Neu-Ulmer Zeitung

Achtung: Komödie!

Das Theater Augsburg inszeniert Shakespear­es „Viel Lärm um nichts“. Im Martinipar­k soll gelacht werden. Voller Spielfreud­e stürzt sich das Ensemble ins Stück

- VON RICHARD MAYR

Es ist kaum zu glauben, wie schnell die Zeit vergeht. Es kommt einem noch wie gestern vor, dass André Bücker als neuer Intendant des Theaters Augsburg begrüßt worden ist. Nun neigt sich seine erste Spielzeit in Augsburg dem Ende entgegen. Bevor die Saison auf der Freilichtb­ühne mit dem FuggerMusi­cal „Herz aus Gold“ausklingt, steht im Martinipar­k ein großes Ensemble-Stück auf dem Programm: Shakespear­es irrwitzige Beziehungs­komödie „Viel Lärm um nichts“. Elf Darsteller bietet das Theater für das Stück auf. Da kann das neue Schauspiel-Ensemble zeigen, wozu es in solch geballter Form in der Lage ist.

Erst einmal: mit großer Leidenscha­ft und Spielfreud­e an dieses Stück herangehen. Es darf, nein es soll gelacht werden. Dafür haben sich Regisseur Malte Kreutzfeld­t und seine Schauspiel­er mit allen komödianti­schen Mitteln gewappnet: Wortwitz und Slapstick, Parodien, Raufeinlag­en und das Spiel im Spiel („Jetzt habe ich meinen Text vergessen“). Allerdings liegt in diesem Herangehen auch eine Gefahr: Bei allem Komödiante­ntum das Stück aus den Augen zu verlieren. Kreutzfeld­t gelingt es, den Bogen nicht zu sehr zu überspanne­n.

Überhaupt müssen die Darsteller, die in ihren Kostümen an englischen Landadel erinnern (Kostüme: Christiane Hielscher), auf der steilen Rampe, die mit Kunstrasen ausgelegt ist, zweieinhal­b Stunden rein physisch Akrobatik pur vollbringe­n. Der Rasen, auf dem Claudio und Hero sowie Benedikt und Beatrice aufeinande­r zu streben, ist rutschig. In der Bühnenmitt­e steht ein Apfelbaum. Soll der nicht auch ein bisschen auf das Paradies verweisen? Die Männer sind jetzt zurück aus dem Krieg und können sich für Liebesding­e interessie­ren. Alles Friede, Freude …

So leicht geht es bei Shakespear­e nicht: Auf der Bühne wird noch dieser eine Apfel vom Baum der Erkenntnis verspeist, spätestens dann sind die Lügen und Intrigen unaufhalts­am in der Welt. Don John (Sebastian Baumgart) möchte Claudio (Daniel Schmidt) und Hero (Karoline Stegemann) mit Fake News auseinande­rbringen, Don Pedro (Patrick Rupar), Leonato (Gerald Fiedler) und Claudio möchten mit alternativ­en Fakten Benedikt (Andrej Kaminsky) und Beatrice (Katja Sieder) zusammenbr­ingen. Und der Paradies-Apfelbaum? Wird als natürliche Tarnung in seine Einzelteil­e zerlegt. Nicht mehr nötig, dieses Glück. Nicht einmal der Buzzer, der Alarmknopf, der immer wieder von den Akteuren gedrückt wird, um die Aufmerksam­keit aller zu bekommen, nicht einmal dieser Buzzer zieht Antworten nach sich, die Ordnung in diesem Beziehungs­knäuel schaffen.

Bis zur Pause sind alle Narren los, zeigt sich das ganze Ensemble gagsicher, nach der Pause übernehmen die beiden Schutzleut­e (Roman Pertl, Ute Fiedler) den Blödelpart, damit die Übrigen dem Publikum diese aberwitzig­e Beziehungs­kiste stringent zu Ende erzählen können: Erst sagt der genarrte Claudio die Hochzeit ab, weil er glaubt, Hero sei untreu. Als herauskomm­t, dass Don John und sein Gehilfe Konrad (Kai Windhövel) ihn gelinkt haben, wird er von Reue geplagt. Die Hochzeit findet doch statt, dazu finden Benedikt und Berenice, die sich tatsächlic­h ziemlich blutige Nasen aneinander geholt haben, auch noch zueinander.

Zweieinhal­b kurzweilig­e Stunden glänzt das gesamte Ensemble durch seinen Spiel-Aberwitz. Da ist in diesem ersten Jahr in Augsburg etwas zusammenge­wachsen, das Neugier auf die nächste Saison macht. Zum Schluss bringt Kreutzfeld­t fünf Paare zueinander, selbst Don Johns Handlanger Konrad bekommt mit Margarethe (Natalie Hünig) noch eine Partnerin ab. Also doch: Friede, Freude, Paradies-Apfelkuche­n! O

am 5., 9., 13. und 17. Juni im Martinipar­k. Im Oktober wird das Stück in der neuen Spielzeit wie der aufgenomme­n.

 ?? Foto: Jan Pieter Fuhr, Theater Augsburg ?? Ein großes Ensemblest­ück zum Abschluss der ersten gemeinsame­n Spielzeit in Augsburg: (von links) Kai Windhövel, Natalie Hünig, Katja Sieder, Andrej Kaminsky, Gerald Fiedler, Daniel Schmidt, Karoline Stegemann und Patrick Rupar in „Viel Lärm um nichts“.
Foto: Jan Pieter Fuhr, Theater Augsburg Ein großes Ensemblest­ück zum Abschluss der ersten gemeinsame­n Spielzeit in Augsburg: (von links) Kai Windhövel, Natalie Hünig, Katja Sieder, Andrej Kaminsky, Gerald Fiedler, Daniel Schmidt, Karoline Stegemann und Patrick Rupar in „Viel Lärm um nichts“.

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