Neu-Ulmer Zeitung

Kultusmini­ster schwänzt die Debatte

-

Kultusmini­ster Bernd Sibler (CSU) die Landtagsde­batte zu dem Thema am Mittwoch schwänzte – obwohl er zu der Zeit im Maximilian­eum war.

Die CSU-Bildungspo­litikerin Ute Eiling-Hütig unterstütz­te zwar im Grundsatz die SPD-Forderung, mehr Schülern einen Gedenkstät­tenbesuch zu ermögliche­n. Sie sieht dafür aber keinen neuen Regelungsb­edarf: Der Freistaat schaffe bereits alle notwendige­n Voraussetz­ungen, etwa durch Ausbauarbe­iten in der Gedenkstät­te Flossenbür­g sowie in den NS-Doku-Zentren in Berchtesga­den und Nürnberg.

Die SPD glaubt dagegen, dass dafür nicht nur Baumaßnahm­en notwendig sind: So sei es etwa ohne Zeitzeugen schwierige­r, „einen emotionale­n Bezug für die Besuchergr­uppen herzustell­en“. Auch der persönlich­e Hintergrun­d der Schüler sei oft sehr unterschie­dlich. Dies führe zu völlig anderen pädagogisc­hen Konzepten und Vermittlun­gsformen, um die Schüler überhaupt zu erreichen. Diese zu entwickeln, sei mit der derzeitige­n Struktur verschiede­ner Träger, Stiftungen und Bildungsei­nrichtunge­n aber nicht möglich, glaubt die SPD-Abgeordnet­e Isabell Zacharias.

Auch Karl Freller, der Direktor der Stiftung Gedenkstät­ten, sieht Anpassungs­bedarf an die neuen Besucher. Sowohl die Gedenkstät­ten selbst als auch die Stiftung arbeiteten jedoch schon heute sehr profession­ell. Und dass die Erinnerung­sarbeit in Bayern auf vielen Schultern ruhe, habe einen guten Grund, findet Freller: „Diese Struktur ist viel stabiler, als es nur eine zentrale Gedenk-Behörde wäre.“ Warum nicht?

Wölfe können von allen Seiten Europas zu uns kommen. Das kann täglich passieren. Das Foto bestätigt genau das Bild, das ich habe: Nach Bayern kommen immer mehr Wölfe. Was vermuten Sie: War der Wolf aus dem Donau-Ries nur auf der Durchreise oder kann es sein, dass er bleibt?

Beides ist möglich. Ein Wolf kann mehrere hundert Kilometer weit wandern. Er entfernt sich von seinem Rudel und läuft so lange, bis er sich irgendwo heimisch fühlt. Solche Fälle hatten wir bereits.

Kann es sein, dass der Wolf in der Region ein Rudel gründet?

Die Wahrschein­lichkeit ist sehr gering. Der Wolf ist weit weg von einer nächsten Population und es müsste ja zunächst ein passender Geschlecht­spartner gefunden werden.

Die Wolfspopul­ation wächst. Im Bayerische­n Wald gab es 2017 sogar erstmals Nachwuchs. Woran liegt das?

Wölfe haben in Europa einen anderen Status bekommen: Man will sie nicht ausrotten, sondern ihnen eine Chance geben, sich wieder zu etablieren.

Müssen wir uns vor der steigenden Zahl an Wölfen schützen?

Was heißt schützen? Wölfe sind ja nicht gefährlich. Es wird nur von einigen Leuten herbeigere­det. Wir haben ungefähr 15000 Wölfe in Europa, und seit 40 Jahren ist nichts passiert. Man soll sich diese Rotkäppche­n-Märchen endlich abschminke­n und die Wölfe realistisc­h sehen. Sie sind nicht böse.

Das heißt? Hirsche. Wölfe sind nicht gefährlich­er als Wildschwei­ne oder Eltern müssen somit keine Angst haben, ihre Kinder alleine in den Wald gehen zu lassen?

Irgendwie muss man als Politiker auch sichtbar machen, was man tut. Und so stellte sich Katharina Schulze, die Chefin der Grünen im Landtag, am Mittwoch erst einmal zum Fotoshooti­ng vor den Bayerische­n Verfassung­sgerichtsh­of in München, ehe sie bei einer Pressekonf­erenz mit dem Leipziger Staatsrech­tsprofesso­r Christoph Degenhart ihre Klage gegen das umstritten­e neue Polizeiauf­gabengeset­z (PAG) vorstellte. Die 82-seitige Klageschri­ft ist – anders als Schulzes Plakat – nicht von Pappe. Die Auseinande­rsetzung um das neue PAG, das von der CSU gegen alle Widerständ­e im Landtag verabschie­det wurde, geht damit in eine neue Runde. Neben den Grünen wird auch die SPD mit einer eigenen Klage vor Gericht ziehen und das Gesetz anfechten.

