Glaubwürdigkeit
Auch unsere Zeitung hat in ihrer Samstagausgabe über Bestsellerautor und Benediktinerpater Anselm Grün (unser Foto) berichtet, der als wirtschaftlicher Leiter der Abtei Münsterschwarzach in der Finanzkrise an der Börse rund 10 Millionen Euro verloren habe. So berichtete es die Katholische Nachrichten-Agentur mit Bezug auf die Bunte, der Grün das in einem Interview gesagt hatte. Angeblich.
Denn am Dienstag verwahrte sich Grün in einem Facebook-Beitrag dagegen: „Ich bin sehr ärgerlich, dass die Bunte das Interview mit Nina Ruge, das um den Weg zur inneren Zufriedenheit kreiste, dazu benutzt hat, auf einmal die Aussagen über Geld, die nach dem Interview stattfanden, so reißerisch aufzumachen.“Er habe keine „Millionen verzockt“, sondern nur gesagt, „dass in der Finanzkrise 2008 natürlich unser Depot für einige Zeit im Minus war“. Dem widersprach am Mittwoch die Bunte-Redaktion auf Anfrage unserer Zeitung. „Pater Anselm Grün hat im Rahmen eines Doppelinterviews mit Nina Ruge u. a. ausführlich über das Thema Geld und seine zum Teil risikobehafteten Anlagestrategien gesprochen. Dieses Thema machte einen nicht unerheblichen Teil des Interviews aus. In diesem Zusammenhang nannte er selbst den Betrag von 10 Millionen Euro.“Sowie: „Sämtliche Zitate liegen mit Zustimmung von Pater Anselm als Tonaufzeichnung vor.“Seine Aussagen seien innerhalb des Interviews getätigt worden und nicht danach. Damit geht es nun um eine Frage der Glaubwürdigkeit. Der Süddeutschen Zeitung hatte Grün 2010 über seine größte Fehlspekulation gesagt, er habe mit argentinischen Staatsanleihen „drei Millionen Euro Miese gemacht“, dies mit Russland-Anleihen aber wettgemacht. Hätte die CD im Kinder-CD-Player seiner Tochter nicht vor rund fünf Jahren gesponnen, wäre Patric Faßbender vielleicht immer noch Kreativdirektor einer Werbeagentur und Marcus Stahl Manager in einem Elektronik-Unternehmen. Auf jeden Fall würden in tausenden Kinderzimmern keine bunten Lautsprecherboxen stehen, mit denen sogar die ganz Kleinen selbstständig Musik und Hörspiele anhören können, ohne dabei auf Endgeräte oder Speichermedien der Eltern angewiesen zu sein.
Weil sie die zerkratzten CDs ihrer Kinder leid waren und es keine Alternativen gab, kündigten die Väter ihre Jobs und tüftelten an einer Alternative. Heraus kam die Toniebox, jenes digitale Audiosystem, das in den vergangenen knapp zwei Jahren rund 260000 Kinderzimmer erobert hat und auf das es zurzeit wieder viele Eltern abgesehen haben. Faßbender und Stahl waren von ihrer Erfindung überzeugt, auf einen derartig großen Erfolg aber nicht eingestellt gewesen. Seit Weihnachten hatte es immer wieder Lieferengpässe für das 80-Euro-Gerät gegeben. Inzwischen sind die Produktionskapazitäten angepasst, nun gibt es wieder Tonieboxen zu kaufen.
Konkret funktionieren die so: In der Toniebox sind Tracks abgespeichert, die über WLAN aus der Toniecloud in die Box gelangen. Durch das Aufsetzen einer gechipten Kunststoff-Spielfigur, einem Tonie, bekommt die Box das Signal, die entsprechenden Tracks abzuspielen. Klopfen auf die linke Würfelseite bedeutet: ein Track weiter. Klopfen auf die rechte: ein Track zurück. Laut und leise können die Kinder einstellen, indem sie auf ein großes oder kleines Ohr an der Toniebox klicken. Keine Lust mehr auf Töne: Tonie von der Box entfernen.
Mit ihrer „knopflosen“Erfindung haben die beiden Väter eine Marktlücke geschlossen. „Das Feedback ist überwältigend“, sagt Faßbender. Mehr als zwei Millionen Tonies wurden seit Herbst 2016 verkauft, einer kostet um die 15 Euro, das Gerät selbst 80 Euro. Inzwischen gibt es nicht nur die bekanntesten Hörspiele als Tonies, sondern auch individuell bespielbare Figuren. Aus acht Mitarbeitern der Boxine GmbH wurden 50. Umsatz 2017: 17 Millionen Euro.
Übrigens: Autor Paul Maar ist Tonie-Fan. Zum ersten Mal überhaupt habe er genehmigt, das Sams als Spielfigur zu produzieren, sodass ein Tonie daraus werden konnte, sagt Faßbender. Die Tonie-Familie wächst weiter. Bis Ende 2018 soll es über 150 der Hörfiguren geben.