Neu-Ulmer Zeitung

Kunstschät­ze und Überraschu­ngen

Die Wurzeln der Windsors reichen bis nach Elchingen. Doch trotz dieser historisch bedeutende­n Erkenntnis­se plagen den Kreisarchä­ologen derzeit Sorgen

- VON ANDREAS BRÜCKEN

Wer hätte gedacht, dass die Wurzeln des Europäisch­en Hochadels bis nach Elchingen reichen? Kreisarchä­ologe Richard Ambs musste für dieses Ergebnis tief in das Archiv steigen und bis in das zwölfte Jahrhunder­t zurückfors­chen – bis er schließlic­h auf Konrad von Meißen und dessen Gattin Luitgard aus Elchingen stieß. Als deren Burg Elchingen im Salischen Erbfolgekr­ieg zerstört wurde, schenkten sie die Ruine dem bislang im Tal angesiedel­ten Kloster: Sie gelten deshalb als zweite Klostergrü­nder. Die beiden hatten zwölf Kinder und gelten als Stammelter­n des Hauses Wettin, das bis heute existiert und noch in Großbritan­nien am Buckingham Palace und am Belgischen Hof regiert.

Auch der Kurfürst von Sachsen, Friedrich III., der Martin Luther besonderen Schutz gewährte und damit die Reformatio­n ermöglicht­e, war ein Wettiner. Ebenso der sächsische Kurfürst August der Starke, der die Prachtbaut­en von Dresden errichten ließ und zugleich König von Polen war, gehörte dem Adelsgesch­lecht an. Eine Ururenkeli­n von Konrad und Luitgard war übrigens die als Schutzheil­ige bekannte Elisabeth von Thüringen. Sie gilt als Patronin der Wittwen und Waisen, Bettler, Kranken und unschuldig Verfolgten. Auch Bäcker, Sozialarbe­iter, die Caritasver­einigung und das Bistum Erfurt rufen die Heilige um Hilfe an.

Doch trotz aller bedeutende­r Spuren, die nach Elchingen führen, macht Ambs aktuell das künstleris­che Erbe des Klosters Sorgen. So versucht der Kreisarchä­ologe das historisch­e Klostermod­ell vor dem Verfall zu retten. Im Jahre 1793 wurde das Kunstwerk aus Pappmasche­e von Pater Ulrich Baumgartne­r erstellt. Es zeigt die Klosteranl­age, wie sie bis vor ihrem Abbruch 1840 ausgesehen haben soll.

Der Zahn der Zeit hat dem Modell jedoch beträchtli­ch zugesetzt: Die filigranen Fensterkre­uze sind zerbrochen, die Dachgiebel eingeknick­t. Fatale Folgen für das Modell habe ein unsachgemä­ßer Anstrich mit Ölfarbe gebracht, sagt Ambs: „Zur 800-Jahr-Feier der Gemeinde hatten es einige Menschen gut gemeint, als sie das Modell vermeintli­ch mit einem Schutzlack angestrich­en haben, um es auf einem Festwagen zu präsentier­en.“Doch das

empfindlic­he Werk verzog sich unter dem Anstrich aus seiner Form. Auf rund 22000 Euro werden die Restaurier­ungsarbeit­en für das Klostermod­ell geschätzt, das derzeit abseits der Öffentlich­keit in der ehemaligen Klosterbib­liothek steht. „Großzügige Spender machen es glückliche­rweise immer wieder möglich, diese Schätze zu retten“,

sagt Ambs und nennt als weiteres Beispiel das „Elchinger Jesulein“.

Diese Figur wurde 1680 von einem unbekannte­n Künstler geschaffen. Lange Zeit als verscholle­n geglaubt, tauchte das wertvolle Stück vor einigen Jahren bei Inventaris­ierungsarb­eiten wieder auf. Neben einer fachgerech­ten Reinigung der Figur durch Spezialist­en muss auch der Barockschr­ein, in dem die Figur untergebra­cht ist, renoviert werden. Alleine dafür schätzt Ambs weitere Kosten von rund 12 000 Euro. Nach den Renovierun­gsarbeiten könnten die historisch­en Schmuckstü­cke dann aus den verborgene­n Kammern in einen attraktive­n Schauraum wieder ausgestell­t werden, hofft Ambs.

Nur weil „sein“Löffel nicht am gewohnten Platz lag, hat sich am Samstag in einer Ehinger Asylbewerb­erunterkun­ft ein Streit entwickelt, den am Ende nur die Polizei auflösen konnte. Beteiligte der handfesten Auseinande­rsetzung waren der Löffelbesi­tzer, ein 50-jähriger Pakistani, und zwei algerische Bewohner. Im Verlauf des Streits schlug ein 42-jähriger Algerier seinem pakistanis­chen Mitbewohne­r zunächst einen Wasserkoch­er gegen den Kopf. Wie die Polizei mitteilt, wurde der Angreifer zusätzlich durch eine weitere Person, bewaffnet mit einer Bratpfanne, unterstütz­t. Dem Pakistani gelang es nach Angaben der Polizei, die Angreifer zu „entwaffnen“und den Notruf zu wählen. In der Zwischenze­it nahm der erste Angreifer ein Küchenmess­er zur Hand und bedrohte den Geschädigt­en erneut. Auch dieses konnte er dem Angreifer abnehmen.

Als die Polizei vor Ort eintraf, war der zweite Angreifer bereits verschwund­en. Weder der Angreifer noch der Geschädigt­e machten Angaben zu dieser Person. Das Polizeirev­ier Ehingen ermittelt gegen beide Angreifer wegen gefährlich­er Körperverl­etzung. (az)

 ?? Fotos: Andreas Brücken ?? Das Modell der Klosteranl­age stammt aus dem Jahr 1793. Kreisarchä­ologe Richard Ambs und Mesnerin Veronika Schmid hoffen auf die Renovierun­g des Kunstwerke­s.
Fotos: Andreas Brücken Das Modell der Klosteranl­age stammt aus dem Jahr 1793. Kreisarchä­ologe Richard Ambs und Mesnerin Veronika Schmid hoffen auf die Renovierun­g des Kunstwerke­s.

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