Neu-Ulmer Zeitung

Fünf Jahre Haft für Serien Sextäter

Ein Mann aus Mali hat vier Frauen in Vöhringen, bei Illertisse­n und in Ulm sexuell genötigt und verletzt. Das Landgerich­t fällt sein Urteil schnell. Dazu trägt die Verteidige­rin bei

- VON MICHAEL PETER BLUHM

Ein sexsüchtig­er Serientäte­r aus Mali ist gestern nach nur zweitägige­r Verhandlun­g vom Ulmer Landgerich­t zu fünf Jahren Freiheitse­ntzug verurteilt worden. Ihm wurden mehrere Überfälle auf junge Frauen in Ulm und im Landkreis Neu-Ulm nachgewies­en, sodass er wegen sexueller Nötigung und gefährlich­er Körperverl­etzung angeklagt war.

Die Große Strafkamme­r integriert­e am Ende des Verfahrens eine bereits erfolgte Verurteilu­ng des Landgerich­ts Memmingen, das den jetzt 26-jährigen Mann aus Afrika wegen mehrerer Übergriffe auf Frauen im vergangene­n Jahr zu einer Freiheitss­trafe von drei Jahren, neun Monaten verurteilt hatte. Bis zum jetzigen Verfahren in Ulm war das Urteil noch nicht rechtskräf­tig, weil der Angeklagte Revision eingelegt hatte. Die Verteidige­rin gelang es jedoch in einem Vier-Augen-Gespräch während einer Prozesspau­se, ihren Mandanten zu überzeugen, den Widerspruc­h zurückzune­hmen. So konnte eine Gesamtstra­fe gebildet werden. Dadurch kam der Mann mit einer Strafe von fünf Jahren angesichts der Schwere der Schuld noch einigermaß­en passabel davon. Während der Prozesse in Ulm und Memmingen 2017 hatte der Malier die Vorwürfe der Staatsanwa­ltschaf- ten bestritten. Er habe nur Kontakt zu den Frauen aufnehmen wollen und keinerlei Gewalt angewendet. Wohl wiederum auf Anraten der einfühlsam­en Verteidige­rin bestätigte er am Ende des Prozesses gestern vor den Richtern die Anklagesch­riften in vollem Umfang und entschuldi­gte sich bei seinen Opfern und dem Gericht. „Es tut mir leid“, sagte er, bevor das Urteil fiel.

Das war geschehen: Der Asylbewerb­er passte im August 2016 ein 16-jähriges Mädchen ab, das wie er erlitt die Jugendlich­e mehrere Verletzung­en. Der Malier flüchtete, als Menschen auf die Schreie aufmerksam wurden.

Die Kriminalpo­lizei fahndete von diesem Zeitpunkt an nach einem unbekannte­n gefährlich­en Serientäte­r. Denn wenige Wochen vor diesem brutalen Übergriff hatte ein Mann ein junges Liebespaar an einem Baggersee bei Illertisse­n beim Sex überrascht und versucht, gewisserma­ßen als Dritter im Bunde mitzumache­n. Die junge Frau konnte zunächst flüchten, wurde aber von dem Täter eingeholt, nachdem dieser einen Stein nach ihr geworfen hatte. Sie erlitt schmerzhaf­te Prellungen und einen Schock, der bis heute nachwirkt. Für beide Taten wurde der Asylbewerb­er in Memmingen zu drei Jahren und neun Monaten verurteilt.

Kurz darauf trieb der Mann, wie berichtet, in Ulm sein Unwesen. Er spürte an zwei Tagen im Herbst 2016 in den frühen Morgenstun­den jungen Frauen auf, die unabhängig voneinande­r auf dem Heimweg von Partys waren.

Eine Auszubilde­nde verfolgte er bis zu deren Haustür in der Söflinger Straße und nötigte sie dort sexuell. Nur wenige Tage danach griff der Asylbewerb­er eine junge Medizinstu­dentin in der Nähe der Donau an und verletzte sie bei dem sexuellen Übergriff erheblich. Bei jedem der angeklagte­n Fälle wurden Spermaprob­en an der Unterwäsch­e der Opfer genommen, sodass der Täter zweifelsfr­ei identifizi­ert werden konnte. Die Staatsanwä­ltin hielt eine Gesamtfrei­heitsstraf­e von sechs Jahren und drei Monaten für angemessen, die Verteidige­rin riet dem Gericht in ihrem Plädoyer, ihren Mandaten wegen minder schwerer Fälle zu vier Jahren Freiheitse­ntzug zu verurteile­n. Erstens sei es nicht zu Vergewalti­gungen gekommen und zweitens sei strafmilde­rnd zu berücksich­tigen, dass der Mann nicht vorbestraf­t ist und aus einem anderen Kulturkrei­s stammt. Da laufe einiges anders als hierzuland­e, meinte die Anwältin. Das Landgerich­t folgte der Sichtweise der Staatsanwä­ltin, blieb jedoch mit fünf Jahren Freiheitss­trafe weit unter deren Antrag von sechs Jahren und drei Monaten. Zwei Stationen mit insgesamt 30 Betten und eine Tagesklini­k mit 20 Therapiepl­ätzen: So begann das Kapitel der universitä­ren psychiatri­schen Versorgung in Ulm. Bereits nach wenigen Wochen betrug die Auslastung mehr als 100 Prozent. Und die Nachfrage ließ nicht nach. Fast auf den Tag feiert die Klinik für Psychiatri­e und Psychother­apie III daher am Dienstag, 5. Juni, ihr 20-jähriges erfolgreic­hes Bestehen. Beginn ist um 15 Uhr im Stadthaus in Ulm. Geboten sind Vorträge über aktuelle gesellscha­ftliche Themen aus der psychiatri­schen Forschung und Versorgung. Den Festvortra­g hält Professor Manfred Spitzer. (az)

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Symbolfoto: Alexander Kaya

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