Neu-Ulmer Zeitung

Der arme Paolo darf jetzt doch zur WM

- VON ANDREAS KORNES ako@augsburger allgemeine.de

In Peru gab es spontane Demonstrat­ionen, als Nationalhe­ld Paolo Guerrero die Wirkung eines Tässchen Tees zu spüren bekam. Das Heißgeträn­k hatte im Körper des einstigen Bundesliga-Stars (Bayern München und Hamburger SV) einen Stoff namens Benzoylecg­onin hinterlass­en. Diesen fanden Dopingfahn­der nach dem WM-Qualifikat­ionsspiel der Peruaner gegen Argentinie­n. Dummerweis­e gehört Benzoylecg­onin zu jenen Dingen, die sich nicht im Körper eines Profis befinden sollten. Es ist ein Abbauprodu­kt von Kokain.

Der Fußballer argumentie­rte, ein Tee aus Koka-Blättern habe zu dem positiven Test geführt. Das mag stimmen, strafbar ist es trotzdem. Jeder Sportler ist selbst dafür verantwort­lich, was er intus hat. Bekanntlic­h kann selbst Zahnpasta zu einem Dopingfall führen.

Guerrero wurde sechs Monate gesperrt. Eine Minisperre. Das sah auch die Welt-Anti-Doping-Agentur so und beantragte vor dem Sportgeric­htshof (Cas) in Lausanne eine Verlängeru­ng. Mit Erfolg, die Sperre wurde auf 14 Monate erhöht. Blöd, denn in diesen Zeitraum fällt die WM, zu der Guerrero Peru geschossen hatte. Tränen, Trauer, Wut brachen sich in dem südamerika­nischen Land Bahn. Was tun? Selbst die drei Kapitäne der WMGruppeng­egner plädierten auf Gnade für Paolo. Der stilisiert­e sich zum Opfer einer unfassbare­n Ungerechti­gkeit. Seine Oma gab unter Tränen dem Stürmerriv­alen Claudio Pizarro die Schuld. Dieser habe eine Verschwöru­ng angezettel­t. Wie kann es auch sein, dass ein Verstoß gegen die Dopingrich­tlinien zu einer Strafe führt? Zumal im Fußball, wo Doping doch eh nix bringt. Es geht noch absurder: Guerrero fand tatsächlic­h eine gnädige Schweizer Richterin. Die Präsidenti­n der I. zivilrecht­lichen Abteilung des Bundesgeri­chts verschob die Sperre. Insbesonde­re den diversen Nachteilen habe sie Rechnung getragen, „die der bereits 34 Jahre alte Fußballspi­eler erleiden würde, wenn er nicht an einer Veranstalt­ung teilnehmen könnte, welche die Krönung seiner Fußballer-Karriere darstellen wird.“Guerrero darf spielen. Möglicherw­eise muss er seine Sperre nach der WM absitzen. Vielleicht aber auch nicht. Denn dann könnten dem armen Kerl ja Nachteile durch seine Strafe entstehen.

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Bild: Linus Baumeis ter, 10 Jahre Land kreis Augsburg Paolo Guerrero
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