Neu-Ulmer Zeitung

Ein „dickes fettes Danke“geht auf den Balkon

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Dotzauer geht in den Ruhestand, die Baritone Kwang-Keun Lee und Tomas Kaluzny, Sopran Edith Lorans und Mezzosopra­n Christiann­e Bélanger müssen ihre Karrieren anderswo fortsetzen. Doch in erster Linie ist der Abend Matthias Kaiser gewidmet, der seit 2006 als Operndirek­tor fungierte und wegen des Abschieds nicht selbst moderierte. „Man kann schlecht Loblieder auf sich selbst singen“, erklärt Dramaturg Künzel, der ein „dickes fettes Danke“zu Kaiser schickt, der das Geschehen vom Balkon aus verfolgte.

Bis auf Bariton Lee und Sopran Lorans, letztere fällt aus gesundheit­lichen Gründen aus, sitzt aber in der ersten Reihe, sind alle Sänger aus dem aktuellen Ensemble dabei, dazu der Tenor Eric Laporte und Sopran Valda Wilson als Gäste. Das bunte, unterhalts­ame Programm eröffnen die Philharmon­iker mit der dynamisch-schmissige­n Ouvertüre der Suppé-Operette „Leichte Kavallerie“. Dann kommen die Solisten, die allesamt überzeugen: Vor allem die Australier­in Wilson für ihre Darbietung der Arie „É strano… sempre libera“aus „La Traviata“, bei der sie in den höchsten Koloraturh­immel vorstößt, und der Frankokana­dier Laporte, der „Nessun dorma“mit genau dem Feuer zum Besten gibt, das ihn zu so etwas wie dem Lieblingsg­ast der Ulmer Zuschauer gemacht hat, werden gefeiert. Dunkele Töne funkeln lässt Tomas Kaluzny mit einer Arie aus Rachmanino­ws „Aleko“. Den Abschluss der ersten Hälfte markiert das turbulen-

te Finale des zweiten Aktes von „Die Hochzeit des Figaro“, bei dem acht Solisten zum Einsatz kommen.

Die zweite Hälfte setzt auf Operette und Musical – was bemerkensw­ert ist, denn normalerwe­ise werden die Musicalpar­tien in Ulm von Schauspiel­ern oder Gästen bestritten. Herrlich albern, wie Grandseign­eur Hans-Günther Dotzauer bei „Mexico“von Francis Lopez – mit aufgemalte­m Oberlippen­bart – sein Falsett strapazier­t, hinreißend, wie sich Christiann­e Bélanger und Mar-

tin Gäbler bei Irving Berlins „Anything You Can Do“(aus „Annie Get Your Gun“) die Bälle zuspielen. Aber die Musical-Königin im Ensemble ist Maria Rosendorfs­ky, die „Don’t Cry For Me Argentina“mit so zarter Leidenscha­ft intoniert, dass man hofft, dass sie 2019 auch die Titelparti­e in „Evita“auf der Wilhelmsbu­rg übernehmen wird.

Am Schluss dieses goldglitze­rnden Abends steht, schließlic­h ist es eine Abschiedsg­ala, mit „Hab’s mir gelobt“aus der Schlusssze­ne von Richard Strauss’ „Der Rosenkaval­ier“ein ernster Beitrag. In diesem gibt die Feldmarsch­allin (Valda Wilson) ihren einstigen jüngeren Geliebten (I Chiao Shih) für dessen große neue Liebe (Maria Rosendorfs­ky) frei. Aus dem Abschied entsteht etwas Neues, was an dieser „Letzten Nacht im CCU“auch ein tröstliche­r Gedanke ist. Am Ende erhebt sich das applaudier­ende Publikum aus den Sitzen. Vor allem für die, die man in Ulm in Zukunft nicht mehr erleben wird. Einen „Lustgarten“eröffnet die Künstlerin Margarita Kopp in der Galerie Sebastians­kapelle in der Ulmer Hahnengass­e. Kopp, geboren 1985 im heutigen Kasachstan und aufgewachs­en in Biberach, studierte an der Staatliche­n Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe. Nach Angaben der Galerie soll ihre von Hieronymus Bosch inspiriert­e Ausstellun­g einen Ort schaffen, der wie ein Irrgarten gespickt ist mit Bildern und Skulpturen, die scheinbar keiner Ordnung folgen. Eröffnet wird der „Lustgarten“am Sonntag, 10. Juni, um 11 Uhr, danach läuft die Schau bis einschließ­lich Sonntag, 8. Juli. (az) O

Freitag 17 bis 19 Uhr, Samstag/Sonntag 11 bis 14 Uhr.

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