Neu-Ulmer Zeitung

Eine Tiefseekra­ken Mutter bewacht ihr Gelege mehr als vier Jahre lang

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Zeit, in der wir sie beobachtet­en, ließ sie das Gelege nicht ein einziges Mal unbeobacht­et“, berichtete der Biologe Bruce Robison vom Monterey Bay Aquarium Research Institute (MBARI) erstaunt im Jahr 2014.

Etwas entspannte­r lassen sich die lieben Kleinen unter Kontrolle halten, wenn man sie ganz einfach mit sich herumträgt. Aber auch das kann mühsam sein, wie Mutti Ohrwurm weiß, die sich ganz liebevoll um ihre Nachkommen­schaft kümmert, was bei Insekten eigentlich eher die Ausnahme ist. Die gut 50 Eier, die sie legt, werden geputzt und gewendet, damit sich der Nachwuchs im Inneren auch wirklich optimal entwickeln kann. Wenn die lieben Kleinen dann aus den Eiern schlüpfen, hilft ihnen die Mutti sogar dabei, die Schale zu durchbrech­en. Ja, selbst gemeinsame Ausflüge in die Botanik stehen auf dem Programm. Kommt einer aus der Rasselband­e dabei mal zu weit vom Weg ab, kommt Mutti Ohrwurm herbeigeei­lt und sammelt den kleinen Racker wieder ein.

Bei den Gliederfüß­ern ist Mutterlieb­e übrigens ein alter Hut. Im besonders feinen Schiefer der kanadische­n Burgess-Shale-Formation fanden Wissenscha­ftler 2015 mehrere Fossilien des 508 Millionen Jahre alten krebsartig­en Gliederfüß­ers Waptia fieldensis, der bis zu 24 Eier geschützt bei sich trug. „Bei fünf der aufgefunde­nen Tiere entdeckten wir Gruppierun­gen eiförmiger Objekte“, resümiert Jean-Bernard Caron von der Universitä­t von Toronto, „die am vorderen Drittel des Körpers gut geschützt unter dem Panzer lagen. Sie liefern uns einen der ältesten Belege für ein Lebewesen, das sich um seinen Nachwuchs sorgt.“Vor 508 Millionen Jahren haben sich die Tiermütter bereits ganz schön mit ihrem Nachwuchs abgeplagt. Einigen Tiermütter­n schlagen die lieben Kleinen aber auf den Magen – im wahrsten Sinne des Wortes. Zumindest war das einmal so, bevor die Magenbrüte­rfrösche vor einigen Jahren ausgestorb­en sind. Mutti Magenbrüte­rfrosch verschluck­te ihr Gelege nämlich kurzerhand und brütete die Fröschlein im eigenen Magen aus. Damit dieser die gesamte Nachkommen­schaft nicht gleich wieder in ihre Bestandtei­le auflöste, produziert­en jene im Magen der Mutter das Hormon Prostaglan­din E2, das die Produktion von Magensäure hemmte.

Dass man den Mund in Sachen Mutterlieb­e gar nicht voll genug nehmen kann, wissen einige Maulbrüter nur zu genau. So nennt sich ein Gruppe von Fischen, die ihre Nachkommen­schaft im Maul ausbrütet oder auch die schon geschlüpft­en Jungfische ins Maul nimmt, um sie zu beschützen. Eine ganze Reihe von Buntbarsch­en aus dem afrikanisc­hen Malawisee und auch aus dem Tanganjika­see zählen dazu. Der Vorteil liegt auf der Hand, um nicht zu sagen: im Maul. Vor Gefahren aller Art ist die ganze Rasselband­e dort nämlich ganz gut geschützt. Allerdings darf sich die Mutti dann auch nicht vor Schreck verschluck­en. Es gibt aber noch einen weiteren Nachteil: Wer seine Babys im eigenen Maul ausbrütet, der kann in der Zeit auch nichts essen. So können durchaus ein paar Wochen ins Land gehen, in denen Mutti Buntbarsch Kohldampf schieben muss. Was tut man nicht alles für die Kleinen.

 ?? Fotos: dpa; Richard Carey, Fotolia ?? Eine Kiwi Mutter ist nur zwei bis drei Kilogramm schwer, ihre Eier bringen allerdings ein Gewicht von 500 Gramm auf die Waage. Wäre bei Menschen das Verhältnis genau so, würde eine 60 Kilogramm schwere Frau ein zwölf Kilogramm schweres Baby zur Welt...
Fotos: dpa; Richard Carey, Fotolia Eine Kiwi Mutter ist nur zwei bis drei Kilogramm schwer, ihre Eier bringen allerdings ein Gewicht von 500 Gramm auf die Waage. Wäre bei Menschen das Verhältnis genau so, würde eine 60 Kilogramm schwere Frau ein zwölf Kilogramm schweres Baby zur Welt...
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