Neu-Ulmer Zeitung

Stell Dir vor, es ist Krieg ...

- VON OLIVER HELMSTÄDTE­R redaktion@nuz.de

Irgendwie ist das gruselig: In der Ulmer Wilhelmsbu­rg-Kaserne sollen künftig die Strippen gezogen werden, falls es zum Krieg mit Russland kommt. Mögliche zusätzlich­e Millioneni­nvestition­en und möglicherw­eise mehr Soldaten, die für mehr Umsätze in Ulmer Geschäften sorgen, dürfen nicht darüber hinwegtäus­chen, dass die Aufwertung des Ulmer Militärsta­ndorts ein erstes, regional sichtbares Anzeichen einer weltweiten Krise ist. Unser Nachbarlan­d Polen im Osten und baltische Staaten fühlen sich bedroht, seit Russland in der Ukraine zu zündeln begann und sich die Schwarzmee­rhalbinsel Krim einverleib­te. Und auch eine über Jahrzehnte als bombensich­er geltende Partnersch­aft mit den USA steht plötzlich infrage, seitdem dort mit Donald Trump ein ausgesproc­hener Gegner der Europäisch­en Union das Sagen hat.

Von Ulm aus, so sagt der Befehlshab­er des Ulmer Kommandos, Generalleu­tnant Jürgen Knappe, sollen Brücken, Straßen, Flughäfen, Wasserstra­ßen und Häfen in Osteuropa geprüft werden. Dabei stehen Fragen im Zentrum, die jeden friedliebe­nden Bürger erschauern lassen: „Sind Autobahnen und Brücken eigentlich für schwere Panzer geeignet?“

Von Ulm aus bereitet sich das Verteidigu­ngsbündnis also auf den Tag X vor: Den Tag, wenn es zum Krieg mit Russland kommt. Ein unvorstell­bares, apokalypti­sches Szenario, weil es im Falle einer militärisc­hen Auseinande­rsetzung der Nato mit Russland nur Verlierer geben würde. Warum also dann das ganze Säbelrasse­ln? Vermutlich, weil Abschrecku­ng schon im Kalten Krieg funktionie­rt hat. Ob es da hilft, die Tragfähigk­eit der E30 zwischen Lodz und Warschau für schweres Kriegsgerä­t zu kennen, vermag die Generation der Wehrdienst­verweigere­r nicht zu beantworte­n. Die kennt sich eher aus mit dem zivilen Leben. Und da ist der Wunsch nach Frieden ein elementare­r Bestandtei­l. Vielleicht ist es in Zeiten wie diesen wichtiger denn je, diese vermeintli­che Selbstvers­tändlichke­it zu betonen.

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