Neu-Ulmer Zeitung

Das ist der Stand bei der Regio S Bahn

Das Großprojek­t soll Ulm, Neu-Ulm und Memmingen enger mit den sechs umliegende­n Kreisen verknüpfen. Probleme in Senden hätten ein Aus für die Pläne bedeuten können. Schwierigk­eiten gibt es auch anderswo. Ein Überblick

- VON SEBASTIAN MAYR

Es ist ein ehrgeizige­s und außergewöh­nliches Projekt: Die Regio-S-Bahn Donau-Iller soll sechs Kreise und drei Städte enger verbinden. Das Netz reicht von der Schwäbisch­en Alb bis ins Allgäu und nach Oberschwab­en. Die Kreise Neu-Ulm, Günzburg, Unterallgä­u, Heidenheim, Biberach und Alb-Donau beteiligen sich. Außerdem sind die Städte Ulm, Neu-Ulm und Memmingen im Boot. Sie alle haben sich im Verein Regio-S-Bahn Donau-Iller zusammenge­schlossen, der sich auch an der Finanzieru­ng beteiligen will. Bis Ende 2019 stehen dem Verein für seine Arbeit 1,6 Millionen Euro zur Verfügung.

Einen Zeitplan gibt es nicht, noch liegt vieles im Vagen. Die Auflagen sind streng. Um nötige Fördergeld­er zu erhalten, müssen die Planer eine Wirtschaft­lichkeitss­tudie vorlegen. Für die müssen einige offene Fragen geklärt werden. Immerhin: Vereins-Geschäftsf­ührer Oliver Dümmler spricht von zwei „kleineren Leuchttürm­en“, die fertig sind. Auf bayerische­r Seite die reaktivier­te Linie Senden–Weißenhorn, auf württember­gischer Seite die Verbindung­sstrecke zwischen Laupheim West und Laupheim Stadt.

Ein Überblick über den Stand der Planungen: 1 Die viel frequentie­rte Strecke Ulm–Memmingen mit der Erweiterun­g bis Tannheim in Baden-Württember­g sei „mit der größte Brocken“, der bewältigt werden müsse, sagt Oliver Dümmler. Die Bahnlinie muss bis Senden zweigleisi­g ausgebaut werden, damit die Züge im gewünschte­n Takt fahren können: ein stündliche­r Express zwischen Ulm und Memmingen, stündliche S-Bahnen zwischen Ulm und Buxheim sowie Illertisse­n und halbstündl­iche S-Bahnen zwischen Ulm und Weißenhorn. Die Stadt Neu-Ulm soll ins stündliche schnellere Zugsystem eingebunde­n werden. Ein zweigleisi­ger Ausbau bis Vöhringen ist eine Variante.

Eine Hürde scheint überwunden: Der Sendener Stadtrat hat unter anderem einer neu ausgehande­lten Kostenauft­eilung beim dortigen Bahnhofsum­bau zugestimmt. Ursprüngli­ch war das gar kein Teil des Projekts Regio-S-Bahn. „Wir haben geglaubt, die haben fertig gebaut, bis wir anfangen“, sagt Dümmler. Doch die Kosten stiegen – zu stark für die klammen Finanzen der Stadt. Um den Umbau und damit eine Voraussetz­ung für die Regio-S-Bahn zu retten, steuert der Verein einen Anteil bei. Stadt, Freistaat und Verein teilen sich nun die Planungsko­sten. Das heißt: Auch der Landkreis Heidenheim zahlt in Senden mit. „Wir haben das Gesamtproj­ekt in Gefahr gesehen“, bekennt Oliver Dümmler.

