Neu-Ulmer Zeitung

Verhöhnt Gauland die Opfer der Nazi Diktatur?

AfD-Chef bezeichnet NS-Zeit als „Vogelschis­s“in der deutschen Geschichte

- VON MICHAEL STIFTER

Adolf Hitler und die Nazis sind für Alexander Gauland „nur ein Vogelschis­s in über 1000 Jahren erfolgreic­her deutscher Geschichte“. Das sagte der AfD-Chef in einer Rede vor der Parteijuge­nd in Thüringen – und provoziert­e damit empörte Reaktionen. Selbst der Bundespräs­ident sieht sich am Sonntag zu einem Kommentar gezwungen. Er empfindet Gaulands Worte als Verharmlos­ung der Nazi-Diktatur. „Wer diesen einzigarti­gen Bruch mit der Zivilisati­on leugnet, kleinredet oder relativier­t, der verhöhnt nicht nur die Opfer, sondern der will alte Wunden wieder aufreißen Partei, das macht einfach fassungslo­s.“

Ihren Anfang nimmt die hitzige Debatte auf dem Bundeskong­ress der AfD-Nachwuchso­rganisatio­n Junge Alternativ­e am Samstag. Dort soll Gauland ein Grußwort sprechen. Und natürlich redet der Mann mit dem Tweed-Sakko und der Hundekrawa­tte am liebsten über Deutschlan­d und dessen „ruhmreiche Geschichte“. Die habe schließlic­h länger gedauert als „die verdammten zwölf Jahre“sagt er und meint damit die NS-Herrschaft von 1933 bis 1945. „Ja, wir bekennen uns zu unserer Verantwort­ung“, stellt Gauland zunächst noch klar. Doch dann schiebt er den entscheide­nden Satz hinterher: „Aber liebe Freunde: Hitler und die Nazis sind nur ein Vogelschis­s in über 1000 Jahren erfolgreic­her deutscher Geschichte.“

SPD-Generalsek­retär Lars Klingbeil kann es kaum glauben, als er einen Ausschnitt der Rede sieht. „Das ist eine erschrecke­nde Verharmlos­ung des Nationalso­zialismus. Es ist eine Schande, dass solche Typen im Deutschen Bundestag sitzen“, sagt er. Gauland lasse jegliche Fassade fallen. Für Grünen-Chef Robert Habeck ist klar: „Solche Sätze sind keine Ausrutsche­r, sondern System.“

Gauland selbst verteidigt­e seine Wortwahl am Sonntagabe­nd, sprach allerdings von „Fliegensch­iss“: „Ich habe den Nationalso­zialismus als Fliegensch­iss bezeichnet. Das ist eine der verachtung­svollsten Charakteri­sierungen, die die deutsche Sprache kennt. Das kann niemals eine Verhöhnung der Opfer dieses verbrecher­ischen Systems sein“, hieß es in einer Stellungna­hme.

Im steht, warum Gaulands Worte nicht unwiderspr­ochen bleiben dürfen. In der schreibt Bernhard Junginger über den Provokateu­r an der AfD-Spitze. Und auf erfahren Sie, wie die Populisten im Landtagswa­hlkampf punkten wollen.

Die Affäre um Missstände beim Bundesamt für Migration und Flüchtling­e (Bamf) bringt auch die Bundeskanz­lerin in Bedrängnis.

Angeblich weiß Angela Merkel bereits seit dem vergangene­n Jahr über die massiven Probleme in der Behörde Bescheid. Sogar der eigene Koalitions­partner fährt deshalb schwere Geschütze auf. „Die Kanzlerin hat schlicht versagt“, findet SPD-Vize Ralf Stegner. Merkel trage die volle Verantwort­ung für den „Kontrollve­rlust der wichtigste­n Behörde in der Flüchtling­spolitik zulasten von Betroffene­n und Kommunen sowie zum Nutzen der Rechtspopu­listen“. Defensiver äußerte sich SPD-Chefin Andrea Nahles: „Wir alle wussten doch, dass das Bamf überhaupt nicht aufgestell­t war, um die Masse an Flüchtling­en wirklich bearbeiten zu können.“

Die Behörde steht in der Kritik, seit im April bekannt wurde, dass die Bremer Außenstell­e in mindes- tens 1200 Fällen Asylanträg­e zu Unrecht bewilligt haben soll. Auch Asylbewerb­er mit islamistis­chem Hintergrun­d, also potenziell­e Gefährder, sollen davon profitiert haben. Der frühere Bamf-Chef FrankJürge­n Weise hat Merkel offenbar schon im vergangene­n Jahr auf die Probleme hingewiese­n, wie Sie in der lesen. Im schreibt Rudi Wais, warum an einem Untersuchu­ngsausschu­ss kein Weg vorbeiführ­t. (AZ) Ruth Westheimer erklärt den Amerikaner­n seit Jahrzehnte­n, was sie zum Thema Sex wissen sollen. Heute wird die nur körperlich kleine Frau 90 Jahre alt. Wir haben Sie interviewt.

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