Neu-Ulmer Zeitung

Nur „Eingeweiht­e“schenken den Caches Beachtung

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abschirmen. Es ist ein sommerlich warmer Tag. Keiner würde dieses viereckige Blech, auf dem nur Zahlen zu sehen sind, in irgendeine­r Weise beachten. Passanten mit Einkaufstü­ten gehen an dem Paar vorbei, ein Auto manövriert sich in die Parklücke neben den beiden. „Okay, wir brauchen die drei Zahlen der sechsten Reihe“, sagt der junge Mann zu seiner Freundin. 761. Kurz notiert, dann gehen die beiden in Richtung Stadtbibli­othek.

Der Geocache von Sandra und Chris ist einer von mehr als 3000 in Augsburg und Umgebung. In Deutschlan­d sind 380 000 Verstecke verzeichne­t, auf der Welt über drei Millionen. In 191 Ländern sind Geocaches versteckt. Selbst in der Antarktis kann man die kleinen Schatzkist­en finden. Deutschlan­d hat eine aktive Gemeinscha­ft an Geocachern. Nach den USA sind hierzuland­e die meisten Caches zu finden.

Alle zwei Monate veranstalt­et „Team Xemori“, wie sich Sandra und Chris auf Geocaching.com nennen, einen Stammtisch. Rund 30 Leute kommen jedes Mal. „Unter Geocachern kennt man sich“, sagt die 22-Jährige. „Und man weiß, wie jeder so tickt.“Geocaching ist für viele Menschen nicht nur ein Hobby. Für manche ist es eine Sucht. Da gibt es die Statistik-Cacher, wie Sandra sie nennt. Das sind diejenigen, die sich in möglichst vielen Logbüchern eintragen wollen. Die von einem Cache zum nächsten hasten, damit ihre Statistik auf der Geocaching-Internetse­ite nach oben steigt. Je mehr gefundene Dosen, desto mehr Anerkennun­g in der Community. Das lehnt der Gourmet-Cacher ab. Für ihn stehen keine Zahlen, sondern Erlebnisse im Vor- dergrund. Ein schöner Blick von der Stadtmauer, ein gemütliche­r Spaziergan­g durch den Siebentisc­hwald – der Gourmet-Cacher will nicht im Dreck wühlen oder sich in Gefahr bringen. Den Part übernehmen die Hardcore-Cacher.

Auf der Jagd nach den schwierigs­ten Geocaches riskieren sie ihr Leben. So starb vergangene­s Jahr ein 61-Jähriger in Kayhude, rund 30 Kilometer nördlich von Hamburg. Mit drei Freunden war der Mann auf der Suche nach einem Cache. Er bestieg einen Baum und erlitt vor Erschöpfun­g einen Herzinfark­t. Unfälle sind beim Geocaching nicht selten, eigene Statistike­n gibt es dazu aber nicht. Doch in Internetfo­ren wird über das Risiko beim Suchen und Finden der Mini-Schätze diskutiert. Meist passieren Unfälle, weil das Versteck sich an einem gefährlich­en Ort befindet. Ob Höhlen,

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