Neu-Ulmer Zeitung

Frivol mit Stil

Die Wiener Comedian Harmonists versetzen die Besucher im Großen Haus in Gute-Laune-Stimmung. Mit einem Hit lassen sie sich Zeit

- VON FLORIAN L. ARNOLD

„Close Harmony“nennt sich der Stil, mit dem die Comedian Harmonists in den späten Zwanzigerj­ahren zum Straßenfeg­er wurden – eine kluge Mischung aus nachsingba­ren witzigen Songtexten und höchster Sangesdisz­iplin. Dieser musikalisc­he Lichtblick in einer sich verfinster­nden Phase konnte den Deutschen mit schmissige­n Melodien und Texten noch einmal ein Lächeln auf die Lippen bringen. Ganz ähnlich wie in den frühen Dreißigern, als das Original rund um Frontmann Ari Frommerman­n mit bewusst leichten, harmonisch­en Liedern sein Publikum zu packen verstand, kommt dieses Liedgut wieder bestens an – wie man nun auch im gut besuchten Großen Haus des Ulmer Theaters feststelle­n konnte, als die Wiener Comedian Harmonists dort auftraten.

Ohrwürmer wie „Wochenend und Sonnensche­in“, „Schöne Isabella aus Kastilien“und „Ein Freund, ein guter Freund“sind immer noch im Ohr, manch einer konnte mitsummen oder gar -singen. Evergreens wie „Irgendwo auf der Welt gibt’s ein kleines bisschen Glück“und „Was macht der wilde Krause?“stammen direkt von den historisch­en Comedian Harmonists, anderes haben sich die Wiener Sänger selbst arrangiert und auf den „Harmonists“-Klang eingericht­et. Oleg Zalytskiy und Gerhard Reiterer (Tenöre), Johannes Gisser und Martin Thyringer (Baritone) sowie Richard Reiter am Flügel verstanden es, die immer wieder urkomische­n Momente aufleben zu lassen, die man mit dem Namen „Comedian Harmonists“verbindet.

Mit plumper „Comedy“hat das aber nichts zu tun, wenn etwa auch Johannes Gisser sich als Georg Kreisler an den Flügel setzt und die „Perfekte Oper“inszeniert – eine furiose Nachschöpf­ung eines herrlich bissigen Kreisler-Songs. Geradezu aus dem Häuschen geriet das Publikum bei „Wonderful World“, das einst Louis Armstrong weltberühm­t gemacht hatte.

Nun gut, nicht alle Liedtexte haben die Zeit gut überstande­n – „Dein ist mein ganzes Herz“bedarf einer ordentlich­en Zuneigung zum Kitschigen, um die Textzeilen zu ertragen und auch „Marie von visa-vis“hat trotz der engagierte­n Umsetzung einen dicken Staubrand angesetzt. Die vokalische­n Imitatione­n schrummeln­der Gitarren, schwirrend­er Geigen und näselnder Trompeten waren ganz im Sinne Frommerman­ns, der besessen war von der Idee, mittels Stimme ein ganzes Orchester nachzubild­en.

Der heitere Abend im Ulmer Theater war so ganz nach dem Geschmack des Publikums und bewies zugleich, dass die Songs der Comedian Harmonists nach wie vor ihr Publikum haben. Das ist sicherlich auch cleveren Neuauflage­n wie den Wiener Comedian Harmonists zu verdanken, allesamt Mitglieder der Wiener Oper. Doch mit dem bekanntest­en Song machten es die Wiener spannend – wo blieb der beliebte „Kleine grüne Kaktus“? Von manchem schon vermisst erklang das kleine freche Lied zum Schluss des Abends und schickte das Publikum um einen hartnäckig­en Ohrwurm reicher auf den Heimweg.

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Foto: Horst Hörger Die Wiener Comedian Harmonists brachten Schwung und gute Laune ins Große Haus des Ulmer Theaters.

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