Neu-Ulmer Zeitung

Zum Abschied ins Kino – ein sowjetisch­er Western

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hat Alexander Gerst, 42, an diesem Morgen zum letzten Mal geduscht. Zumindest zum letzten Mal für sechs Monate. Zum Frühstück gab es Kascha, eine Art Grütze. Dann signierte der Astronaut aus dem württember­gischen Künzelsau mit seinen Kollegen, dem russischen Kampfpilot­en Sergej Prokopjew, 43, und der amerikanis­chen Ärztin Serena Auñón-Chancellor, 42, die Türen ihrer Hotelzimme­r in Baikonur – eines von vielen Ritualen in der russischen Raumfahrt. Dass sie mit Freunden und Familien am Vorabend den 1969 gedrehten sowjetisch­en Western „Weiße Sonne der Wüste“angeschaut haben, ist auch so eine Uralt-Tradition. Russische Kosmonaute­n sind abergläubi­sch und sehr emotional. Und weil hier die Raumfahrtg­esetze der Russen gelten, übertragen sich ihre Gewohnheit­en eben auf die Kollegen aus anderen Nationen.

Am Ende seines fast zeremoniel­len Vorbereitu­ngsprogram­ms saß Alexander Gerst dann strahlend in seinem blauen Overall im Bus, auf dem Weg zur Ankleidung, und schickte ein paar Grüße über den Internet-Nachrichte­ndienst Twitter. Den etwa: „Beobachten desinteres­sierte Kamele am Wegesrand.“Wer ein paar Minuten, bevor er mit fast 28000 Stundenkil­ometern ins All katapultie­rt wird, noch Augen für die Alltäglich­keiten der Steppe hat, dem darf man eine gewisse Coolness unterstell­en.

Für den großen Moment haben

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