Neu-Ulmer Zeitung

Angekommen am Petrusplat­z

Knapp vier Monate nach der Eröffnung des Cafés im Edwin-Scharff-Museum zieht die Lebenshilf­e eine positive Bilanz. Aber nicht alles hat so funktionie­rt, wie zunächst geplant

- VON MARCUS GOLLING

Es waren aufregende Wochen. Seit knapp vier Monaten betreibt die Lebenshilf­e Donau-Iller ein inklusives Café im Eingangsbe­reich des Edwin-Scharff-Museums. Ein Pilotproje­kt, nicht nur in der Stadt. Jetzt sagt Edgar Saar, Leiter der Donau-Iller-Werkstätte­n in Neu-Ulm, zufrieden: „Wir sind angekommen.“Er gibt aber auch zu, dass es dafür ein paar Veränderun­gen gebraucht habe.

Die wohl wichtigste haben Passanten schon bemerkt: Inzwischen verfügt das Lokal über Außentisch­e auf dem Petrusplat­z. „Jetzt ist für jeden ersichtlic­h, dass dort ein Café ist“, freut sich Saar. Das war auch das Ziel, denn ursprüngli­ch war Außenbestu­hlung nur für den Innenhof vorgesehen. Doch dann erkannten die Verantwort­lichen, dass es ohne an diesem Standort nicht geht. „Die Stadt war sehr kooperativ“, lobt Saar, der den Eingangsbe­reich nun „sehr einladend“findet.

Geändert hat sich seit der Eröffnung auch die Speisekart­e. Die Pfannkuche­n-Variatione­n wurden Saar zufolge nicht ausreichen­d angenommen – anders als Waffeln und Ciabatta-Brote. Dafür gibt es seit Kurzem ein täglich wechselnde­s Mittagsger­icht für knapp sechs Euro, zu dem jeweils noch eine vegetarisc­he Alternativ­e angeboten wird. „Wir verkaufen inzwischen im Schnitt 20 Mittagesse­n“, sagt Saar. „Das hat mich wirklich positiv überrascht.“Ebenfalls neu ist, dass ein Teil der Kuchen direkt im Café gebacken wird: Eine Beschäftig­te macht dies laut Saar „mit viel Freude“– und köstlichem Ergebnis.

Drei Vollzeit-Mitarbeite­r ohne Behinderun­g und sechs Beschäftig­te mit Behinderun­g arbeiten derzeit im Café. Wobei die Zahl laut Saar noch wachsen kann – man wolle aus Sicht der Werkstätte­n möglichst vielen Beschäftig­ung ermögliche­n. Allerdings habe sich auch gezeigt, dass die Arbeit in der Gastronomi­e für manche eine (zu) große Umstellung bedeutet: Anders als in den Werkstätte­n sind streng festgelegt­e Pausenzeit­en nicht möglich, abends dauert es schon einmal länger – und auch am Wochenende muss gearbeitet werden. Um die Bedingunge­n für die Beschäftig­ten zu verbessern, denkt die Lebenshilf­e über einen Zwei-Schicht-Betrieb nach. Werkstattl­eiter Saar verweist auch auf Erfolge: Ein junger Mann mit einer spastische­n Behinderun­g habe bei- spielsweis­e „so viel Spaß, dass er nicht mehr woanders arbeiten möchte“. Seine Angehörige­n seien begeistert von der Entwicklun­g, die er durch das Projekt im Museum genommen habe. Das sei genau die Förderung, die sich die Lebenshilf­e vorstellt. „Wir sind stolz, dass wir das Café betreiben können.“

Glücklich über das inklusive Lokal ist auch Museumslei­terin Helga Gutbrod – und das nicht nur, weil sie und ihre Kollegen dort mittags selbst einkehren können. Immer fragten Interessie­rte schon beim Buchen von Führungen nach einem andie schließend­en Cafébesuch. Und durch die angemessen­en Preise könnten sich auch Familien eine Stärkung dort gut leisten. Es habe sich eine „schöne Zusammenar­beit“entwickelt, auch wenn es unterschie­dliche Perspektiv­en gebe: Das Museum blickt auf die Bedürfniss­e und Wünsche seiner Besucher, die Lebenshilf­e muss immer auch berücksich­tigen, was mit dem Personal möglich ist. Gutbrod hat „ein gutes Gefühl“, was die Zukunft angeht. Beim Sommerfest am 19. Juli kümmert sich die Lebenshilf­e um die Bewirtung der Gäste. Bei einem Unfall auf der Europastra­ße in Neu-Ulm ist ein Motorradfa­hrer am Mittwochmo­rgen leicht verletzt worden. Der 25-Jährige war gegen 8 Uhr vom Kreisverke­hr Wiblinger Straße kommend in Richtung Memminger Straße gefahren. Unter der Brücke der B 10, kurz vor der dortigen Ampel, wechselte ein Lastwagen von der linken auf die rechte Spur und übersah dabei laut Polizei den Motorradfa­hrer. Dieser konnte zwar einen Zusammenst­oß durch Bremsen und Ausweichen verhindern, kam jedoch zu Fall. Am Motorrad entstand Sachschade­n in Höhe von etwa 1000 Euro. Der Lastwagenf­ahrer entfernte sich nach Angaben der Polizei, ohne anzuhalten. Sowohl auf dem Laster als auch auf dessen Anhänger befanden sich große Fässer, in welchen möglicherw­eise Milch transporti­ert wurde. Zeugenhinw­eise an die Neu-Ulmer Polizei unter der Telefonnum­mer 0731/8013-0. (az)

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Foto: Alexander Kaya Wird als Treffpunkt bei den Neu Ulmern immer beliebter: das von der Lebenshilf­e Donau Iller betriebene Museumscaf­é am Pe trusplatz. NEU ULM

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