Neu-Ulmer Zeitung

Hilfe, ich brauche längere Porto-Pausen!

- VON SARAH SCHIERACK schsa@augsburger allgemeine.de

Es soll Menschen geben, die der Deutschen Post äußerst unerfreuli­che Dinge nachsagen. Zum Beispiel: zu langsam zu sein. Diese Menschen beschweren sich gerne im Büro über unpünktlic­he Pakete, tauschen sich am Gartentor über verspätete Postkarten aus oder beklagen in regelmäßig­en Abständen eine allgemeine Bummligkei­t des Briefzuste­llers. Das mag an der ein oder anderen Stelle seine Berechtigu­ng haben, ein kurzer Einspruch muss aber sein: Die Post kann sehr schnell sein – zumindest zu schnell für mich. Aber von vorne.

In meiner Schreibtis­chschublad­e schlummert ein Briefmarke­nhäufchen, das nur sehr, sehr schleppend kleiner wird. Das liegt daran, dass ich die Marken gerne auf Vorrat kaufe. Denn spontan an Briefmarke­n zu kommen, kann für berufstäti­ge Menschen durchaus schwierig sein. Gleichzeit­ig schreibe ich Briefe nur in äußerst überschaub­aren Abständen, sprich: nicht so oft. Das Marken-Häuflein in meiner Schublade schrumpft also derart langsam, dass gar nicht daran zu denken ist, mit der rasanten PortoPolit­ik der Post Schritt zu halten.

In der Praxis sieht das so aus: Als der Preis für einen Standardbr­ief 2014 auf 60 Cent angestiege­n ist, habe ich immer noch von meinem Vorrat an 55-Cent-Marken gezehrt. Als ich dann endlich 60-CentMarken kaufen konnte, erhöhte die Post prompt auf 62 Cent – und ich war ein Jahr lang damit beschäftig­t, auf jedem Brief noch ein Plätzchen für die Zwei-Cent-Marke zu finden. Mittlerwei­le besitze ich ein Zehnerpack 70-Cent-Marken – aber auch die könnten 2019 schon wieder überholt sein. Dem Vernehmen nach will die Post dann pro Brief 80 Cent verlangen. Puh!

Die beste Lösung? Wenn ich es mir aussuchen könnte, vermutlich ein Kompromiss: Die Post gewährt ihren Kunden in den kommenden Jahren wieder etwas längere PortoPause­n. Und ich schreibe öfter mal einen Brief.

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