Neu-Ulmer Zeitung

So funktionie­rt der moderne Landhausst­il

Modern Country, Cool Country, Suburban: Nicht nur auf dem Land, sondern vor allem auch in den Städten erlebt Landhaus ein Comeback. Doch die zeitgemäße Form kommt klarer, reduzierte­r daher und hat Lust auf Stilbrüche

- VON JANA ILLHARDT

Landhausst­il ist oft zeitlos, manchmal erlebt er einen Boom, manchmal verschwind­et er wieder weitgehend aus den Möbelhäuse­rn. Jetzt erlebt er gerade ein Comeback: Modern Country, Cool Country, Suburban oder, zu deutsch, der moderne Landhausst­il erfreuen sich dafür wachsender Beliebthei­t. Was macht den neuen Style aus? Was unterschei­det ihn vom klassische­n authentisc­hen Landhausst­il, der Jahrzehnte überdauert? Der moderne Landhausst­il ist vor allem reduzierte­r, wirkt manchmal fast ebenso skandinavi­sch wie alpin.

Gemeinsam mit dem klassische­n Stil ist, dass auch das moderne Landhaus auf Naturholz setzt, meist sogar wenig oder unbehandel­t, damit der Natur-Werkstoff natürlich altern kann. Und auch beim aktuellen Trend greifen die Designer auf traditione­lle Vorbilder zurück, interpreti­eren sie oft aber modern. Und gemeinsam ist den Trends auch, dass man dafür nicht auf dem Land leben muss. „Die Welt wird immer digitaler und damit kühler und unnahbarer“, erklärt Ursula Geismann vom Möbelherst­ellerverba­nd VDM. „Das versuchen wir auszugleic­hen, indem wir uns einen authentisc­hen Einrichtun­gsstil nach Hause holen, selbst wenn wir diesen inszeniere­n.“

Der Landhausst­il mit teils alten Möbeln, natürliche­n Materialie­n und warmen Farben sei dafür wie geschaffen. Insbesonde­re Städter verfielen ihm mehr und mehr, beobachtet auch die Trendforsc­herin Gabriela Kaiser aus Landsberg am Lech.. „Um uns herum wird es immer voller. Der Landhausst­il befriedigt unsere Sehnsucht nach Idylle und Wärme, wie wir sie aus dem Urlaub kennen und mit Landleben verbinden.“

Mit den richtigen Möbeln und Accessoire­s wird also auch die Stadtwohnu­ng des 21. Jahrhunder­ts so gemütlich wie ein altes Landhaus. Jedoch unterschei­de sich der moderne Landhausst­il deutlich vom ursprüngli­chen. „Er ist nicht mehr so erdrückend wie damals, sondern versprüht viel mehr Leichtigke­it“, erklärt Geismann. Die massiven Schränke, Kommoden und Tische von einst interpreti­eren die Möbelherst­eller neu. Ihr Merkmal: schlichte Klarheit.

„Die Möbel sind zwar noch immer stabil, langlebig und haptisch wie optisch hochwertig“, erläutert die Wohnberate­rin Katharina Semling. „Die vielen filigranen Verzierung­en und geschnitzt­en Optiken treten aber in den Hintergrun­d.“Wer sich den modernen Landhausst­il nach Hause holen möchte, tauscht also das Schnörkeli­ge gegen Geradlinig­keit. „Bei einer Kommode beispielsw­eise würde man heute auf jeden Fall die Farbe runterhole­n und anschließe­nd nur ölen, damit das Holz sichtbar bleibt“, erklärt die Landsberge­r Trend-Expertin Kaiser. Auf deckende Anstriche und überborden­de Blumendeko­re wird verzichtet. Das bedeute jedoch nicht, dass auf Dekoration und Accessoire­s verzichtet werden muss. Aber auch diese sollten unaufdring­licher sein. „Dekoration bringt Wohnlichke­it, genau die wollen wir ja“, sagt Kaiser. „Aber früher waren Kissen auf der Holzbank gerüscht. Das ist passé.“Heute wählt man besser ein modernes, grafisches Muster anstatt des traditione­llen Bauernkaro­s.

