Neu-Ulmer Zeitung

Wie die Heiz Rechnung ausfällt

Nach dem Winter gibt es bei den Verbrauche­rn Gewinner und Verlierer: Wer auf Gas setzt, kann mit einer Rückerstat­tung rechnen. Für Heizöl-Kunden sieht es dagegen anders aus

-

Wegen des relativ milden Wetters haben die Verbrauche­r in den vergangene­n Monaten rund fünf Prozent an Heizenergi­e eingespart. Die Monate Oktober, Januar und April waren ungewöhnli­ch warm und führten so zu einem geringeren Energiebed­arf, ergaben Auswertung­en des Vergleichs­portals Check24. Diejenigen Mieter und Immobilien­besitzer, die mit Gas heizen, konnten davon profitiere­n.

Da die Gaspreise gegenüber der vorangegan­genen Heizperiod­e zudem um zwei Prozent sanken, fällt die Kostenersp­arnis noch etwas höher aus. Ein Durchschni­ttshaushal­t mit einem Verbrauch von 20 000 Kilowattst­unden zahlte nur noch 1050 statt 1130 Euro für Heizung und Warmwasser, wenn er mit Gas heizte. Anders sieht es für Verbrauche­r aus, bei denen eine Ölheizung im Keller steht. Die Heizölprei­se erhöhten sich um sieben Prozent. Die Ersparniss­e durch den insgesamt rückläufig­en Energiever­brauch einerseits wurden durch die Belastunge­n durch höhere Preise anderersei­ts ausgeglich­en. Ein Haushalt mit einem Verbrauch von 2000 Litern Heizöl musste laut Check24 im Schnitt 1085 Euro an Heizkosten aufbringen, nach 1080 Euro in der Heizperiod­e zuvor.

Erstmals seit der Heizperiod­e 2013/14 ist damit das Heizen mit Öl wieder etwas teurer als mit Gas. Wer sich zum Beispiel als Bauherr für ein neues Heizungssy­stem entscheide­n muss, sollte jedoch nicht nur die Brennstoff­kosten in seine Rechnung einbeziehe­n. Für die Wirtschaft­lichkeit insgesamt entscheide­nd sind auch die Anschaffun­gsund Wartungsko­sten sowie die Lebensdaue­r einer Heizung.

Mittlerwei­le entscheide­n sich mehr als die Hälfte aller Investoren für eine Gas-Brennwerth­eizung. Ebenfalls populär mit Marktantei­len um die 20 Prozent sind Wärmepumpe­n und Fernwärme. Ölheizunge­n sind auf dem Rückzug, beheizen aber noch rund ein Viertel aller Wohnungen.

Aus Verbrauche­rsicht gute Nachrichte­n kommen auch von der Bun- desnetzage­ntur. Sie erwartet für die kommenden Monate stabile Strompreis­e. Angesichts der Entwicklun­g der Netzentgel­te und der Öko-Umlage sehe er keinen Grund für einen kurzfristi­gen Anstieg, sagte Präsident Jochen Homann. Da durch die niedrigen Großhandel­spreise die Beschaffun­gskosten für Stromanbie­ter sinken, „sollte es für die Anbieter auch kein Problem sein, die Endkundenp­reise konstant zu halten“, meinte Homann. Im vergangene­n Jahr betrug der Durchschni­ttspreis 29,86 Cent je Kilowattst­unde.

Derweil lässt die jüngste Entwicklun­g an den Energiemär­kten für die Nutzer von Ölheizunge­n keine Entlastung erwarten. Der Preis für die Ölsorte Brent überschrit­t zwischenze­itlich schon die Marke von 80 Dollar für ein Barrel (159 Liter) und hat damit den höchsten Stand seit Herbst 2014 erreicht. Dementspre­chend wurde Heizöl in den vergangene­n drei Monaten um rund 20 Prozent teurer. Es kostet im bundesweit­en Schnitt mehr als 72 Euro für 100 Liter (beim Kauf von 3000 Litern, mit Mehrwertst­euer). Das ist der höchste Stand seit dreieinhal­b Jahren. Der Index für die Gas-Verbrauche­rpreise ist dagegen rückläufig.

Auch internatio­nale Daten zeigen bei Ölprodukte­n deutliche Kostenstei­gerungen an. Nach Angaben der Energieage­ntur IEA in Paris wurde Heizöl in zahlreiche­n Ländern erheblich teurer. Nicht ganz so stark fielen die Zuwächse in Deutschlan­d bei Kraftstoff­en aus.

So kostete Dieselspri­t hierzuland­e laut IEA von März auf April 3,0 Prozent mehr, verglichen mit dem April 2017 lag das Plus bei 2,2 Prozent. Besitzer von Benzinern mussten im vorigen Monat 3,9 Prozent mehr für den Liter ausgeben – bezogen auf den Vorjahresw­ert ergab sich hier allerdings ein leichter Rückgang um 1,4 Prozent. Künftig könnte der Konflikt um die neuen Handelssan­ktionen der Vereinigte­n Staaten gegen den Iran die Rohölmenge­n verknappen und die Preise weiter anheizen. Bundesbank­präsident Jens Weidmann hat seine Bereitscha­ft signalisie­rt, im Herbst 2019 die Nachfolge von Mario Draghi an der Spitze der Europäisch­en Zentralban­k anzutreten. „Ich denke, jedes Mitglied im EZB-Rat sollte den Gestaltung­swillen mitbringen, auch in einer anderen Rolle an der Geldpoliti­k mitzuwirke­n“, sagte er auf die Frage, ob er für das Amt bereitsteh­e. Weidmann ist Mitglied im EZB-Rat und gilt als Kritiker der lockeren Geldpoliti­k. Trotz steigender Ölpreise werden Urlaubsflü­ge in diesem Sommer und Herbst nach Erwartunge­n von Ryanair nicht teurer. Noch sei es für Vorhersage­n zwar sehr früh, er rechne aber mit stabilen Ticketprei­sen, sagte Unternehme­nschef Michael O’Leary. Zugleich warnte er, höhere Kosten für Piloten, Crew und Treibstoff könnten den Gewinn des irischen Billigflie­gers drücken. Drei Monate vor dem geplanten Abschluss des letzten Hilfsprogr­amms für Griechenla­nd hat Regierungs­chef Alexis Tsipras am Montag die Grundrisse eines Wachstumsp­rogramms präsentier­t. Das Land könne sich nun neue Ziele setzen, um aus der mehrjährig­en Krise herauszuko­mmen, sagte Tsipras. Griechenla­nd werde wieder ein normales Land werden, versprach der Politiker.

 ??  ??
 ?? Foto: Ole Spata, dpa ?? Gaskunden haben im vergangene­n Herbst und Winter gespart: Weil einige Monate ungewöhnli­ch warm waren, sanken die Heizkosten.
Foto: Ole Spata, dpa Gaskunden haben im vergangene­n Herbst und Winter gespart: Weil einige Monate ungewöhnli­ch warm waren, sanken die Heizkosten.

Newspapers in German

Newspapers from Germany