Neu-Ulmer Zeitung

Wer kauft den Plastikkra­m?

- VON DANIELA HUNGBAUR huda@augsburger allgemeine.de

Selbstopti­mierung ist ja längst Pflicht. Man könnte von Zwang sprechen. Schließlic­h werden die selbst ernannten Experten nicht müde, uns in einer Flut von Ratgebern zu erklären, wie unser Alltag effiziente­r, unsere Arbeit erfolgreic­her, unser Selbst perfekt wird. Glaubt man all den Gurus, ist es eine Sache des positiven Denkens, des richtigen Coachens – und schon klappt es mit dem idealen Menschen. Alles machbar, alles ganz einfach. Merkwürdig nur, dass der Einzelne offenbar immer wieder am Konflikt zwischen Wollen und Handeln feststeckt, ja scheitert.

Bestes Beispiel: die Berge an Plastikmül­l. Glaubt man ersten Umfragen, so ist eine Mehrheit für ein Verbot von Plastik. Wunderbar, denkt man. Denn so ein europaweit­es Verbot von sinnfreiem Plastikgru­scht wie Plastikbec­hern, Plastikstr­ohhalmen oder Plastikbes­teck ist überfällig. Noch besser wäre ein weltweites Verbot. Allerdings stellt sich doch die naheliegen­de Frage: Wenn so viele Menschen gegen Plastik sind, warum kaufen dann so viele all den Kram? Die katastroph­alen Konsequenz­en sind längst bekannt. Bilder wie am Wochenende von einem sterbenden Wal, der an acht Kilo Plastikmül­l qualvoll verendet ist, sind nicht neu.

Braucht der Mensch also wirklich Verbote, um so zu handeln, dass er seine eigene Lebensgrun­dlage nicht zerstört? Ist es die Verführbar­keit durch den Handel, der mit immer neuem Schnicksch­nack im Sonderange­bot einen größeren Genuss des Lebens vorgaukelt? Ist die Bequemlich­keit das Problem? Oder haben viele schon resigniert? Nach dem Motto: Alles ohnehin schrecklic­h, aber an mir allein kann die Welt schließlic­h nicht genesen – also her mit Einweggril­l und Einwegbest­eck, nach mir die Sintflut.

Die Plastikver­müllung zeigt, dass der ganze Selbstopti­mierungswa­hn an den wahren Problemen vorbeigeht und eine Lösung für den Konflikt zwischen Wollen und Handeln offensicht­lich noch fehlt.

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Foto: LfU, privat Im östlichen Landkreis Donau Ries wurde ein Wolf gesichtet.
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