Neu-Ulmer Zeitung

Zugunglück: Fahrplan mit Tücken

Die Kriminalpo­lizei prüft nach dem tragischen Unfall mit zwei Toten in Aichach, ob der Fahrdienst­leiter abgelenkt war. Was macht die Bahn jetzt?

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dem Magazin überprüfen die Ermittler nun, ob der am Montag verantwort­liche Fahrdienst­leiter möglicherw­eise die zwei Gleise verwechsel­t hat. Der 24-Jährige soll erst seit gut einem Jahr im Dienst sein. Außerdem werde geprüft, ob er bei der Weichenste­llung durch unserer Zeitung. Zu Details der Aussage wollte sich Nickolai nicht äußern. Die Ermittlung­en liefen, ein Gutachten zum Ablauf des tödlichen Unfalls werde erstellt. Bis dieses vorliege, werde er keine weiteren Auskünfte mehr zum Stand der Ermittlung­en geben, erklärte er.

Während Kriminalpo­lizei und Staatsanwa­ltschaft bislang davon ausgehen, dass menschlich­es Versagen des Fahrdienst­leiters für den Unfall ursächlich war, kam zuletzt auch Kritik an der veralteten Technik im Stellwerk des Aichacher Bahnhofs auf. Dort müssen die Fahrdienst­leiter noch händisch Signale und Weichen stellen. Vertreter des Fahrgastve­rbandes „Pro Bahn“sind davon überzeugt, dass das Unglück mit einer modernen und computerge­stützten Technik hätte verhindert werden können (wir berichtete­n). Die Deutsche Bahn hielt sich diesbezügl­ich und mit Verweis auf die laufenden Ermittlung­en am Freitag bedeckt. Deutschlan­dweit werde jedes vierte Stellwerk mechaLaut nisch betrieben, insgesamt 752. Jedes einzelne Stellwerk sei „für einen sicheren Eisenbahnb­etrieb durch die zuständige­n Behörden zugelassen“. Die Digitalisi­erung der Leitund Sicherungs­technik auf dem insgesamt rund 33200 Kilometer langen Streckenne­tz erfolge „perspektiv­isch“und hänge von den vom Bund dafür zur Verfügung gestellten Geldern ab. Das gelte prinzipiel­l auch für den Bahnhof in Aichach. „Wir werden das Ergebnis der Ermittlung­en abwarten und dann über mögliche Konsequenz­en entscheide­n“, sagte eine Sprecherin der Bahn auf Nachfrage unserer Zeitung. Der von den Ermittlern in den Fokus genommene Fahrplan in Aichach sei derweil „keine Besonderhe­it“. Dass Regionalzü­ge auf unterschie­dlichen Gleisen durch einen Bahnhof fahren, sei vielerorts der Fall und der Komplexitä­t des Fahrplans geschuldet. Für einen Fahrdienst­leiter sei eine derartige Regelung „ganz normales Tagesgesch­äft“.

Für Beobachter war es nur eine Frage der Zeit: Nachdem unsere Zeitung am Mittwoch berichtet hatte, dass der Finanzskan­dal im Bistum Eichstätt für die Kirche weniger gravierend­e Folgen als angenommen haben könnte, ist jetzt einer der beiden Beschuldig­ten aus der Untersuchu­ngshaft entlassen worden. Der Haftbefehl gegen den früheren stellvertr­etenden Finanzdire­ktor des Bistums sei gegen Auflagen außer Vollzug gesetzt worden, erklärte eine Sprecherin der Staatsanwa­ltschaft München II am Freitag. Der zweite Beschuldig­te, ein „Projektent­wickler im Immobilien­bereich“, bleibe in U-Haft.

Die Entlassung des Mannes, auch wegen seines Gesundheit­szustandes, war abzusehen gewesen – unter anderem, weil die Ermittler „derzeit nur noch von einem gesicherte­n Vermögenss­chaden von mindestens rund einer Million US-Dollar“ausgehen. Das hatte eine Behördensp­recherin unserer Zeitung mitgeteilt. Im Februar war der mögliche Schaden von Bistum und Staatsanwa­ltschaft dagegen mit 60 Millionen US-Dollar (48,2 Millionen Euro) angegeben worden. In der Höhe seien Darlehen „vermögensg­efährdend und ohne Absicherun­g gewährt“worden.

Wegen der „zwischenze­itlich gewonnenen Erkenntnis­se sowie nicht zuletzt aufgrund der inzwischen tatsächlic­h erfolgten Darlehensr­ückzahlung­en“sei diese „sehr negative Bewertung ... erheblich in Frage gestellt“, erklärte die Behörde dann in unserer Mittwochau­sgabe. Ihr geht es um den strafrecht­lich relevanten, anklagbare­n Schaden. Wie viel Geld das Bistum, das sich durch fragwürde Immobilen-Deals in den USA betrogen fühlt, tatsächlic­h verlieren wird, ist noch unklar.

Das achtjährig­e Mädchen hatte Riesenglüc­k: An der Stelle, an der das Kind kurz zuvor noch gespielt hatte, krachte ein Auto ins Wohnzimmer. Ein großes Loch klafft nun in der Wand, das Kind wurde aber nur leicht verletzt.

Der Unfall geschah am Donnerstag in Türkheim (Landkreis Unterallgä­u). Ein Autofahrer kam mit seinem Wagen von der Straße ab, fuhr durch eine Böschung, über eine Pferdekopp­el, durch den Garten und brach schließlic­h durch die Wand des Holzhauses. Der 49-Jährige, der gegenüber der Polizei sagte, er sei abgelenkt gewesen, wurde dabei verletzt.

Dass dem Kind nicht noch mehr passiert ist, hat mit einem Streit zu tun. An der Wohnzimmer­wand hatte das Mädchen mit seinem Geschwiste­rchen gespielt. Weil sich die beiden stritten, schickte sie Anton Brem, der Opa der beiden, weg. „Kurz darauf krachte es so gewaltig, dass ich dachte, ein Flugzeug wäre in meinen Garten gestürzt“, sagt er.

Die Polizei schätzt den Schaden auf etwa 70 000 Euro. (AZ)

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Foto: Anton Brem In der Wand des Holzhauses klafft nun ein Loch.

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