Aufruhr im Vorzeigelager
Für das Innenministerium ist das Transitzentrum in Manching Vorbild für die geplanten Ankerzentren. Bei einem Pressetermin protestierten Bewohner gegen die Bedingungen
Martin Nell steht auf einer kleinen Rasenfläche, umringt von einem Pulk Journalisten. „Hier zur Rechten sehen Sie das Gebäude 60“, sagt der Sprecher der Regierung von Oberbayern und streckt seine Hand in Richtung des schmucklosen Baus aus. „Hier wird das Landesamt für Asyl einziehen.“Zur Linken, nur ein paar Meter neben Nell, stehen zig Flüchtlinge, von Security-Mitarbeitern zurückgedrängt hinter einen Bauzaun. Sie rufen laut „We want freedom, we want peace“– „Wir wollen Freiheit, wir wollen Frieden“.
Nell und seine Kollegen von der Regierung von Oberbayern ziehen weiter, bei einem offiziellen Presserundgang wollen sie den Journalisten das ansonsten nicht zugängliche Transitzentrum Manching zeigen. Station 2 sind Spiel- und Bastelzimmer, Station 3 sind Kantine und Klassenzimmer, Station 5 ein Schlafraum. Nicht auf dem Programm hingegen stehen die Proteste. Zahlreiche Bewohner, die meisten aus Nigeria, demonstrierten vor Kamerateams aus ganz Deutschland lautstark gegen die Bedingungen ihrer Unterbringung.
Das Transitzentrum in Manching mit seinen drei Außenstandorten in Ingolstadt und seinen aktuell rund 1100 Bewohnern soll nach der Vor- von Bundesinnenminister Horst Seehofer Vorbild sein für die bundesweit geplanten Ankerzentren. Geht es nach den Menschen, die dort leben, dann gibt es dort nichts Vorbildhaftes. Das Essen? „Zu wenig, zu schlecht.“Die Zimmer? „Viel zu klein.“Die Ausstattung für Babys? „Es gibt nicht genug Windeln.“Die Menschen sind aufgebracht, wütend. „Man wird verrückt hier“, sagt einer. Sie wollen raus aus dem Transitzentrum, in dem die meisten von ihnen schon viele Monate, manche gar mehr als ein Jahr leben. Einer hält ein Plakat schen aus den Balkanstaaten untergebracht, sind es mittlerweile vorwiegend Nigerianer, aber auch einige Ukrainer und Afghanen.
In den vergangenen knapp drei Jahren sind 2500 Flüchtlinge aus Manching – mit finanzieller Unterstützung – wieder freiwillig in ihre Heimatländer zurückgereist, weitere rund 1000 wurden abgeschoben. Allerdings versuchen auch immer wieder Flüchtlinge, sich ihrer Abschiebung zu entziehen. Thomas Schmid, Leiter der Einrichtung, spricht davon, dass seit September 2015 rund 800 Bewohner verschwunden seien und zumindest in Bayern nicht wieder aufgetaucht sind.
Manching als Vorbild für geplante Ankerzentren (Anker steht für Ankunft, Entscheidung, Rückführung)? Willi Dräxler kann da nur den Kopf schütteln. Er ist der Fachreferent für das Thema Migration bei der Caritas, die im Transitzentrum mit vier Mitarbeitern eine Asylsozialberatung anbietet. „Ein Ankerzentrum ist nichts anderes als ein Transitzentrum“, sagt Dräxler. Das bedeutet: Viele Menschen leben auf engem Raum zusammen, das Asylverfahren soll so schnell wie möglich abgewickelt werden. Und am Ende steht die Rückkehr ins Heimatland.
Doch diese Konzentration auf wenige Standorte führe zu Problestellung men, betont Dräxler: „Die Enge schafft Konflikte.“So müsse die Polizei laut Thomas Schmid an die 250 Mal im Jahr zu einem der Standorte ausrücken. Da geht es um zu lautes Musikhören, um Drängeln bei der Essensausgabe oder es gibt Streit wegen verbotener Herdplatten auf den Zimmern. Deshalb plädiert die Caritas auch für die Unterbringung in dezentralen Unterkünften.
„Integration ist eine Nullnummer“, sagt Dräxler über das Transitund mögliche Ankerzentrum Manching. Es gibt keine Sprachkurse, die Bewohner dürfen nicht arbeiten,
Der Vatikan wird den Finanzskandal im Bistum Eichstätt zunächst nicht selbst untersuchen. Ende März hatten Katholiken Bischof Gregor Maria Hanke bei der Kleruskongregation angezeigt und gefordert, ein Verfahren gegen Hanke „wegen besonders schwerwiegender Verletzung der Sorgfaltspflicht im Umgang mit dem Anlagevermögen des Bistums Eichstätt einzuleiten“. Sie wollen eine „eigene unabhängige Untersuchung“durch die Kurienbehörde.
Diese wird es erst einmal nicht geben. In dem unserer Zeitung vorliegenden Antwortschreiben des zuständigen Sekretärs der Kleruskongregation, Erzbischof Joel Mercier, heißt es, dass die Kongregation den Antrag bearbeite, das Dikasterium allerdings davon absehe, „eine unabhängige Untersuchung durch dazu beauftragte Personen durchzuführen“. Der Fall werde vor Gericht in München geprüft, heißt es weiter. Die Ergebnisse der prozessualen Nachforschung und der gerichtlichen Entscheidung würden „eingehend studiert“.
Den Beschwerdeführern reicht das nicht. Walter Hürter, einer der Unterzeichner der Anzeige, schreibt an Mercier: „Diese Antwort ist für uns und die kirchliche Öffentlichkeit in keiner Weise zufriedenstellend.“Eine unabhängige Untersuchung bleibe „dringend geboten“. Bischof Hanke und der frühere Finanzdirektor des Bistums hätten „Hauptverantwortung“für den Finanzskandal, unabhängig davon, wie hoch der durch die fragwürdigen Immobilienkredite mutmaßlich entstandene finanzielle Schaden für die Diözese tatsächlich sei.
Im Bistum Eichstätt war man über die Reaktion der Kleruskongregation auf die Anzeige hin nicht überrascht. Auf Anfrage hieß es, es sei davon auszugehen gewesen, dass Rom die Ergebnisse der staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen abwarte.
Hanke hatte die Anzeige in Rom, als diese bekannt wurde, begrüßt. In dem gegen ihn gerichteten Beschwerdeschreiben würden „Behauptungen über meine Person endlich greifbar, die bislang als Gerüchte anonym in Umlauf gebracht wurden“. Nun sei es ihm möglich, hatte er erklärt, an „geeigneter Stelle diese Behauptungen klarzustellen“.