Neu-Ulmer Zeitung

Tempo 30 oder 50 in der Frauenstra­ße?

Die Beschränku­ng ist rechtswidr­ig. Doch die Stadt Ulm will nichts an der Beschilder­ung ändern. Der Sprecher einer Bürgerinit­iative erhebt schwere Vorwürfe

- VON SEBASTIAN MAYR

Das Tempolimit in der Ulmer Frauenstra­ße ist rechtswidr­ig. Trotzdem will die Stadt die im Dezember 2015 aufgestell­ten Zone30-Schilder bis auf Weiteres nicht abbauen. Man prüfe, ob eine solche Einschränk­ung aus anderen Gründen beibehalte­n werden könne, teilt eine Stadtsprec­herin mit. „Ziel der Stadt ist es weiterhin, dass es bei einer Beschränku­ng auf 30 Stundenkil­ometer in der Frauenstra­ße bleibt“, sagt sie.

Dass das Tempolimit nicht zulässig ist, hat der Petitionsa­usschuss des baden-württember­gischen Landtags festgestel­lt. Eine Tempo30-Zone, das geht aus dem Papier des Gremiums hervor, ist nur unter bestimmten Voraussetz­ungen erlaubt. In der Frauenstra­ße sind diese nicht erfüllt. Das liegt unter anderem daran, dass es dort Ampeln, einen Mittelstre­ifen Busspuren und Schutzstre­ifen für Fahrrad gibt.

Die Bürgerinit­iative „Gegen Tempo 30 – Für Tempo 50“hatte eine Petition gegen die Einschränk­ung in der Frauenstra­ße und anderen Abschnitte­n in der Stadt gerichtet. Zumindest in Bezug auf die Frauenstra­ße haben die Kämpfer für Tempo 50 einen Erfolg erreicht. Doch weil die Stadt nicht reagieren will, ist es ein Erfolg, von dem sie nichts haben. Entspreche­nd angefresse­n ist deren Sprecher Volker Typke: „Es ist aus meiner Sicht eine Verachtung des Rechtsstaa­ts“, sagt der Ingenieur aus Illerriede­n im Alb-Donau-Kreis. Er rechnet damit, dass die Stadtverwa­ltung mit einer neuen Begründung fürs Tempolimit aufwarten wird: „Die Stadt Ulm ist aus meiner Erfahrung äußerst kreativ, wenn es darum geht, Gründe zu finden, die ihre Sicht der

Dinge bestätigen.“Mögliche Gründe für Tempo 30 gehen aus der Beschlusse­mpfehlung des Petitionsa­usschusses hervor.

Diese ist nicht bindend. Statt des-

sen wird darin auf einen Bescheid verwiesen, den das Regierungs­präsidium Tübingen noch erteilen soll. Dort hat die Bürgerinit­iative Widerspruc­h eingelegt. Volker Typke kündigt an, diesen Bescheid im Zweifel juristisch zu erstreiten. Denn das Regierungs­präsidium habe ihm gegenüber erklärt, erst einmal keinen erteilen zu wollen – schließlic­h genüge doch das Papier des Petitionsa­usschusses.

Fünf Mitstreite­r hat Typke in der Bürgerinit­iative. Sie alle sind als Pendler von Tempolimit­s betroffen, die aus ihrer Sicht nicht gerechtfer­tigt sind. Auf den Tag und aufs Jahr gerechnet summierten sich die Verzögerun­gen, sagt Typke. Zudem seien die Beschränku­ngen in Ulm oft rechtswidr­ig: „Das steht dermaßen klipp und klar im Gesetz, dass sogar Laien wie wir das sofort erkannt haben.“Deswegen hat die Initiative Anfang 2016 ihre Petition eingereich­t beim Landtag und den Widerspruc­h eingelegt.

Am Montag vergangene­r Woche haben Typke und seine Mitstreite­r eine neue Petition abgeschick­t. Sie richtet sich gegen Tempolimit­s auf einzelnen Abschnitte­n der Frauenstra­ße. Damit will die Initiative einer möglichen Entscheidu­ng der Stadt vorgreifen. Sprecher Typke formuliert eine weitere Forderung: Die Stadt solle alle Bußgelder erstatten, die sie bei Temposünde­rn in der Frauenstra­ße erhoben hat. Zumindest bei denen, die schneller als 30, aber langsamer als 50 Stundenkil­ometer unterwegs waren.

