Neu-Ulmer Zeitung

„Wölfe nicht gefährlich­er als Hirsche“

Der Wolf im Donau-Ries macht vielen Angst. Experte Ulrich Wotschikow­sky erklärt, dass wir lernen müssen mit den Tieren zu leben – und dass die Politik versagt hat

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Das Foto einer Wildkamera hat bewiesen: Im Landkreis Donau-Ries war ein Wolf unterwegs. Herr Wotschikow­sky, Sie waren im Nationalpa­rk Bayerische­r Wald für das Wildtierma­nagement zuständig und sind studierter Förster. Überrascht Sie der Fund?

Nein. mit der Schusswaff­e eingreifen, bevor überhaupt Wölfe da sind. Die Weidetierh­alter lassen sie dabei alleine. Ich habe den festen Eindruck, dass sie die Wölfe wieder weghaben wollen. Damit verweigert sich die Politik, den Tieren in Bayern eine Zukunft zu ermögliche­n. Warum ist das in Deutschlan­d besonders tragisch?

Weil wir uns in einem der reichsten Länder der Erde einreden, dass wir es nicht fertigbrin­gen, mit ein paar Wölfen klarzukomm­en. Die Entscheidu­ng, dass sich Wölfe wieder ausbreiten dürfen, wurde von allen Mitgliedsl­ändern der EU einstimmig beschlosse­n. Das heißt, es ist unsere Politik, die das so haben wollte. Was fordern Sie?

Die Politik hätte längst einen Management­plan aufstellen müssen, wie mit dem Phänomen, dass Wölfe wieder zu uns kommen und Rudel bilden, umzugehen ist. Der Management­plan Stufe III hängt aber seit Jahren hinterher und wird von landwirtsc­haftlicher Seite blockiert. Was brauchen Weidetierh­alter, um Wolfsattac­ken zu verhindern?

Eine großzügige Förderung der zusätzlich­en Aufwendung­en, die mit den Wölfen auf sie zukommen. Beispielsw­eise für Elektrozäu­ne und dort, wo größere Herden sind, für die Anschaffun­g von Herdenschu­tzhunden.

Aber darum kümmert sich die Politik nicht?

Die Politik kümmert sich überwiegen­d um die Ausschaltu­ng der Problemwöl­fe. Das sind verzogene Wölfe, die gefüttert wurden, sich dadurch schlechte Manieren angeeignet haben und eine Gefahr darstellen können. Dabei sind die so selten wie ein weißer Hirsch. Wir hatten in 18 Jahren einen einzigen Wolf, der sich krumm benommen hat. Um solche Sonderfäll­e braucht man sich nicht zu kümmern. Interview: Judith Roderfeld ist studierter Förster und war für das Wildtierma­na gement im Nationalpa­rk Bayerische­r Wald zuständig. Offenbar, um Beweise zu vernichten, hat ein Ladendieb im Kreis Dillingen einen geklauten Kopfhörer gegessen. Mitarbeite­r des Ladens berichtete­n beim Prozess vor dem Dillinger Amtsgerich­t, dass der Mann zuvor fliehen wollte, als sie ihn mit Beweisen für den Diebstahl konfrontie­rten. Er habe versucht, einen Angestellt­en von der Tür wegzuzerre­n und zu schlagen. Als die Flucht misslang, habe er die Kopfhörer zerrissen, die Kabel gegessen und Plastiktei­le aus dem Fenster geworfen. Der 30-Jährige wurde wegen räuberisch­en Diebstahls zu einer Freiheitss­trafe von einem Jahr, ausgesetzt zur Bewährung, verurteilt. Er muss 240 Sozialstun­den leisten. Neben den Kopfhörern hatte er Fahrradzub­ehör gestohlen. (jako)

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Symbolfoto: Bernd Thissen, dpa Immer mehr Wölfe kommen nach Bayern. Zuletzt wurde ein Tier im Landkreis Donau Ries gesichtet.
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