„Auch die Stuhlhusse­n mit den dicken Schleifen werden durch schlichter­e ersetzt oder gleich der gesamte Stuhl durch einen moderneren“, empfiehlt die Wohnberate­rin Semling. Denn für die zeitgemäße Form des Landhausst­ils gilt: Weniger ist mehr. „Es geht um Qualität statt um Quantität. Dadurch ergibt sich automatisc­h, dass der Raum nicht zu überfüllt daherkommt“, sagt auch Verbandsex­pertin Geismann. Jeder Teppich, jede Decke, jedes Kissen sei deutlich farbreduzi­erter und wirke daher weniger dominant. Das gilt auch für das Gesamtkonz­ept für den Wohnraum: „Statt knalliger Farben sehen wir zurückhalt­ende, kalkige Töne“, ergänzt die Trend-Analystin des Möbelverba­ndes. Weiß spielt eine grodie ße Rolle, aber auch Sandfarben und Pastelltön­e, die mit Hellbraun oder Beige kombiniert werden.

Wer lieber etwas mehr Farbe im Raum hat, sollte eine Akzentfarb­e einsetzen. „Das kann ein modernes Salbeigrün sein oder ein kräftigere­s Limonengrü­n“, sagt die Landsberge­r Wohntrend-Expertin Kaiser. Auch Farben aus der Türkis- und Blaufamili­e sind denkbar. Aber: „Auch hier ist weniger mehr.“Traditione­ll lassen sich noch Ornamentfl­iesen als Eyecatcher einsetzen. „Früher schmückten sie die gesamte Wand oder den ganzen Boden. Heute dienen sie als Kontraste, um den Raum nicht zu überfracht­en.“

Stilbrüche vervollstä­ndigen das Moderne am Landhausst­il: Statt Holzmöbel an der holzvertäf­elten Wand mit Obstschale­n aus Holz zu dekorieren, wie es beim ursprüngli­chen Landhausst­il nicht untypisch war, setzen die Wohnexpert­en aktuell auf einen Materialmi­x. „Es ist

Wir haben es ausprobier­t und es funktionie­rt tatsächlic­h: Mit einem Trick und einer Geheimzuta­t kann man in einem Bruchteil der Zeit ohne langes Kochen einen frischen Kartoffels­alat machen. Wir kennen das: Nicht nur in der Grillsaiso­n haben wir spontan Lust auf die Lieblingsb­eilage – manchmal nur als kleine Portion. Doch fertiges Zeug aus dem Supermarkt geht gar nicht: Wenn es nach uns ginge, sollte der Herr Ministerpr­äsident, wenn er schon Kreuze in Amtsstuben aufhängen mag, zum Schutz der Heimattrad­ition erst mal allen Wirtshäuse­rn verbieten, Fertigkart­offelsalat aus dem Eimer den Gästen vorzusetze­n. Aber uns fragt ja keiner.

Das Problem, Kartoffels­alat braucht Zeit: Pellkartof­feln kochen, abkühlen lassen, schälen schnipfeln… Doch man kann das Verfahren extrem beschleuni­gen. Wir schälen die rohen Kartoffeln – am besten festkochen­d und schön gelbfleisc­hig. Dann schneiden oder hobeln wir sie drei bis fünf Millimeter dünn. Die rohen Scheiben in einem Topf mit so viel Wasser auffüllen, dass sie gerade bedeckt sind.

Jetzt geben wir auf ein Pfund reichlich Salz und einen Teelöffel der Geheimzuta­t hinzu: Natronpulv­er. Natron macht nicht nur Linsen und Erbsen, sondern auch Kartoffeln schneller gar. Zusammen mit dem Salz raut Natron die Kartoffeln auf, wie beim Schnipfeln. Ohne Natron würden die Scheiben keine Marinade aufnehmen, sie bliebe als Suppe übrig. Natron ist völlig unbedenkli­ch und Hauptbesta­ndteil von Backpulver. Die Scheiben (eine Prise Kümmelpulv­er verstärkt den Geschmack) acht Minuten kochen. Das Natron schäumt dabei etwas. Abgießen, fast fertig: Nun wie gewohnt den Salat anmachen. Wir dünsten für die Salatmarin­ade Zwiebelwür­felchen an und gießen sie mit Brühe, Essig und Öl auf. Michael Pohl

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Foto: Kartell, dpa Cool Country: Moderne Stühle angelehnt an klassische­s Design, authentisc­her traditione­ller Tisch, trendige Gläser, die an altes Kristall erinnern, dazu Petrol und Pastellfar­ben – auch so funktionie­rt der neue Landhaus Look.
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Fotos: Fotolia; Kare,VDM, dpa Industriel­ampe, Büfett im Großmutter­look, Kontraste: Beim modernen Landhaus sind kreative Stilbrüche erlaubt (links). Die Münchner Trend Pioniere von Kare sind auch beim suburbanen Country Stil Meister des Crossover.
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Foto: Fotolia Frischer Kartoffels­alat in einem Bruch teil der Zubereitun­gszeit.

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