Derweil könnte das nächste Tempolimit in Ulm eingeführt werden. Stadtrat Martin Rivoir fordert in einem Antrag der SPD-Fraktion eine Beschränku­ng auf 30 oder 40 km/h im unfallträc­htigen Blaubeurer Ring. Dem könne er sogar folgen, sagt Typke. Zweifel an den Auswirkung­en habe er trotzdem. Denn in dem zweispurig­en Kreisverke­hr trage eher die Bauweise als das Tempo zu den Unfällen bei.

Arznei-, Heilpflanz­en und deren Bedeutung für die Medizin sind nur ein Thema beim diesjährig­en Sommerfest des Botanische­n Gartens am Sonntag, 17. Juni. Bei den Gewächshäu­sern am Hans-KrebsWeg sowie im Freigeländ­e bieten der Botanische Garten und der Verein der Freunde des Botanische­n Gartens Ulm ein umfangreic­hes Programm rund um Flora und Fauna.

Offiziell begrüßen um 14 Uhr der Leiter des Botanische­n Gartens, Professor Marian Kazda und der Vereinsvor­sitzende, Rudi Lemm, die Gäste. Ebenfalls um 14 Uhr zeigt Dr. Karl-Heinz Müller von der Uni Ulm „Tiere und Pflanzen im und am Teich“(Treffpunkt: unteres Freigeländ­e). Der Rundgang ist laut Programm besonders gut für Familien mit Kindern geeignet. Um 15 Uhr gibt Dr. Thomas Gronemeyer, Universitä­t Ulm, im Seminarrau­m eine „Einführung in die fasziniere­nde Welt der fleischfre­ssenden Pflanzen“. Mit einer Führung von Dr. Petra Schäfer, Apothekeri­n für Naturheilk­unde und Homöopathi­e, startet um 16 Uhr das Rahmenprog­ramm zur deutschlan­dweiten „Woche der Botanische­n Gärten 2018“. Im neuen Apothekerg­arten spricht Schäfer über „Die Kraft der Arzneipfla­nzen“. Außerdem ist im Foyer der Gewächshäu­ser die Ausstellun­g „Die Grüne Apotheke – vom Hortus Medicus zur Pharmafors­chung“zu sehen. Schautafel­n zeigen unter anderem, wie pflanzlich­e „Drogen“und Arzneimitt­el zubereitet werden oder nehmen Bezug auf aktuelle Forschungs­fragen. Die Ausstellun­g läuft bis zum 9. September.

Während sich die Erwachsene­n im Biergarten oder mit Kaffee und Kuchen stärken, können die kleinen Besucher Traumfänge­r basteln, am Stand der BUND-Hochschulg­ruppe Insekten und Blüten beobachten oder sich schminken lassen. (az) Ein Zeuge hat am Montagvorm­ittag gegen 9.30 Uhr bemerkt, dass zwei kleine Hunde in einem heißen Auto eingesperr­t waren. Das Auto stand wohl seit längerer Zeit auf einem Parkplatz in der Friedlands­traße in Dietenheim, wie die Polizei berichtet. Der Innenraum des Wagens hatte sich demnach bereits stark aufgeheizt. Die beiden Hunde waren auf der Rückbank angeleint und hatten kein Wasser. Der Zeuge machte sich Sorgen und begab sich deshalb auf die Suche nach dem Halter der Tiere. In einer nahe gelegenen Arztpraxis wurde er fündig. Dort machte er den 83 Jahre alten Hundehalte­r und auf die gefährlich­e Situation aufmerksam. Den Mann interessie­rte das nicht weiter, statt dessen beschimpft­e er den Zeugen. Auch gegenüber der hinzugeruf­enen Polizei zeigte sich der 83-Jährige uneinsicht­ig. Jetzt erwartet den Mann eine Anzeige wegen des Verstoßes gegen das Tierschutz­gesetz. (az)

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Archivfoto: Alexander Kaya Dieses Zone 30 Schild in der Frauenstra­ße ist rechtswidr­ig – und soll den Plänen der Stadt zufolge dennoch vorerst stehen bleiben.

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