle gefiltert werden müssten.

Es würden viele unbegründe­te Ängste gegen das Gesetz geschürt, kritisiert Schmidbaue­r: So beschränke sich etwa die geplante DNA-Analyse „auf äußere körperlich­e Merkmale, die man für eine Fahndung braucht“. Auch die neuen Möglichkei­ten der Videoüberw­achung seien weit von „Big Brother“entfernt: Nach einem Gesicht könne die Polizei auch künftig nur gezielt und bei einer konkreten Gefahr fahnden. Ohne konkrete Gefahr soll die Polizei mit Videohilfe etwa bei Großverans­taltungen nur nach unbeaufsic­htigten Koffern oder Rucksäcken suchen dürfen. Mit 49 eigenen Videokamer­as sei man allerdings auch hier weit weg von einer Totalüberw­achung, argumentie­rt der Polizeiche­f.

Viele der laut Landtags-SPD 35 neuen Polizeibef­ugnisse fußten allerdings auf dem rechtlich unbestimmt­en Begriff der „drohenden Gefahr“und seien auch inhaltlich nicht ausreichen­d begründet, kritisiert­e dagegen der Münchner Richter und PAG-Experte Markus Löffelmann bei einer Podiumsdis­kussion in München: „Der Bürger weiß oft nicht, wann genau die Polizei eingreifen darf.“Dies sei auch aus juristisch­er Sicht „hochproble­matisch“. Zudem lege das bayerische Gesetz die auf die Terrorismu­sbekämpfun­g bezogene Rechtsprec­hung des Bundesverf­assungsger­ichts zum BKAGesetz „sehr breit für das gesamte Aufgabensp­ektrum der Polizei“aus. Dies führe dazu, dass bayerische Polizisten „bei der Gefahrenab­wehr künftig mehr Möglichkei­ten haben als das BKA bei der Terrorabwe­hr“. Allein dies sei unter dem Gesichtspu­nkt der Verhältnis­mäßigkeit fragwürdig.

Die „drohende Gefahr“liege nun einmal „im Bereich der Prognose“, kritisiert auch der SPD-Rechtsexpe­rte Franz Schindler: „Und Prognosen können auch falsch sein.“Die „Vorverlage­rung der Eingriffss­chwelle“auf die reine Möglichkei­t einer Straftat durch das neue Polizeiges­etz hält Schindler grundsätzl­ich für den falschen Weg: „Man sollte nicht den Eindruck erwecken, man könnte alle Straftaten verhindern, wenn die Polizei nur die geeigneten Befugnisse dazu hätte“, mahnt er: „Denn dies wäre dann kein freiheitli­cher Rechtsstaa­t mehr.“ Wegen einer Dachsanier­ung nach Sturmschäd­en steht vorübergeh­end einer der beiden Türme des Augsburger Doms ohne seine krönende Kugel da. Nachdem bereits das üblicherwe­ise auf der Kugel montierte Kreuz abgenommen wurde, schwebte am Montag auch die Kugel des Nordturms aus etwa 60 Metern Höhe per Kran zu Boden. Demnächst soll nun die Kugel geöffnet werden. Kirchenhis­toriker warten gespannt auf die Öffnung, weil bei Bauarbeite­n am Südturm 1999 in der dortigen Kugel eine Urkundenbü­chse und Münzen aus vergangene­n Jahrhunder­ten gefunden wurden. (AZ)

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany