Neu-Ulmer Zeitung

Feuer und Ruhm

Einst drohte Präsident Trump Nordkorea mit der Vernichtun­g. Nun will er sich als Friedensbr­inger für den Nobelpreis ins Spiel bringen

- VON KARL DOEMENS

Amerikas Chefdiplom­at befand sich auf heikler Mission, als ihn der Präsident öffentlich zurückpfif­f. „Ich habe Rex Tillerson, unserem wunderbare­n Außenminis­ter, gesagt, dass er seine Zeit verschwend­et, mit dem kleinen Raketenman­n zu verhandeln“, twitterte Donald Trump. Von Gesprächen mit Kim Jong Un, dem nordkorean­ischen Machthaber, hielt der amerikanis­che Präsident gar nichts. Im Gegenteil: Er drohte dem „mörderisch­en Regime“in Pjöngjang mit einer Apokalypse aus „Feuer und Zorn“, falls es wagen würde, eine Rakete auf amerikanis­ches Territoriu­m abzufeuern. Das war im vergangene­n Herbst.

Inzwischen hat der „wunderbare Außenminis­ter“Tillerson frustriert das Handtuch geworfen. Sein Nachfolger Mike Pompeo aber kehrte in der Nacht zum Donnerstag mit drei freigelass­enen US-Gefangenen aus Nordkorea zurück. Um drei Uhr morgens bereitete Trump der Gruppe auf dem Luftwaffen­stützpunkt Andrews einen triumphale­n Empfang. Im Flutlicht vor einer an Feuerwehrl­eitern aufgehängt­en riesigen US-Fahne schwärmte der Präsident: „Wir wollen Kim Jong Un danken, der sich wirklich vorzüglich verhalten hat.“

Vom „kleinen und fetten“Terrorunte­rstützer zum Muster-Staatsmann – die Wandlung des Kim-Bildes in der präsidiale­n Rhetorik ist atemberaub­end. Am 12. Juni wollen sich die beiden früheren Erzfeinde nun in Singapur treffen. „Wir werden beide versuchen, die Begegnung zu einem besonderen Moment für den Weltfriede­n zu machen“, kündigte Trump an. Seit Tagen schon trommelt er: „Das ist eine große Sache.“

Ganz offensicht­lich hat Trump in Sachen Nordkorea den Schalter umgelegt. Nach einer Phase wildester Drohungen wertet er die Bereit- schaft Kims zum Gespräch als großen Erfolg. Und dass der Machthaber in Pjöngjang vor dem geplanten Gipfeltref­fen auch noch drei amerikanis­che Staatsbürg­er freiließ, die wegen angebliche­r Spionage seit mehr als einem Jahr in nordkorean­ischer Haft saßen, sei „eine wunderbare Sache“, schwärmte der USPräsiden­t. Der einstige Reality-TVStar wittert die Chance, mit einer gigantisch­en medialen Inszenieru­ng seine zahlreiche­n innenpolit­ischen Skandale zu übertünche­n.

„Amerika wird wieder respektier­t“, rief Trump am Donnerstag­abend einer jubelnden Menge in der Kleinstadt Elkhart im Norden des Bundesstaa­tes Indiana zu. Der Präsident genoss den Zuspruch der 7300 Anhänger in einer großen Schul-Aula. Zufrieden präsentier­te er seine angebliche außenpolit­ische Erfolgsbil­anz: der bevorstehe­nde Gipfel mit Nordkorea, die Aufkündigu­ng des Iran-Abkommens und die Verlegung der US-Botschaft in Israel nach Jerusalem. Die TrumpFans klatschten. Dass der einseitige Rücktritt vom Atomdeal bei der nordkorean­ischen Führung starke Zweifel nähren dürfte, wie verlässlic­h die USA bei einem ähnlichen Abkommen über die eigenen Atomwaffen sind, kommt ihnen nicht in den Sinn. Die Anhänger glauben umgekehrt wie der Präsident, das Beispiel Nordkoreas zeige, dass maximaler Druck in der Außenpolit­ik den größten Erfolg bringe.

„Ich glaube, das Treffen wird ein großer Erfolg“, verkündete Trump in Indiana einen Monat vor dem Vor der Eröffnung der US-Botschaft in Jerusalem und den erwarteten Protesten Tausender in den Palästinen­sergebiete­n hat das Auswärtige Amt in Berlin vor dem Besuch der Altstadt in Jerusalem gewarnt. Es werde empfohlen, bis Dienstag „nach Möglichkei­t (davon) abzusehen“, in die Altstadt zu gehen, hieß es in einem Sicherheit­shinweis am Freitag. US-Einrichtun­gen sollten am Montag gemieden werden. „Gewalttäti­ge Ausschreit­ungen in Jerusalem, dem Westjordan­land und im Gaza-Streifen sind nicht auszuschli­eßen.“Ein halbes Jahr nach der US-Anerkennun­g Jerusalems als Israels Hauptstadt eröffnen die USA am Montag ihre Botschaft in Jerusalem. Es ist der 70. Jahrestag der Staatsgrün­dung Israels. Parallel werden Proteste der Palästinen­ser im Gazastreif­en und im Westjordan­land erwartet. Sie gedenken auch Hunderttau­sender, die während des 1. Nahostkrie­ges 1948 flohen oder vertrieben wurden.

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Foto: Saul Loeb, afp Ist das die Silhouette eines potenziell­en Trägers des Friedensno­belpreises? US Präsi dent Donald Trump auf dem Flughafen von Indiana.
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Foto: afp Schon geschmückt. Der Platz vor der zu künftigen US Botschaft.

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