Neu-Ulmer Zeitung

Wenn das Kaninchen einsam ist

Drei Jahre lang lebte Karotta mit Nagobert in trauter Zweisamkei­t. Doch eines Tages war Nagobert plötzlich tot. Was tun mit der hinterblie­benen Kaninchend­ame?

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Kaninchen sind gesellige Gruppentie­re, in Wissenscha­ftssprache heißt das, sie sind obligat sozial. Die meiste Zeit des Tages verbringen sie in Kontakt mit Artgenosse­n. Sie kuscheln sich aneinander, sie putzen und beknabbern sich gegenseiti­g. Sie veranstalt­en vereinsame­n sie wirklich schnell. Außerhalb menschlich­er Obhut würde nie ein Kaninchen allein leben. Darum muss so schnell wie möglich ein Ersatz für Nagobert gefunden werden. Doch wie bringt man zwei Kaninchen zusammen, ohne dass die Fetzen fliegen? Hier ein paar Grundlagen:

Kaninchen sind Reviertier­e, sie verteidige­n ihr Territoriu­m. Setzt man das neue Kaninchen einfach in das bestehende Gehege des alten Tieres, wird dieses mit Abwehr reagieren. Die Lösung: Beide Tiere sollten sich außerhalb des bestehende­n Reviers auf neutralem Boden kennenlern­en. Das kann beispielsh­aben, weise ein separater Raum im Haus sein oder ein neu abgesteckt­es Gehege im Garten. Man braucht anfangs zwei Häuschen und zwei Futterstel­len. Beide Tiere ziehen gleichzeit­ig ein! Wichtig auch: Sie brauchen viel Platz, um sich aus dem Weg gehen zu können. Je mehr, desto stressfrei­er läuft die Vergesells­chaftung. Achtung: Es sollte nirgends Sackgassen geben, jedes Häuschen braucht einen Hinterausg­ang.

Die erste Annäherung kann nun freundlich, zurückhalt­end oder rabiat verlaufen. Keine Sorge, fliegende Fellbüsche­l und kleinere Beißereien sind anfangs normal. Sie erreichen nach zwölf bis 24 Stunden ihren Höhepunkt, danach werden die Kämpfe und das gegenseiti­ge Jagen rasch weniger. Nur nicht zu schnell eingreifen und vor allem nicht schlichten oder einen der beiden beschützen wollen! Dann finden die Tiere nicht zu ihrer Rangordnun­g. Nach wenigen Tagen wird es friedliche­r. Wenn die Kaninchen gemeinsam fressen und sich aneinander­kuscheln, dürfen sie zusammen in das ursprüngli­che Gehege übersiedel­n. Sollten die beiden Langohren in der Anfangspha­se allerdings so aneinander­geraten, dass sie sich ineinander verbeißen und Wunden auftreten, müssen die Tiere getrennt werden. Dann ist es besser, ein anderes Tier als Partner auszuwähle­n.

Weil Kaninchend­amen untereinan­der häufiger streiten, empfiehlt es sich in Karottas Fall, wieder einen kastrierte­n Bock dazu zu nehmen. Die Kastration muss mindestens sechs Wochen vergangen sein. So lang ist das männliche Kaninchen nach der OP noch zeugungsfä­hig.

ist Tierärztin. Seit zehn Jahren ver knüpft sie die Leidenscha­ft für die Tiermedizi­n mit dem Spaß am Schreiben.

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Foto: Sirikorn, Fotolia Normalerwe­ise verbringen Kaninchen die meiste Zeit des Tages in Kontakt mit Art genossen, kuscheln sich aneinander oder putzen sich.
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