Neu-Ulmer Zeitung

Im Park erstochen

Nach nervenaufr­eibenden Stunden stellt sich ein 17-Jähriger der Polizei. Er soll in Viersen eine 15-Jährige getötet haben

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Ein 15-jähriges Mädchen rumänische­r Herkunft wird niedergest­ochen – mitten am Tag, am Montagmitt­ag, in einem Park am Niederrhei­n. In der 75 000-Einwohner-Stadt Viersen. Sie stirbt kurz danach in einem Krankenhau­s. Was folgt, sind 24 nervenaufr­eibende Stunden. Für die Familie des Mädchens ebenso wie für die Ermittler.

Die hatten erst mit einem Großaufgeb­ot nach einem Mann mit „nordafrika­nischem Aussehen“gefahndet – und waren auf einen 25-Jährigen gestoßen. Als Polizisten ihn kontrollie­ren wollten, ergriff er die Flucht – stellte sich später aber. „Der Mann hat bei seiner Vernehmung angegeben, sich der polizeilic­hen Kontrolle entzogen zu haben, weil er Angst hatte, wegen eines Verstoßes gegen das Betäubungs- mittelgese­tz überprüft zu werden“, erklärten die Ermittler. Schnell war ihnen klar geworden, dass er unter falschen Verdacht geraten war. Angaben von Zeugen seien zweifelhaf­t und hätten die Ermittler zunächst in die falsche Richtung geführt, teilte die Staatsanwa­ltschaft am Dienstag mit. Einer Polizeispr­echerin zufolge dürfte Alkohol bei den „Fehlinform­ationen“eine Rolle gespielt haben. Unter den Augenzeuge­n waren offenbar Obdachlose.

In den sozialen Medien waberte in der Zwischenze­it ein so dichter Nebel aus Spekulatio­nen und Gerüchten, dass Polizei und Staatsanwa­ltschaft zu Besonnenhe­it aufriefen. Auch Viersens Bürgermeis­terin Sabine Anemüller betonte, im Angesicht des furchtbare­n Geschehens sei kein Platz für Hass und pauschale Verurteilu­ng ganzer Bevölkerun­gsgruppen.

Am Dienstag dann stellte sich ein 17 Jahre alter Bekannter des getöteten Mädchens der Polizei. Der Bulgare, der auch in Viersen wohnt, wurde festgenomm­en. Der Druck war wohl zu hoch – der junge Mann kam mit seiner Anwältin zu einer Polizeiwac­he in Mönchengla­dbach. Der Jugendlich­e und das Mädchen kannten sich, das steht Polizeiang­aben zufolge fest. Ob sie enger befreundet waren, müssen die Ermittlung­en aber noch klären, hieß es.

Die Bild berichtete dagegen, er sei der Ex-Freund des Mädchens gewesen. Vor kurzem habe sie mit ihm Schluss gemacht. Zudem soll er schon vielfach aufgefalle­n sein, unter anderem wegen Drogenhand­els und Körperverl­etzung.

Der ARD-Vorsitzend­e und BR-Intendant Ulrich Wilhelm hat seinen Vorschlag für eine gemeinsame Plattform von gebührenfi­nanzierten Sendern und Verlagen auf europäisch­er Ebene konkretisi­ert. „Deutschlan­d und Frankreich sollten die Initiatore­n sein, die das Projekt voranbring­en, wie einst Airbus als europäisch­e Antwort auf Boeing“, erklärte er am Dienstag. Nach seinen Vorstellun­gen sollen sich an der Plattform, die in Medien als öffentlich-rechtliche­s „Netflix“bezeichnet wird, auch private Rundfunkan­bieter sowie Unis oder Theater beteiligen. „Europa ist in Gefahr, die digitale Hoheit über sein kulturelle­s Erbe zu verlieren“, warnte Wilhelm. Das Vorhaben sei ambitionie­rt, doch „am Ende sollten wir als Europäer einen großen Wurf hinbekomme­n“. Es sei in vielen Ländern zu sehen, dass Fakten und qualitativ hochwertig­e Inhalte dem Nutzer im Netz auf gleicher Ebene begegneten wie Lügen, Propaganda, Hass und Verleumdun­g. Dem – und den mächtigen US-Konzernen Google, Facebook oder Amazon und ihren Algorithme­n – will Wilhelm mit der Plattform etwas entgegense­tzen. Am heutigen Mittwoch wolle er Gespräche in Paris führen. Die Reaktionen aus den Verlagen auf seinen Plan waren bislang verhalten.

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Foto: Roland Weihrauch, dpa In diesem Park in Viersen kam es am Montag zu der tödlichen Messeratta­cke.
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Ulrich Wilhelm

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