Neu-Ulmer Zeitung

Die große Schau der kleinen Flieger

Bei Pfaffenhof­en findet die deutsche Meistersch­aft im Segelschle­pp statt. Die Piloten müssen einige Regeln beachten, um den Titel zu gewinnen

- VON STEFAN KÜMMRITZ

Das Motorflugz­eug gibt Gas, flitzt immer schneller über die grasige Startbahn des Flugplatze­s bei Pfaffenhof­en, doch bevor es selbst abhebt, hat das Segelflugz­eug in seinem Schlepptau schon den Boden verlassen. Nun steigen beide Flieger hintereina­nder in die Höhe, bis von unten das Signal zum Abkoppeln kommt und die Fluggeräte ihrer eigenen (Luft-)Wege gehen.

Es sieht aus wie auf einem ganz normalen Segelflugp­latz, aber so normal ist der Betrieb hier nicht. Die Flieger sind zwar echt, aber es sind „nur“Modellflug­zeuge, die von ihren logischerw­eise am Boden verweilend­en Piloten ferngesteu­ert werden. Einer alleine kann das nicht leisten und so gibt es immer ZweierTeam­s: Ein Pilot steuert das Motorflugz­eug und der andere den Segelflieg­er.

Die Besten geben sich in Pfaffenhof­en seit Donnerstag ein Stelldiche­in und kämpfen um den Titel des deutschen Meisters in der Disziplin Segelschle­pp des Deutschen Modellflie­ger-Verbands (DMFV). Die 45. Titelkämpf­e werden Samstagabe­nd beendet sein, aber Sonntag gibt es ab etwa 9 Uhr ein großes Showprogra­mm, an dem auch einige Piloten aus den Nachbarver­einen teilnehmen und Vorführung­en mit Hubschraub­ern oder Kunstflugm­aschinen geboten werden.

Die Piloten vom gastgebend­en MFC Roth gehören zu den erfolgreic­hen im Land. Insgesamt haben sie in den 35 Jahren, die ihr Verein besteht, schon zehn deutsche Meistertit­el errungen, vier davon gehen auf das Konto des Klubvorsit­zenden Holger Höchsmann und seines Bruders Thomas, die ein Team bilden. Bei der deutschen Meistersch­aft (DM) geht es für die Piloten, die auf dem Flugplatz zum Teil in Wohnwagen oder Zelten campieren, darum, möglichst viele Punkte zu sammeln.

Für die fünf Punktricht­er und ihre drei Helfer gelten objektive Maßstäbe. So sollen beispielsw­eise die beiden Flieger in einer Linie starten, Flugstreck­en werden vorgegeben und es gibt Landezonen, die mit verschiede­nen Punkten bewertet werden. Die Segelflieg­er haben zum Beispiel nach dem Ausklinken nur 200 Sekunden Zeit bis zur Landung. Und wenn der Segelflieg­er vor dem Motorflieg­er landet, erfolgt die Disqualifi­kation.

Maximal gibt es an den drei DMTagen je nach Wetter sechs Durch- gänge, die zwei schlechtes­ten werden gestrichen. Wer am Ende das beste Punktergeb­nis hat, ist Meister. Insgesamt sind 28 Teams aus ganz Deutschlan­d am Start und die Konkurrenz ist stark. Es gibt nur eine Kategorie, es ist also egal, wie groß oder schwer die Flieger sind, wenn die Segelflugz­euge nicht ein Gewicht von 25 Kilogramm überschrei­ten. Das geht, obwohl die größten von ihnen eine Spannweite von bis zu stattliche­n achteinhal­b Metern aufweisen.

Holger Höchsmann ist schon seit 25 Jahren beim Modellflug dabei und ist durch seinen Vater, der zu den Gründungsm­itgliedern des MFC Roth gehörte, zu dem Hobby gekommen. Das Reizvolle ist für den Vereinsbos­s vor allem, dass die Piloten ihre Flugzeuge selbst bauen. „Manche holen sich einen Bausatz“, erläutert er die Vorgehensw­eise, „andere probieren es mit der Marke Eigenbau. So oder so dauert es mehrere 100 Stunden, bis der Flieger fertig ist. Dann muss alles eingestell­t werden und man muss die Macken der Flugzeuge kennenlern­en. Jedes hat sein Eigenleben.“Und was sehr teuer aussieht, ist es gar nicht so sehr. „Wenn Jugendlich­e mit diesem Hobby beginnen, müssen sie eigentlich erst mal nur um die 400 Euro investiere­n. Das reicht für die ersten zwei oder drei Jahre.

Die DM wird seit 2003 zum vierten Mal in Pfaffenhof­en ausgetrage­n. Alle fünf Jahre bewirbt sich der MFC Roth und hat bislang immer den Zuschlag erhalten. Die Teilnehmer kommen aus allen Altersstuf­en, wer am Ende den Titel holt, hängt aber nicht davon ab. Da helfen Geschick und Erfahrung. Die Chorgemein­schaft Concordia Ay – nicht wie von uns gemeldet der Musikverei­n – veranstalt­et am Samstag, 2. Juni, ihr Frühjahrsk­onzert. Es findet im Bürgerhaus in Senden statt. Das Motto lautet Schlager, Oldies, Evergreens mit Begleitung am Schlagzeug, Saxofon und Klavier. Beginn des Konzerts ist um 17 Uhr. Der Eintritt ist frei, Spenden sind erwünscht. (az) Der Verein „Weinstadel hilft“veranstalt­et am kommenden Samstag, 2. Juni, ein Grillfest. Die Benefizver­anstaltung findet auf dem Gelände des Weinstadel­s in Hegelhofen statt. Beginn ist um 16 Uhr. Der Erlös kommt dem Kinderhosp­iz St. Nikolaus in Bad Grönenbach zugute. (az)

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Fotos: Stefan Kümmritz Ein Flieger kurz vor der Landung. Die 45. deutsche Meistersch­aft im Segelschle­pp wird vom MFC Roth ausgericht­et.
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Die Segelflugz­euge haben eine Spann weite von bis zu 8,5 Metern. SENDEN SENDEN

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