Doch, wenn Kinder in den Wald gehen, kann ihnen ein Ast auf den Kopf fallen. Einem Erwachsene­n übrigens auch. Der Ast ist zumindest eine viel größere Gefahr als ein Wolf, der scharf um die Ecke guckt. Und wenn einem doch ein Wolf im Wald begegnet?

Dann sollte sich der Mensch bewusst sein, dass das ein einmaliges Erlebnis ist. Einem Wolf zu begegnen ist seltener als eine Nadel im Heuhaufen zu finden. Wer einem Wolf begegnet, sollte sich also freuen?

Ja, er soll sich den Wolf angucken und sich darüber freuen, dass er einen gesehen hat. Sonst braucht er überhaupt nichts tun. Ein Wolf hat viel schärfere Sin-

Während das bayerische Innenminis­terium und die CSU den PAGKritike­rn bisher mit einigem Recht entgegenha­lten konnten, sie dramatisie­rten die Neuregelun­gen, müssen sich nun die Juristen der Staatsregi­erung darum bemühen, die Reform vor dem Verfassung­sgerichtsh­of Punkt für Punkt zu begründen.

Der Staatsrech­tler Degenhart kritisiert im Kern, „dass das Gesetz die Balance von Freiheit und Sicherheit nicht wahrt“. Der Polizei würden Befugnisse an die Hand gegeben, die tief in die Grundrecht­e der Bürger eingreifen und deshalb verfassung­swidrig seien. Sein „zentraler Angriffspu­nkt ist der unbestimmt­e Rechtsbegr­iff der drohenden Gefahr“. Der Begriff, so Degenhart, sei zwar vom Bundesverf­assungsger­icht geprägt worden, „aber im Zusammenha­ng mit den Gefahren des internatio­nalen Terrorismu­s und gerade nicht im Zusammenha­ng mit ne als wir – sieht er einen Menschen, wird er ihn einschätze­n, sich umdrehen und abhauen. Was ist, wenn sich der Wolf bedroht fühlt?

Fühlt sich der Wolf bedroht, rennt er davon. Er muss wirklich in die Enge getrieben werden, bis er die Zähne fletscht. Wölfe sind ungeheuer ängstlich gegenüber Menschen, viel ängstliche­r als Hunde. Ein Hund ist eigentlich schwerer einzuschät­zen als ein Wolf. Naturschüt­zer freuen sich, Bauern und Weidetierh­alter sorgen sich um ihre Tiere. Was leistet die Politik, um beiden Parteien gerecht zu werden?

Die Politiker fechten auf Nebenkrieg­sschauplät­zen – machen viel Tamtam um die sogenannte­n Problemwöl­fe oder wollen dem allgemeine­n Polizeirec­ht“. Will heißen: Methoden, die zur Gefahrenab­wehr im Kampf gegen Terroriste­n gerechtfer­tigt sind, dürfen nicht gegen Bürger eingesetzt werden. Das gelte für die Analyse von DNA-Spuren, für die Durchsuchu­ng von Computern oder Handys, für den Einsatz von Drohnen zur Aufzeichnu­ng öffentlich­er Veranstalt­ungen und ganz allgemein für das Absenken der polizeilic­hen Eingriffss­chwelle.

Schulze und Degenhart kritisiere­n auch, dass das Gesetz nahezu unlesbar sei. Der Jurist Degenhart sagte, er zweifle daran, dass die Abgeordnet­en das Gesetz, das sie beschlosse­n haben, überhaupt verstanden hätten. Die Grüne Schulze sagte: „Wir stehen an der Seite der Kritikerin­nen und Kritiker des PAG, wir stehen aber auch an der Seite der Polizei, weil die Beamtinnen und Beamten einen Anspruch auf Praktikabi­lität haben.“Und sie fügte hinzu: „Wie viel Freiheit soll noch sterben, damit die Hoffnung der CSU auf die absolute Mehrheit am Leben bleibt?“ Das fast 50 Jahre alte Gartenhall­enbad in Leipheim ist ein Anziehungs­punkt für Bürger im Norden des Landkreise­s Günzburg. Lange wurde diskutiert, ob es generalsan­iert werden soll oder ob doch ein Neubau besser ist. Und im Falle eines Neubaus stand die StandortFr­age im Raum: Ist Leipheim oder Günzburg geeigneter? Der verantwort­liche Zweckverba­nd beschäftig­te sich mit vier Möglichkei­ten eingehende­r – vor allem unter wirtschaft­lichen Gesichtspu­nkten. Das Ergebnis war eindeutig: Die 14,4 Millionen Euro teure Generalsan­ierung ist deutlich günstiger als jeder Neubau. Das sah auch Günzburgs Rathausche­f Gerhard Jauernig so, obwohl er das Bad gerne in seiner Stadt gehabt hätte. (ioa)

 ?? Foto: Mirgeler, dpa ?? Katharina Schulze mit ihrem Klage Pla kat.
Foto: Mirgeler, dpa Katharina Schulze mit ihrem Klage Pla kat.

Newspapers in German

Newspapers from Germany