1,44 Meter Sexualkunde
Ruth Westheimer erklärt den Amerikanern seit Jahrzehnten, was sie zum Thema Sex wissen sollen. Heute wird die erfolgreiche und nur körperlich kleine Frau 90 Jahre alt
Frau Westheimer, haben Sie Erinnerungen an Ihre Kindheit in Bayern?
Aufgewachsen bin ich in Frankfurt, aber immer in den Ferien war ich in Wiesenfeld in Unterfranken. Ich habe gerade ein neues Kinderbuch auf Englisch geschrieben, „Roller-Coaster Grandma – The Amazing Story of Dr. Ruth“, und die erste Geschichte in diesem Buch spielt auf dem Bauernhof meiner Großeltern in Wiesenfeld. Denn als ich ein kleines Mädchen war, fünf Jahre alt, wollte ich nicht, dass die Gänse dort auf dem Hof eingesperrt sind. Ich wollte, dass alle Leute und auch die Tiere frei sind. Deshalb bin ich um fünf Uhr in der Früh aufgestanden und habe alle Gänse rausgelassen, ins ganze Dorf. Man hat mich natürlich geschimpft. Mich würde es sehr freuen, wenn das Buch übersetzt würde und auch auf Deutsch herauskäme.
Ihre Eltern sind jüdisch-orthodox, beide starben in Auschwitz. Sie selbst entkamen dem Zweiten Weltkrieg dank eines Kindertransportes in die Schweiz. Welche Gefühle verbinden Sie heute mit Deutschland?
Das Wichtige ist, dass ich kein Problem mit jüngeren Menschen habe. Außerdem bin ich Konrad Adenauer bis heute sehr dankbar, weil er Israel vor 70 Jahren sehr geholfen hat. Ich gehe jedes Jahr nach Israel und dort treffe ich immer auf junge Deutsche, die zum Beispiel in Altersheimen helfen. Das ist gut: eine Gruppe von jungen Leuten, die aus Idealismus Israel helfen.
Nach dem Krieg zogen Sie nach Palästina und kämpften für ein freies Israel, bis sie von einer Granate schwer verletzt wurden. Wie kamen Sie dann dazu, Sexualtherapeutin zu werden?
Nachdem ich in Israel war, habe ich an der Sorbonne in Frankreich Psychologie studiert, war dann zu Besuch in Amerika und habe gesehen, dass ich dort weiterstudieren kann. Ich habe geheiratet und zunächst im Bereich Familienplanung gearbeitet. Anschließend habe ich Sexualtherapie an der Cornell Medical School studiert und schließlich ein eigenes Radioprogramm bekommen. Zehn Jahre lang habe ich das gemacht. Und ich war jedes Jahr bei der Frankfurter Buchmesse und kam dann immer mit ei- nem Vertrag für ein neues Buch zurück. Die Fragen zum Thema Sex, haben Sie einmal gesagt, seien überall die gleichen. Welche ist Ihnen am häufigsten gestellt worden?
Was heute am wichtigsten ist, ist die zwischenmenschliche Beziehung. Denn ohne eine gute zwischenmenschliche Beziehung klappt auch das Sexualleben nicht.
Stimmt das Vorurteil, die Amerikaner seien prüder als die Europäer?
Das stimmt nicht. Die Amerikaner haben die besten wissenschaftlichen Kenntnisse über Sexualtherapie. Aber es stimmt: Es war etwas schwierig, damit anzufangen, über Sachen zu reden.
Heute ist das Thema allgegenwärtig, ist das positiv oder negativ?
Es ist positiv. Was mir heute mehr Sorgen als die Sexualfragen macht, ist, dass so viele Leute einsam sind. Ich spreche deshalb viel darüber, wie wichtig die Beziehung ist. Aber dass das sexuale Wissen jetzt besser ist, freut mich sehr. Heute werden Sie 90. Von Ruhestand aber wollen Sie nichts wissen?
Ganz bestimmt nicht. Für mich gibt es keinen Ruhestand. Ich war erst jüngst auf der Buchmesse in New York. Heute gibt es eine Riesenfeier zu meinem 90. Geburtstag: 315 Leuten kommen und es wird gefeiert und getanzt.
Wollen Sie Ihren Geburtsort noch einmal besuchen, bevor Sie 100 werden?
Das weiß ich noch nicht. Wenn ich komme, lasse ich es Sie wissen.
Interview: Susanne Popp Für Schauspieler Jürgen Prochnow kam der mit dem Film „Das Boot“verbundene Erfolg völlig überraschend. „Das war – jedenfalls für mich – nicht vorauszusehen, dass dieser Film es jemals schaffen würde, mich in eine Kategorie von Schauspielern reinzubringen, in die ich normalerweise nie hineingekommen wäre“, sagte Prochnow, der später Karriere in Hollywood machte. „Ich galt plötzlich als ein internationaler Star und wurde sofort von Produzenten und Regisseuren aus Hollywood angefordert. Damit hätte ich nie gerechnet“, erinnerte sich der Schauspieler, der am 10. Juni 77 Jahre alt wird und die Hauptrolle im neuen Stück der Wormser Nibelungen-Festspiele hat. „Boot“-Regisseur Wolfgang Petersen hatte den Kriegsfilm mit Schauspielern wie Prochnow, Martin Semmelrogge, Herbert Grönemeyer und Uwe Ochsenknecht 1981 gedreht. „Das Boot“spielt 1941 und zeigt das Schicksal einer deutschen U-BootBesatzung, die im Atlantik kämpft und schließlich untergeht. Der Film wurde in sechs Kategorien für den Oscar nominiert. Im NibelungenStück spielt Prochnow den Hunnenkönig Etzel. Die Proben beginnen morgen.
Gestern Abend ist das Doppelfestival „Rock im Park“(Nürnberg) und „Rock am Ring“(Nürburg in der Eifel) zu Ende gegangen. Jeweils 70 000 Gäste besuchten die gleichzeitig stattfindenden Veranstaltungen, die allerdings in diesem Jahr nicht ausverkauft waren.
Die „Rock am Ring“-Besucher ließen sich gestern Abend von den Headlinern „Foo Fighters“und „Gorillaz“begeistern. In Franken hingegen stand gestern als HauptAct die britische Rockband „Muse“auf dem Programm. Seit Freitag hatten dutzende Musiker auf jeweils drei Bühnen für die Fans gespielt – an der Rennstrecke Nürburgring bei durchwachsenem Festival-Wetter. Schon in der Nacht zum Freitag hatten Camper rund um den Nürburgring mit heftigem Regen zu kämpfen. Besser war das Wetter in Nürnberg. Weitere Top-Acts des Doppelfestivals waren etwa „Snow Patrol“, „Kreator“, „Bad Religion“, „Rise Against“oder Marilyn Manson. Die Bands spielen in der Regel abwechselnd an beiden Festivalorten, um somit allen Fans einzuheizen.