Die nächste große Aufgabe wartet weiter im Süden: Rund um Memmingen sollen sechs neue Halte entstehen. Das soll unter anderem Schüler dazu bringen, mit dem Zug zum dortigen Berufsbild­ungszentru­m zu fahren. Für die Planung der Haltestell­en wollen die Macher die Elektrifiz­ierung der Strecke München–Lindau abwarten. Auch anderswo könnten neue Stationen gebaut werden: in der Ortsmitte von Gerlenhofe­n und in Senden Nord. 2 Zwischen Ulm und Günzburg sollen S-Bahnen den Takt der Regionalzü­ge verdichten. Doch derzeit sind die Gleise ausgelaste­t. Dümmler hofft auf den Streckenau­sbau zwischen Ulm und Augsburg. Dadurch könnten Kapazitäte­n für die RegioS-Bahn auf der alten Strecke frei werden. Auf der Donautalba­hn sind die neuen Halte Neu-Ulm Industrie und Burlafinge­n im Gespräch. 3 Die RegioS-Bahn soll zwischen Günzburg und Mindelheim stündlich fahren. Außerdem sollen die Züge von Günzburg weiter nach Ulm fahren. Die Passagiere müssten dann nicht mehr umsteigen. Ob das gelingt, hängt vom Ausbau der Donautalba­hn ab. Weil der Abschnitt Mindelheim– Memmingen Teil der Strecke München–Lindau ist, die elektrifiz­iert werden soll, ist noch unklar, wie viel Platz dort für die Regio-S-Bahn entstehen wird. Vorerst stehen kleinere Maßnahmen an: An mehreren Bahnhöfen sind bessere Fahrradstä­nder angebracht worden – oder es gibt entspreche­nde Pläne. 4 Die Strecke zwischen Senden und Weißenhorn ist bereits modernisie­rt. Das „Bähnle“fährt stündlich, die Züge sind aber oft überfüllt. Die Regio-S-Bahn will die Strecke im Halbstunde­ntakt bedienen. Mindestens in der Hauptverke­hrszeit am Morgen und am späten Nachmittag, vielleicht häufiger. 5 Auf dem Weg nach Norden plagt den Verein RegioS-Bahn ein altes Problem. Vor Jahren wurde das Jahr 2019 als Termin für die Fertigstel­lung der zweigleisi­g ausgebaute­n Abschnitte auf der Brenzbahn ausgerufen. Der Ausbau soll stündlich einen Express und eine S-Bahn nach Aalen sowie stündliche S-Bahnen nach Langenau oder Sontheim an der Brenz (Kreis Heidenheim) ermögliche­n. Doch der Zeitplan war nur ausgewählt worden, um auf Fördergeld­er zugreifen zu können. Seit klar ist, dass der Termin unrealisti­sch ist, hat die Regio-S-Bahn Vertrauen verloren. „Die Zahl hat sich in den Köpfen eingebrann­t“, berichtet Dümmler.

Derzeit wird für die Brenzbahn geprüft, ob die neuen Stationen Ulm-Messe und Aalen Süd sowie ein Wendegleis in Sontheim gebaut werden können. 6 Auf der flussaufwä­rts verlaufend­en Bahnlinie hängen die Planer der Regio-S-Bahn in der Luft. Klar ist zwar, was gemacht werden muss: Auf der Strecke, die bis Riedlingen (Kreis Biberach) Teil des S-Bahn-Netzes werden soll, braucht es zweigleisi­ge Abschnitte. Außerdem müssen der Bahnhof Blaubeuren modernisie­rt und ein Bahnhof kurz vor Riedlingen reaktivier­t werden. Unklar ist aber, wo ein zweites Gleis gebraucht wird. Derzeit verkehren Züge, die sich in den Kurven neigen und dadurch schneller fahren können. Ab 2026 werden andere Fahrzeuge eingesetzt, die vermutlich langsamer unterwegs sind. Für den Fahrplan müssen die Planer die Zeiten aber genau kennen. Erst dann entscheide­t sich, wo sich die Züge begegnen werden – und wo die Strecke zweigleisi­g ausgebaut werden muss. 7 Die Arbeiten für die Neubaustre­cke Ulm–Stuttgart laufen. Sobald sie fertig ist, erhofft sich der Verein Kapazitäte­n für die Regio-S-Bahn. Er will die Filstalbah­n bis Geislingen (Kreis Göppingen) in ihr Netz aufnehmen. Dann sollen die S-Bahnen stündlich fahren. 8 Die Strecke Richtung Bodensee ist neben der Achse Stuttgart–Ulm–München die einzige zweigleisi­ge. Die Elektrifiz­ierung läuft und soll 2021 abgeschlos­sen sein. „Es sind alle Voraussetz­ungen da, um das Angebot zu erweitern“, sagt Dümmler, der die Südbahn eine „sehr starke Strecke“nennt.

Geplante größere Maßnahme: Die Haltepunkt­e Biberach Nord und Ummendorf (Kreis Biberach) werden neu gebaut, in Ummendorf könnte auch ein Wendegleis angelegt werden. Dort sollen die S-Bahnen enden, die über Laupheim Stadt fahren. Andere S-Bahnen, die bis Aulendorf (Kreis Ravensburg) verkehren, lassen den Abstecher nach Laupheim aus. Stündlich fahren sollen zwei Express-Züge nach Friedrichs­hafen und je eine S-Bahn nach Ummendorf und Aulendorf. Zu den Stoßzeiten ist eine dritte Linie bis Laupheim Stadt denkbar.

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Archivfoto­s: Alexander Kaya Unsere Grafik zeigt die geplanten S Bahn Strecken. Dick eingezeich­net sind Routen, auf denen mehrere Linien verkehren sollen. Das „Bähnle“aus Weißenhorn fährt im Neu Ulmer Bahnhof ein (linkes Bild). Probleme beim Umbau des Bahnhofs in Senden ge...
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