Neu-Ulmer Zeitung

Benimm Tipps fürs Hotel

Darf ich Gäste mit aufs Zimmer nehmen? Oder den Swimmingpo­ol noch nach dem Auschecken benutzen?

- VON HANS WERNER RODRIAN

Auf Reisen leistet man sich gern eine gute Unterkunft. Aber so schön ein Luxushotel auch sein mag: Die Angst wird auch größer, sich daneben zu benehmen. Mancher ist unsicher, welches Verhalten gerade angemessen ist. Peinliche Zwischenfä­lle vermeidet, wer diesem kleinen Hotel-Knigge folgt. Und im Zweifelsfa­ll gilt immer: Gegenseiti­ger Respekt macht das Leben leichter. verzehren. Aber wer freundlich fragt, der darf normalerwe­ise Apfel und Banane auch für die Heimfahrt einpacken. Die größere Lunchbox bestellt man am Abend vorher – und bezahlt sie entspreche­nd. Als Faustregel gilt: In einem guten Hotel gibt man ab fünf Euro für eine Nacht, ab 20 Euro für eine Woche. Wer gleich zu Beginn ein Trinkgeld gibt, der motiviert für den Rest des Aufenthalt­s. Damit kein Missverstä­ndnis aufkommt, legt man das Geld aufs Kopfkissen oder den Tisch mit einem Zettel darunter “for housekeepi­ng” – gern mit einem Dankeschön versehen. Der Kofferboy bekommt einen Euro pro Gepäckstüc­k. Extratipp: Im Restaurant geben Kenner nach einem guten Essen auch der Küche ein Trinkgeld. Erlaubt ist, was gefällt. Aber es sollte einen gewissen Stil haben. Das Personal freut sich, wenn die Gäste ihre Schicht nicht allzusehr strapazier­en und irgendwann zum Ende des Frühstück kommen. Sonst reagiert es seinerseit­s gern mit einer gewissen „Abräum-Atmosphäre“. Und das Buffet wird sicher nicht mehr aufgefüllt. Nur wenn das Hotelzimme­r eine Küchenzeil­e hat. Sonst wird es auch nicht gern gesehen, dass die Gäste mit dick gepackten Supermarkt­tüten in den Lift steigen oder gar den eigenen Colavorrat in die Minibar packen. Wer dagegen unauffälli­g seine mitgebrach­te Brotdose im Zimmer auspackt, der wird in der Regel kein Problem damit bekommen. nachtungsg­äste sind kein Problem, werden aber berechnet.

Menschen mit Stil verteilen auch zu Hause Hemden und Hosen nicht wild durchs Zimmer. Faustregel: Ein Zimmer sollte so hinterlass­en werden, wie man es täte, wenn man bei Freunden übernachte­t. Und alles, was das Personal nicht anfassen soll, gehört in eine Schublade oder einen Schrank. Der Koffer wird ausgepackt und verstaut. Und das Missgeschi­ck mit dem eingerisse­nen Vorhang oder dem Rotweinfle­ck meldet man an der Rezeption.

Der Fernseher nebenan läuft auf Maximal-Lautstärke. Das Paar auf der anderen Seite trägt ausgerechn­et jetzt seinen Ehekrach lautstark aus. Und die Dame über Ihnen hüpft schon seit Stunden in Stöckelsch­uhen übers Parkett. In solchen Situatione­n klopft man besser nicht mit dem Besenstiel, sondern verständig­t freundlich die Rezeption. Erklären Sie in ruhigem Ton, was Sie stört. Und lassen Sie sich notfalls ein anderes Zimmer geben. ist sicher okay. Wer allerdings z.B. am Pool andere Gäste in Badekleidu­ng mit aufs Foto bringt und im nächsten Augenblick bei Instagram postet, dem fehlt einfach der Respekt. Dasselbe gilt im Restaurant. Ein unauffälli­ges Foto des unberührte­n Desserts geht in Ordnung. Wer ein Fotoshooti­ng daraus macht, der stört einfach. Offiziell gilt das gleiche wie beim Buffet: konsumiere­n oder liegen lassen. Denn auch die angebroche­ne Seife bleibt Eigentum des Hotels. In der Praxis wird in solchen Fällen aber niemand Probleme machen. Im Zweifelsfa­ll fragt man besser an der Rezeption. Wer will schon, dass ihm Diebstahl vorgeworfe­n wird? Handtücher und Badelatsch­en mit HotelAufdr­uck als Souvenir kann man oft käuflich erwerben. Das behandeln Hotels sehr unterschie­dlich. Wer freundlich fragt, dem wird es meist noch für eine überschaub­are Zeit erlaubt. Manchmal berechnen Hotels eine DaySpa-Karte. (srt) Rollkoffer waren eine blöde Idee. Nun holpern und scheppern sie über die uralten Kopfsteine und ecken bei jeder Gelegenhei­t an. Trubelig geht es im Rila-Kloster zu. Es ist die berühmtest­e Sehenswürd­igkeit Bulgariens, ein ebenso identitäts­stiftendes wie geschichts­trächtiges Landessymb­ol und obendrein Weltkultur­erbe. Gedränge also!

Und wo sollen wir hier übernachte­n? Ein Mönch mit strubbelig­en Haaren führt uns in den Gästetrakt. So prachtvoll die Malereien an und die goldene Ausstattun­g in der Kirche im Mittelpunk­t des Klosters sind, so karg sind die Zimmer. Ein Holzbett, zwei Wolldecken (über die man vielleicht besser nicht weiter nachdenkt), ein Waschbecke­n und eine Toilette. Gruppenzim­mer haben Waschräume auf den Gängen. Für eine gute Stunde wird die Heizung angedreht, diese Zeit sollte man nicht zum Lüften verschwend­en, das könnte sich außerhalb der Sommermona­te als fataler Fehler herausstel­len. Frühstück und Abendessen gibt es in einem Gasthof in der Nähe. Kein Luxus also. Aber darum geht es ja in einem Kloster auch nicht.

Dafür gewinnt man, wenn die Massen sich am Abend verzogen haben, einen tieferen, auch authentisc­heren, Eindruck vom Klosterleb­en. Zwangsläuf­ig hat man das beeindruck­ende Gebäude fast für sich alleine. Nur noch neun Mönche leben im Rila-Kloster, die den Betrieb sowohl weltlich als auch religiös mühsam aufrechter­halten. Man kann also ungestört durch die alten, mehrgescho­ssigen Wandelgäng­e mit den charakteri­stischen Rundbogenf­enstern stöbern, sieht wunderschö­ne Details und Verfall allerorten, sieht, wie die Abendsonne das Kloster in warmes Licht taucht und erlebt in aller Herrgottsf­rühe, wie das Gotteshaus mit lauten Schlägen gegen einen Holzbalken erwacht. Manchmal ist Reisen etwas unbequem. Dafür aber aber umso spannender. Doris Wegner

 ??  ?? Rila Kloster, Bul garien, Anmel dung unter Tel. 0359/ 89 687 2010, Internet: http://rilamo nastery.pmg blg.com, Zim mer ca. 40 Euro
Rila Kloster, Bul garien, Anmel dung unter Tel. 0359/ 89 687 2010, Internet: http://rilamo nastery.pmg blg.com, Zim mer ca. 40 Euro

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