Der Mann, der nicht nur seine Grenzen kennt
Peter Lauber leitet das Günzburger Vermessungsamt – inzwischen zum zweiten Mal. Seine Behörde ist für fast 245 000 Flurstücke zuständig. Was ihm an der alten neuen Aufgabe gefällt
Akkurat, das gibt Peter Lauber gerne zu, müsse es für ihn schon irgendwie sein. Vermutlich ist das eine Berufskrankheit. Denn Lauber, der in Gessertshausen im Landkreis Augsburg wohnt, ist einer, der die Welt – die bayerische jedenfalls – vermessen hat. Jetzt leitet er bereits zum zweiten Mal das Günzburger Vermessungsamt, das auch für den Landkreis Neu-Ulm zuständig ist.
37 Mitarbeiter sind in der staatlichen Behörde in der Augsburger Straße beschäftigt. Der Verkehr auf der direkt am Haus und der Günzburger Innenstadt vorbeiführenden Straße schafft Lärm, der bei geöffnetem Fenster nicht zu überhören, ja lästig ist. Mal kurz lüften und telefonieren, das kann man sich abschminken, sagt die Mitarbeiterin sinngemäß, die im Erdgeschoss vor einem der Fenster die Verkehrsampel direkt vor ihren Augen hat – zum Greifen nah.
Ein Stockwerk darüber, am Ende des Ganges hat Lauber sein Amtszimmer. Der Chefposten im Günzburger Vermessungsamt könnte die letzte berufliche Station des 59-Jährigen sein, der zuletzt im Finanzministerium das Referat geleitet hat, das für Personal, Haushalt, Organisation, Öffentlichkeitsarbeit und die Grundatzangelegenheiten der Vermessungsverwaltung in Bayern zuständig ist. Lauber hatte auch damit zu tun, die Verwaltung als Folge des Stoiberschen Spardiktats effizienter zu organisieren. Das hat den Personalabbau beschleunigt. Seit Mitte der 90er Jahre bis 2013 ist ungefähr jeder Dritte in der Vermessungsverwaltung eingespart worden. Die Zuständigkeitsbereiche der meisten Ämter wurden größer.
Die Günzburger Behörde ist das beste Beispiel dafür: Memmingen war früher für den Altlandkreis Illertissen und Mindelheim für den Krumbach zuständig. Das alles ist Vergangenheit. Von Günzburg aus sind die Vermessungstrupps inzwischen in den gesamten Landkreisen Günzburg und Neu-Ulm unterwegs. Die Fläche, in der gearbeitet wird, hat um fast 50 Prozent zugenommen.
Später musste Lauber im Finanzund Heimatministerium die „Heimatstrategie“umsetzen – also Behörden aufs Land verlagern. Konkret bedeutet das: Letztlich werden mehr als ein Fünftel der 1000 Beschäftigten nicht mehr direkt im Münchner Landesamt für Digitalisierung, Breitband und Vermessung – so der offizielle Titel –, sondern an anderen Standorten ihren dezentralen Arbeitsplatz haben.
Vielleicht war’s ja zuviel der strategischen Überlegungen, der endlosen Konferenzen und Besprechungen. Der vierfache Familienvater antwortet nicht direkt auf die Frage, warum es ihn als dritthöchsten Mann in der bayerischen Vermessungsverwaltung wieder nach Günzburg gezogen hat. Es sei auf seinen Wunsch hin geschehen, sagt er. Hier sei er „zurück an den Wurzeln“. Außerdem erlebe er so wieder unmittelbarer das Ergebnis der Vermessungsarbeit und die Reaktionen darauf.
Nicht immer sind die zwölf Messtrupps, die sich neun Dienstfahrzeuge teilen und die in der Regel zwischen März und Weihnachten ausschwärmen, erwünscht. Etwa dann nicht, wenn wegen einer Gebäudeveränderung (Ausbau, Neubau) die Vermesser auftauchen – und ihre Dienstleistung ohne Auftrag, aber dafür gebührenpflichtig anbieten. Bei einem Einfamilienhaus muss mit etwa 1150 Euro gerechnet werden. Dass dies gesetzlich so vorgeschrieben ist, meint Lauber, ist für die unfreiwillig beglückten Kunden sicher das schwächste Argument. Dass damit das Eigentum auf den Zentimeter genau amtlich festgestellt werde, ziehe schon eher.
