Das Rätsel der frommen sieben
In der Weißenhorner Stiftungsklinik ist ein Bilderzyklus aus dem 19. Jahrhundert aufgetaucht. Experten der BR-Sendung Kunst & Krempel nehmen sie jetzt unter die Lupe
Schätze werden eher selten verbuddelt, sondern finden sich meistens in verwinkelten Kellern oder auf Dachböden. Von solchen Entdeckungen lebt etwa die Sendung Kunst & Krempel des Bayerischen Rundfunks, wo solche Fundstücke begutachtet und bewertet werden. An diesem Wochenende gastiert sie im Kloster Roggenburg – und wird sich am Sonntag mit einer ungewöhnlichen Entdeckung aus den Kellern der Stiftungsklinik Weißenhorn befassen: einem religiösen Bilderzyklus aus dem 19. Jahrhundert, der einige Rätsel aufgibt.
Zum Inventar des Krankenhauses gehören nicht nur allerlei medizinische Gerätschaften, sondern auch zahlreiche Bilder. Etliche davon hängen nicht an Wänden, sondern sind eingelagert. Als vor einigen Wochen der Bestand durchforstet wurde, tauchten auch sieben Gemälde auf, die eine gemeinsame Handschrift trugen und von den Motiven her zusammenpassten. Allerdings waren sie nach den Worten von Edeltraud Braunwarth, Sprecherin der Kreisspitalstiftung, reichlich verdreckt. Sie mussten erst mal gesäubert werden. Das übernahm der Günzburger Restaurator Richard Rau, der damit ordentlich beschäftigt war, denn offenkundig standen die Stücke eine Zeit lang sogar im Wasser. Sie sind auf Metall gemalt und recht gut erhalten. Doch von wem stammen sie?
Mit dieser Frage wandte sich die Stiftung an den Leiter des Weißenhorner Heimatmuseums, Matthias Kunze. Der entdeckte weder eine Signatur noch ein Monogramm, doch er hatte sofort eine Spur: Er vermutet, dass die Bilder von einem Nazarener gemalt wurden. Das sind Vertreter einer deutschen Kunstrichtung des 19. Jahrhunderts, die sich im romantischen Geist fast ausschließlich religiösen Motiven widmeten. Die sieben Weißenhorner Bilder könnten zwischen 1840 und 1860 entstanden sein, vermutet Kunze. In ihrer „nüchtern-sachlichen Art“zeigten sie Ähnlichkeiten zu den Werken des 1810 in Vöhringen geborenen und 1874 in Weißenhorn gestorbenen Franz Xaver Steinle. Der Zyklus zeigt die sogenannten Werke der Barmherzigkeit, also Beispiele christlicher Nächstenliebe und Mildtätigkeit. Dazu gehören: Hungrige speisen, Durstige tränken, Fremde beherbergen, Nackte bekleiden, Kranke pflegen, Gefangene besuchen und Tote bestatten. Unklar ist jedoch nach den Worten von Braunwarth, wo die Werke hingen. Bisher fand sich kein Ort, an dem eine solche Bildfolge Platz gehabt hätte. Möglicherweise wurde sie für den in den 1830erJahren entstandenen Spital-Neubau geschaffen.
Weil gar so vieles rätselhaft ist, traf es sich gut, dass gerade an diesem Wochenende in Roggenburg die Experten von Kunst & Krempel zu Gast sind, um mögliche Schätze zu entdecken. Braunwarth meldete die sieben Bilder zur Begutachtung an – und bekam prompt eine Zusage. Am Sonntagnachmittag widmen sich die Fachleute dem Bereich der „religiösen Volkskunst“. Vielleicht können sie zumindest einen Teil der Rätsel um die sieben frommen Bilder lösen.