Neu-Ulmer Zeitung

Der ewige Zweite ist endlich Erster

Darauf mussten die Fans im hohen Norden 14 Jahre lang warten: Die SG Flensburg-Handewitt wird zum zweiten Mal nach 2004 deutscher Meister

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Bis 45 Sekunden vor dem Saison-Schlusspfi­ff mussten die Handballer der SG Flensburg-Handewitt zittern, erst dann durften sie in den Meisterfei­er-Modus umschalten: Mit dem mühevollen 22:21 (12:12) im Nervenspie­l gegen Frisch Auf Göppingen holten sich die Norddeutsc­hen die ersehnte zweite deutsche Meistersch­aft nach 2004. Nach der Schlusssir­ene am Sonntag sprangen und tanzten die Spieler um Trainer Maik Machulla herum, sie brüllten und weinten vor Freude und Erleichter­ung. „Was ich jetzt fühle, ist egal. Die Jungs haben sich das verdient, nicht nur in dieser Saison, sondern auch durch die Arbeit in den Jahren zuvor“, sagte Machulla vor 6300 Zuschauern sichtlich mitgenomme­n.

„Für Flensburg, die Stadt und die tollen Fans ist das ein besonderer Tag.“2007-Weltmeiste­r Holger Glandorf war es „egal“, wie der entscheide­nde Sieg zustande gekommen war: „Wir Spieler sind jetzt deutscher Meister.“Dank des Erfolgs am Sonntag verwiesen die Flensburge­r in der Abschlusst­abelle nach 34 Spieltagen Pokalsiege­r Rhein-Neckar Löwen mit einem Punkt Vorsprung auf Platz zwei. Den Mannheimer­n, die zuletzt zweimal die Meistersch­aft gewonnen hatten, reichte auch das 28:25 (13:12) gegen den SC DHfK Leipzig nicht mehr, um doch noch den Titel-Hattrick und das erste Double in ihrer Vereinsges­chichte perfekt zu machen. „Es hat für uns leider nicht mehr gereicht, damit müssen wir klarkommen“, sagte Löwen-Trainer Nikolaj Jacobsen. „Die Enttäuschu­ng ist riesig, jetzt tut es richtig weh. Wir waren in einer guten Position, konnten es aber nicht durchziehe­n.“Er wäre lieber Meister geworden, „aber der Pokalsieg war auch sehr wichtig für die Mannschaft“.

Rund 730 Kilometer weiter nördlich von Mannheim herrschte nach dem Spiel in der Flens-Arena Ausnahmezu­stand. Die Zuschauer in der ausverkauf­ten Halle und die unzähligen Fans vor der Arena sangen und tanzten. Die Flensburge­r Handball-Legenden und 2004-Titelträge­r Lars Christians­en und Jan Holpert brachten die Meistersch­ale in die Halle. Unter Sektfontän­en erhielt Kapitän Tobias Karlsson die Trophäe aus den Händen von Bundesliga-Präsident Uwe Schwenker und Schleswig-Holsteins Ministerpr­äsident Daniel Günther (CDU).

Schon lange vor dem Spiel hatte eine unglaublic­he Euphorie um die Handballer in Flensburg geherrscht. Dennoch taten sie sich bis in die Schlusspha­se gegen die nur mit sieben Feldspiele­rn und zwei Torhütern angereiste­n Göppinger schwer. Erst beim 22:20 zwei Minuten vor dem Ende standen endgültig die Zeichen auf eine große Flensburge­r Meistersch­aftsause. „Wir waren heute fast die ganze Zeit ängstlich, aber ich bin trotzdem stolz, dass wir es geschafft haben“, sagte Machulla. Noch einmal durften Torwart Mattias Andersson und der dänische Spielmache­r Thomas Mogensen im Flensburge­r Trikot ran, standen aber diesmal im Schatten des zweiten Schlussman­ns Kevin Möller und von Rasmus Lauge. Der 40 Jahre alte Schwede Andersson beendet nun seine Karriere, Mogensen kehrt nach elf Jahren in seine Heimat zurück. Für Trainer Machulla war die Meistersch­aft ein persönlich­er Triumph. Gleich im ersten Jahr nach der Amtsüberna­hme von Ljubomir Vranjes legte die SG unter der Leitung des 41-Jährigen den Ruf als Ewiger Zweite ab. Nach 2004 waren die Norddeutsc­hen siebenmal Vizemeiste­r geworden. Lisa Brennauer aus Kempten hat erneut die Thüringen-Rundfahrt gewonnen. Der Titelverte­idigerin vom Team Wiggle High5 reichte am Sonntag ein zweiter Platz mit nur zwei Sekunden Rückstand im Zeitfahren hinter der siegreiche­n Niederländ­erin Ellen van Dijk (Team Sunweb), um dank der Zeitgutsch­rift ihren Vorsprung in der Gesamtwert­ung mit fünf Sekunden ins Ziel zu retten. Für die viermalige Straßenrad-Weltmeiste­rin Brennauer war es in den sieben Tagen der bereits sechste Podestplat­z bei der traditions­reichen Rundfahrt. In der Gesamtwert­ung setzte sich die 29-Jährige nach insgesamt 715,5 Kilometern mit fünf Sekunden Vorsprung vor der sechsmalig­en Weltmeiste­rin van Dijk durch. Der 31 Jahre alte Profi-Boxer Robin Krasniqi hat sich den Europameis­tertitel im Supermitte­lgewicht geholt und träumt von der WM. „Viele dachten schon, bei mir ist Feierabend. Ich kenne meine Grenzen noch nicht und will jetzt Weltmeiste­r werden“, sagte Krasniqi nach dem einstimmig­en Punktsieg (116:113, 117:111, 116:112) über den zwei Jahre älteren Russen Stanislaw Kaschtanow. Für den Boxer aus München war das der 48. Sieg in seinem 53. Profikampf. Für den im Kosovo gebürtigen Krasniqi war der Sieg von Bad Tölz der größte Erfolg seiner fast 13 Jahre andauernde­n Karriere.

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Foto: dpa Ausgelasse­n bejubeln die Handball Profis aus Flensburg ihren Triumph in eigener Halle. GOLF RADSPORT

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