In der Tat sind die Instrumente, die elektronischen Tachymeter, so genau, dass sie manchmal sogar den Millimeter bestimmen können. Mit einem Feldrechner, einem außendiensttauglichen PC, geraten die erfassten Angaben in einen vollautomatischen Datenfluss und werden bayernweit in die entsprechenden Systeme eingespielt.
Die GPS-Technik wird zusätzlich eingesetzt, um Festpunkte zu bestimmen, die der Ausgang für genaue Vermessungen sind.
„Angewandte Mathematik verbunden mit einer Outdoortätigkeit“waren für Peter Lauber die idealen Bausteine für einen erfüllenden Beruf. Noch vor 25 Jahren waren die Vermessungen nicht nur mit einem Aufenthalt in der Natur, sondern auch mit einer nicht zu unterschätzenden körperlichen Anstrengung verbunden. Die Fixpunkte damals wurden in Dreiecksform bestimmt. Kirchtürme wurden bestiegen und in die Vermessung als solche Punkte einbezogen. Ein eigener Bautrupp war damit beschäftigt, bis zu 50 Meter hohe Aluminiumtürme zu bauen, wo sonst die Aussicht fehlte. Hohe Bäume, auf die wie auf die Türme geklettert werden musste, dienten ebenfalls als wertvolle Hilfe dieser „Triangulierung“. An BäuAltlandkreis men hatte Lauber ausreichend Auswahl, denn er arbeitete damals im Bayerischen Wald.
Die Vermessung von Grundstücken und Gebäuden, die Führung des Liegenschaftskatasters, die Abgabe von Katasterauszügen analog und digital, die Beratung von Kommunen beim Geodateneinsatz und die Fachaufsicht über die Feldgeschworenen gehören zu den Aufgaben des Vermessungsamtes.
An Bedeutung haben die Ämter gewonnen, weil sie – eingeführt durch den heutigen Ministerpräsidenten Markus Söder – noch etwas dazu bekommen haben: die Breitbandberatung. Noch vor Jahren wurde die Versorgung mit schnellem Internet im Flächenland Bayern von der Staatsregierung massiv unterschätzt. Inzwischen ist ein 1,5 Milliarden Euro umfassendes Programm aufgelegt, von dem Lauber zufolge gut die Hälfte verbraucht sei. Die Vermessungsämter – 51 gibt es davon in Bayern und weitere 22 Außenstellen – haben einen Überblick über den Versorgungsstand. Und sie begleiten die Kommunen in dem neunstufigen Förderverfahren.
Für Lauber schließt sich ein Kreis, wieder in Günzburg zu sein. Die augenblickliche Kampagne der Stadt „Glücklich in Günzburg“könne er sehr gut nachvollziehen. „Ich bin glücklich in Günzburg“, sagt er. Und dass er nun auf Schloss Reisensburg zum dritten Mal wegen ein und desselben Amtes im Mittelpunkt stand (Mai 2000 Einführung, Januar 2005 Verabschiedung, Mai 2018 Einführung), ist ebenso ungewöhnlich wie die Tatsache, dass er als Behördenleiter zugleich Vorgänger und Nachfolger von Herbert Völk ist.
Dass das Mobiliar in seiner Behörde etwas taugt, hat er inzwischen bestätigt bekommen. Denn mit der Neuausstattung des generalsanierten Dienstgebäudes war Lauber im Jahr 2001 betraut.
Zwei Unfallfluchten sind der Neu-Ulmer Polizei am Mittwoch gemeldet worden. Bei Parkremplern entstand jeweils Sachschaden. Zwischen 8 und 17 Uhr wurde ein auf einem Firmenparkplatz in der Von-Liebig-Straße geparkter Kleinwagen angefahren. Hierdurch entstand an der linken Fahrzeugseite ein Sachschaden in Höhe von etwa 250 Euro. Der Verursacher entfernte sich anschließend, ohne seinen gesetzlichen Pflichten nachzukommen. Eine weitere Verkehrsunfallflucht ereignete sich dann am Abend auf dem Parkplatz eines Sportplatzes in der Thalfinger Straße in Burlafingen. Dabei wurde ein silberner Opel von einem unbekannten Fahrzeug am linken hinteren Kotflügel gerammt. Bei dem Zusammenstoß entstand ein Sachschaden von etwa 300 Euro. Auch in diesem Fall suchte der Verursacher anschließend das Weite, ohne sich zu melden. In beiden Fällen werden Zeugen gebeten, sich persönlich oder telefonisch unter der Rufnummer 0731/80130 bei der Polizeiinspektion Neu-Ulm zu melden. (az)