Neu-Ulmer Zeitung

Wie geht es der Unglücks Kuh?

Vor wenigen Wochen war die trächtige Regina in ein Loch gestürzt. Fünf Tage lang musste sie in sechs Metern Tiefe ausharren. Sie ist nicht der einzige tierische Pechvogel

- Wera Engelhardt, dpa

Niemand hatte damit gerechnet, Regina lebend zu finden. Jetzt grast die trächtige Kuh friedlich auf einer Wiese in der Gemeinde Halblech im Landkreis Ostallgäu. „Sie macht sich gut“, sagt ihr Besitzer Markus Grieser. Das ist nicht selbstvers­tändlich, denn Regina hat ein echtes Abenteuer hinter sich.

Vor einigen Wochen war sie wohl beim Grasen in ein Loch im Boden gestürzt – sechs Meter in die Tiefe (wir berichtete­n). Dort musste sie fünf Tage lang ausharren, ohne Futter und Wasser. Bis ein Urlauber nichts ahnend über die Wiese spazierte und auf das Loch aufmerksam wurde – samt der Kuh darin. Der Urlauber alarmierte den Landwirt eines nahe gelegenen Gehöfts, der wiederum Reginas Besitzer Grieser informiert­e. Der rückte mit dem Bagger an, erweiterte das Loch und stieg zu seiner Kuh hinab. „Sie hat mich erkannt und gemuht“, berichtet der 49-jährige Landwirt. Mit einer Seilwinde wurde die Kuh aus dem Schlamm im Boden befreit und an die Oberfläche gezogen. Schon unmittelba­r nach ihrer Rettung habe sie auf allen vieren gestanden und sei weggetrott­et. Mit einem Viehtransp­orter sei die neunjährig­e Regina dann zurück zum Stall gebracht worden. „Dort hat sie direkt 40 Liter Wasser gesoffen“, sagt ihr Besitzer. Markus Löchle, Kommandant der Freiwillig­en Feuerwehr Buching, die das Loch während der Oberbayern, bei der das Bergamt Südbayern angesiedel­t ist, weiß mehr über die tückische Stelle. Unter dem Grundstück sei Ende der 1940er Jahre Braunkohle abgebaut worden, erklärte er. „Die Existenz einiger Stollen ist dem Bergamt Südbayern und dem Grundstück­seigentüme­r seit längerem bekannt.“Diese seien entspreche­nd beobachtet worden, vorhandene Öffnungen habe man verfüllt. Der Bruch des Stollens, der durch starke Regenfälle und das Gewicht der Kuh entstanden war, sei mittlerwei­le mit Kies aufgefüllt worden. „Beim Bergamt Südbayern laufen aktuell detaillier­tere Erkundunge­n zum vorliegend­en Altbergbau in Halblech“, teilte Nell weiter mit. Details zur Lage von Bergwerksz­ugängen in der Gegend nenne seine Behörde aus sicherheit­srechtlich­en Gründen grundsätzl­ich nicht.

Es braucht allerdings keinen alten Bergstolle­n, damit Tiere in missliche Lagen geraten. Im April hatte eine Ziege für Aufsehen gesorgt, die aus einem Steinbruch in Unterfrank­en gerettet wurde. Flöckchen, so hieß das Tier, war vor zwei Jahren auf dem Weg zum Schlachter ausgerisse­n und hatte danach wild in der Gegend des Steinbruch­s bei Collenberg gelebt. Zuletzt war die weiße Hausziege auf einen Vorsprung in einer steilen Felswand des Steinbruch­s geraten und dort etwa eine Woche lang gefangen gewesen. Sie lebt jetzt auf einem Gnadenhof. Ende Mai war eine Kuh auf einer Alm in Oberbayern ihrer eigenen Wege gegangen – und auf einem Baugerüst gelandet. Das Tier sei „auf der Suche nach Abwechslun­g“bei Oberaudorf nahe der Grenze zu Österreich auf das an einer Brücke installier­te Gerüst gestiegen, dann über zwei Etagen abgerutsch­t und nicht mehr weitergeko­mmen, schrieb die Feuerwehr damals auf Facebook. Und auch einen aktuellen Fall gibt es: Erst in dieser Woche hatte sich eine Ziege in Unterfrank­en auf das Dach eines Bahnhofs verirrt.

Kostenlose­s WLAN und Begegnungs­cafés: Friedhofsb­etreiber müssen sich Experten zufolge auf die Digitalisi­erung einlassen und für die Besucher Kommunikat­ionsmöglic­hkeiten sowie Kultur bieten. Der Experte für Sepulkralk­ultur, Reiner Sörries, forderte am Freitag in Nürnberg beim „Friedhofsk­ulturkongr­ess“, der Friedhof der Zukunft sollte die Suche nach Gräbern per GPS anbieten oder Drohnen einsetzen, um entfernt wohnenden Verwandte einen Blick auf das Grab der Großeltern zu ermögliche­n. Ein QR-Code auf dem Grabstein oder Videoübert­ragungen von Beerdigung­en seien keine Zukunftsmu­sik mehr.

Viele Menschen würden sich heute aus Kostengrün­den nicht mehr für ein Grab auf dem Friedhof entscheide­n, stellte Sörries fest. Er rief die Friedhofsv­erwaltunge­n auf, effiziente­r zu arbeiten und sich zu Arbeitsgem­einschafte­n zusammenzu­schließen.

Der Friedhof sei immer schon einem Wandel unterworfe­n gewesen, erklärte Sörries. Beispielsw­eise habe es um die Nürnberger Kirchen St. Lorenz und St. Sebald vor 500 Jahren Friedhöfe gegeben, „die vermisst heute keiner mehr“. Den Friedhof in 100 Jahren würden die heute Lebenden nicht erleben, „aber ich habe die Wahl, diesen Prozess mitzugesta­lten“, sagte der Experte.

Zum Friedhofsk­ulturkongr­ess kamen am Freitag rund 100 Teilnehmer. Ziel des Kongresses sei es, über einen modern gestaltete­n Friedhof nachzudenk­en, sagten die Veranstalt­er. (epd)

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Foto: Karl Josef Hildenbran­d, dpa Markus Grieser und seine Kuh Regina, die ein echtes Abenteuer hinter sich hat. Fünf Tage lang war die trächtige Kuh verscholle­n. Dann wurde sie in einem sechs Meter tiefen Loch gefunden und gerettet.
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Symbolfoto: dpa In Zukunft könnten Gräber mit GPS ge sucht werden.

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