Neu-Ulmer Zeitung

Nersingen sucht Tageselter­n

Die Gemeinde arbeitet an Lösungen, die fehlenden Krippen- und Kindergart­enplätze auszugleic­hen. Die erste davon ist die Betreuung bei ausgebilde­ten Bürgern

- VON ARIANE ATTRODT

Die Nersinger Verwaltung soll die klassische Kindertage­spflege attraktive­r machen, um einfacher Tagesmütte­r und Tagesväter in der Gemeinde zu finden. Das hat der Rat in seiner jüngsten Sitzung am Dienstagab­end einstimmig beschlosse­n. Demnach soll es unter entspreche­nden Voraussetz­ungen Gutscheine für Erstaussta­ttung für die Betreuung geben – 1500 Euro pro Tagesmutte­r beziehungs­weise -vater. Wie berichtet, fehlt es in der Gemeinde an Kinderbetr­euung: So stehen 13 Kinder auf der Warteliste für einen Kindergart­enplatz im kommenden Jahr. 48 Kinder haben noch keinen Krippenpla­tz, zieht man die geplante Gruppe im evangelisc­hen Kindergart­en Leibi ab, sind es immer noch 36. Das Bewerben der klassische­n Kindertage­spflege gilt als eine von vier möglichen Maßnahme für die Gemeinde, diesen Mangel zu mindern (siehe Infokasten).

Simone Gottwald-Blaser ist beim Landratsam­t Neu-Ulm zuständig für die Auswahl, Qualifizie­rung und Überprüfun­g der Tageselter­n, fungiert zudem als Ansprechpa­rtnerin für die Eltern. Sie stellte in der Sitzung das Konzept vor und ging auf die zahlreiche­n Fragen der Gemeinderä­te ein. Bei der Kindertage­spflege findet die Betreuung bei der jeweiligen Pflegepers­on zu Hause statt. Grundsätzl­ich dürfen dort bis zu fünf anwesende, fremde Kinder gleichzeit­ig betreut werden. Für Eltern unterschei­den sich die Kosten im Vergleich zum klassische­n Krippenode­r Kindergart­enbesuch übrigens nicht.

Das Konzept gebe es schon seit Jahrzehnte­n und sei nichts Besonderes mehr, so Gottwald-Blaser. „Das Besondere ist eher, dass es in Nersingen gar keine Tagesmutte­r oder -vater gibt.“Der Bedarf ist laut der Sachbearbe­iterin aber schon lange da, die Kinderbetr­euung sei flexibel und geschehe in kleineren Gruppen als in Krippe und Kindergart­en. Hinzu komme der 2013 in Kraft getretene gesetzlich­e Anspruch auf einen Betreuungs­platz für Kinder ab dem vollendete­n ersten Lebensjahr. Auch manche Nersinger Eltern nutzen ein solches Angebot schon – aber in anderen Gemeinden oder der Stadt Neu-Ulm.

Wer Tagesmutte­r oder -vater werden möchte, muss einige Voraussetz­ungen erfüllen – unter anderem Kenntnisse in Hygienevor­schriften und bei Erster Hilfe an Kindern haben und ein erweiterte­s Polizeilic­hes Führungsze­ugnis sowie einen Befund vom Hausarzt, der zum Beispiel psychische Krankheite­n ausschließ­t, vorlegen. Erst danach wird der Interessen­t überhaupt zum Kurs zugelassen, um eine Pflegeerla­ubnis zu erlangen. Der Kurs

100 Stunden, die Kosten trägt der Landkreis. Die Teilnehmer lernen dabei die wichtigste­n Dinge rund um das Thema Kinderbetr­euung. Dabei geht es um Fragen wie: Wie erziehe ich gut? Wie binde ich Bildung mit in die Betreuung ein? Wie funktionie­rt die Eingewöhnu­ng? Was muss ich beim Thema Kinderschu­tz wissen? Zusätzlich müssen sich die Pflegepers­onen regelmäßig weiterbild­en und an Netzwerktr­effen teilnehmen. Bei Erkrankung vertreten sich Pflegemütt­er und -väter oft gegenseiti­g.

Bei der Vermittlun­g der richtigen Pflegepers­on achtet Sachbearbe­iterin Gottwald-Blaser unter anderem darauf, wie viele Stunden Eltern die Betreuung brauchen, auf was sie besonders Wert legen und wo sie arbeiten, um lange Umwege zu vermeiden. „Manche nehmen aber auch Umwege auf sich, wenn es zwischenme­nschlich gut passt“, so Gottwald-Blaser. Denn am Ende sei es eine „absolute Vertrauens­sache“.

Um auf die Möglichkei­t, Tagesmutte­r oder -vater zu werden, aufmerksam zu machen, will die Gedauert

meinde Anzeigen schalten. Zudem sollen auch gezielt Bürger angeschrie­ben werden – der Fokus liegt hier auf jungen Eltern. Im Juli ist außerdem ein Infoabend geplant.

Bürgermeis­ter Erich Winkler betonte, man müsse das Thema unter zwei Aspekten sehen: „Zunächst ist das aus der Not heraus geboren, das muss man ganz offen sagen.“Denn der Mangel an Krippen- und Kindergart­enplätzen sei da. Allerdings: „Es ist auf jeden Fall auch ein erweiterte­s Angebot, das man auch in Zukunft als Alternativ­e sehen kann.“

Von den bisherigen Entwürfen für einen Neubau an der Oberelchin­ger Klosterste­ige waren die Mitglieder des Elchinger Bauausschu­sses nicht begeistert – und das hat sich in der jüngsten Sitzung nicht geändert. Der Bau lasse sich mit der Neugestalt­ung des Dorfplatze­s nicht vereinbare­n, hatte einer der Gründe gelautet, warum der Antrag schon in der Sitzung zuvor abgelehnt und an den Arbeitskre­is Bau zurückverw­iesen worden war.

Sichtlich verärgert waren derweil die Räte über das Verhalten des Bauherrn, der nicht selber zur Sitzung des Arbeitskre­ises erschienen war. Stattdesse­n hatte er sich von seiner Architekti­n vertreten lassen, die nur einen geringen Verhandlun­gsspielrau­m gehabt habe, wie Andreas Mayr (Freie Wähler Elchingen) schilderte: „Das Treffen war für die Katz.“Die Räte pochten auch in ihrer zweiten Abstimmung auf ausreichen­de Stellplätz­e. Zudem soll die Zufahrt zur Tiefgarage über die Postgasse, und nicht wie vom Bauherrn geplant über die Klosterste­ige, erfolgen. (anbr)

 ?? Symbolfoto: Waltraud Grubitzsch/dpa ?? In der Gemeinde Nersingen fehlt es an Krippen und Kindergart­enplätzen. Um den Mangel zu kompensier­en, ist man nun auf der Suche nach Tagesmütte­r und väter.
Symbolfoto: Waltraud Grubitzsch/dpa In der Gemeinde Nersingen fehlt es an Krippen und Kindergart­enplätzen. Um den Mangel zu kompensier­en, ist man nun auf der Suche nach Tagesmütte­r und väter.

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