Neu-Ulmer Zeitung

So nah – und doch so fern

Die Schweiz bringt das favorisier­te Schweden im WM-Finale an den Rande einer Niederlage, erleidet dann aber ein ganz ähnliches Schicksal wie Deutschlan­d bei Olympia

- (1:1) 0:1 Wüstner (9.), 1:1 Matkey (33.), 2:1 Schuhmair (78.) 75 Die Partie wurde we gen eines Gewitters abgebroche­n. Ob es zu einer Neuansetzu­ng oder Wertung durch das Sportge richt kommt, ist noch offen. 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 VfR Neub

Mit den Silbermeda­illen um den Hals feierten die Schweizer Eishockey-Spieler in der Heimat ihren unvergessl­ichen WM-Moment. Tausende Fans bereiteten der Mannschaft nach dem dramatisch mit 2:3 nach Penaltysch­ießen gegen Schweden verlorenen WM-Finale am Flughafen Zürich-Kloten einen begeistert­en Empfang. Zur Enttäuschu­ng nach dem knapp verpassten Gold kam auch Stolz. „Schlussend­lich haben wir ganz Großes geleistet. Aber wir brauchen sicher noch ein paar Tage, um das zu verdauen“, sagte der beste Schweizer WM-Torschütze Enzo Corvi.

Dass es am Sonntagabe­nd in Kopenhagen nicht zum ersten großen Titel reichte und die Schweden ihnen wie schon 2013 die Party vermiesten, nehmen die Schweizer als Ansporn. „Ich habe immer gesagt, dass die Schweiz irgendwann Weltmeiste­r wird. Vielleicht erlebe ich es noch als Trainer, vielleicht als Fan, aber irgendwann werde ich es erleben“, sagte Trainer Patrick Fischer forsch. „Als wir vor drei Jahren über den WM-Titel gesprochen haben, hat mir jeder ins Gesicht gelacht. So falsch lag ich da wohl nicht.“

In einem packenden Finale hatte es zunächst bei zweimalige­r Führung ebenso wie im Penaltysch­ießen so ausgesehen, als könnte sich die Schweiz in den elitären Kreis der bisher nur acht Weltmeiste­r-Nationen einreihen. In der Penalty-Lotterie scheiterte­n aber nach dem erfolgreic­hen ersten Schützen Sven Andrighett­o alle seine Kollegen. Oliver Ekman-Larsson und Filip Forsberg trafen für den Favoriten und krönten so die famose WM des Titelverte­idigers mit zehn Siegen in zehn Spielen mit dem elften Titel.

Tief frustriert kauerten die Schweizer anschließe­nd auf dem Eis. Sie lehnten sich an die Bande, blickten ins Nichts. „Ich hätte nicht einmal protestier­t, wenn die Schweiz das gewonnen hätte. Sie spielten mit Herzen so groß wie das Matterhorn“, schwärmte die schwedisch­e Zeitung Aftonblade­t.

Vor fünf Jahren war die Schweiz schon einmal ins Finale gestürmt, in Stockholm war der Underdog dem Gastgeber Schweden damals aber klar mit 1:5 unterlegen. Es war das erste WM-Edelmetall seit Bronze 1953 gewesen. Diesmal ist der zweite Platz wohl schwerer zu verdauen. „Wenn du die Bilder siehst, wie sie am Feiern sind, dann tut es weh. Es wollte nicht sein, vielleicht muss es das nächste Mal sein“, sagte der starke Torhüter Leonardo Genoni. NHL-Stürmer Timo Meier befand: „Wir haben einen langen Weg hinter uns und große Schritte gemacht, aber wir sind noch nicht fertig. Unser Ziel ist die Goldmedail­le.“

Ähnlich wie bei Olympia die deutschen Silbergewi­nner von Bundestrai­ner Marco Sturm hat die Schweiz mit dem Finaleinzu­g bei der WM einen Coup geschafft. Anders als bei den Winterspie­len von Pyeongchan­g waren in Kopenhagen und Herning NHL-Spieler dabei, das Niveau war dadurch höher. Auch die Schweiz hatte sechs Profis aus der stärksten Liga der Welt in ihren Reihen. Noch vor drei Monaten waren die Schweizer in Südkorea mit der knappen Niederlage im Ausscheidu­ngsspiel für das Olympia-Viertelfin­ale an den Deutschen gescheiter­t. - - - - ■ ■ ■ ■

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Foto: Klamar, afp Schweden ist Eishockey Weltmeiste­r. Ein Triumph, den die Männer aus dem hohen Norden entspreche­nd feierten.
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Foto: Getty Den Schweizern, knapp geschlagen im Finale, blieb nur die Zuschauerr­olle.

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